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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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die sicher schon mehr Jahre auf dem Buckel hatten, als Gaare. Erst dann ließ er sich im Sessel uns gegenüber nieder, und ergriff das Wort. „So, was kann ich für euch tun?“
    „Erzähl ihm, was du mir und Vater erzählt hast“, forderte Erion mich auf.
    Also tat ich es. Erzählte ihm davon, wie ich aufgewacht war, und beinahe sofort wieder Ohnmächtig wurde. Die ersten Stunden meiner Erinnerung zu konstruieren war gar nicht einfach, weil alles leicht im Nebel lag. Es war eigentlich mehr eine Wiedergabe von den Dingen, die Fang gestern erzählt hatte. Im Grunde aber bekam ich es ganz gut hin.
    Meine Geschichte beinhaltete vermutlich viel zu viele Einzelheiten, aber ich konnte mich einfach nicht stoppen, als ich ihnen erklärte, was ich alles im Lager des Wolfbaumrudels erlebt hatte. Vielleicht lag es daran, dass die Dinge hier so anderes waren, als alles was ich kannte. Auf jeden Fall redete ich ewig.
    Gaare lauschte meiner Erzählung geduldig, unterbrach mich kein einziges Mal, und selbst als ich geendet hatte, blieb er still. Keine Fragen, keine Kommentare. Er war tief in Gedanken versunken. Dann endlich blickt er auf. All meine Hoffnungen lagen in diesem Blick, doch er sagte lediglich: „Komm mal mit, ich möchte etwas versuchen.“ Stand ohne sich weiter um mich zu kümmern auf, und verschwand aus der Wohnnische. Ich folgte ihm über die Treppe auf die Galerie hinauf, und Erion ließ es sich natürlich nicht nehmen uns zu begleiten.
    Hier oben hatte sich Gaare eine Art Arbeitszimmer eingerichtet, dass von einem großen Schreibtisch aus Mahagoni dominiert wurde. Bücher und Papierstapel türmten sie hier gefährlich hoch. Auch der Boden war überseht mit wackligen Wolkenkratzern aus Büchern, die den Eindruck machten, bei der kleinsten Erschütterung sofort zusammenzubrechen. Zwischen den Stapeln waren Gänge, gerade breit genug, dass sich ein schmaler Körper problemlos durchschieben konnte. Und genau wie unten drängte sich hier ein Regal voller Bücher an das nächste. Nur an der Wand gegenüber der Treppe, war ein Stück für eine Tür freigelassen worden. Durch die führte Gaare uns nun.
    Ein Geruch aus Kräutern und Schwefel schlug mir entgegen. Der Raum war extrem warm, und über dem Boden hing bläulicher Dunst, der bei jedem Schritt um meine Beine waberte. Auch hier war eine Wand mit Regalen zugestellt, doch im Gegensatz zu dem großen Gewölbe unten, beinhalteten diese nur wenige, und sehr alte Bücher. Sie waren angefühlt mit getrockneten und frischen Kräutern. Auch Gläser voller farbiger Wässerchen und Pulvern, und noch anderen Dingen, von denen ich nicht mal die Hälfte benennen könnte, wenn mein Leben davon abhinge. Am Boden stand eine Pflanze, die mich entfernt an eine Venusfliegenfalle erinnerte, nur das diese hier ihren Kopf immer danach ausrichtete, wo sich eine Bewegung im Raum befand – von diesem Ding würde ich mich tunlichst fernhalten.
    In der Ecke stand ein großer offener Sack mit schwarzem Sand, der im Dunst glitzerte. Lange Tische voll von Reagenzgläsern säumten die gegenüberliegende Wand. Es brodelte und blubberte. Kleine Feuer standen auf dem Tisch, gefangen in einem Glas – o-kay, das war sehr seltsam. Daneben fein säuberlich aufgereiht Messer, eine ganze Sammlung aus Silber, Eisen, Gold, und noch ein schwarzes Metall, das ich nicht kannte. Mit und ohne Edelsteinen, von denen manche milchig schimmerten. Athamen?
    Die ganze Aufmachung erinnerte mich entfernt an ein Labor. Sehr entfernt.
    „Das ist mein privates Refugium“, erklärte Gaare. Er trat vorbei an den Tischen an die hintere Wand, und zog ein Lacken von etwas, das sich als großer, schmuckloser Spiegel entpuppte. „Und das hier ist mein Inventio.“
    Ich rückte ein Stück näher zu Gaare, um einen besseren Blick auf den Spiegel zu bekommen. Unter der Oberfläche wehte bunter Nebel, formte sich, zerriss in einer nicht spürbaren Wehe, und formte sich erneut. Dabei entstanden die unglaublichsten Farben. „Und was kann das Ding? Ich meine, außer ein faszinierendes Wanddekor abzugeben?“
    Gaare gluckste.
    Erion, der sich an den Tisch gelehnt hatte, antwortete für den alten Bibliothekar: „Ein Inventio kann dir zeigen, in welcher Weise, und wie stark deine Magie beschaffen ist. Wächter und Heiler greifen gerne auf ihn zurück, um Verbrechen aufzuklären, oder Krankheiten zu finden. Auch für magische Wettkämpfe wird er eingesetzt.“
    „Aha.“ Man das war doch mal eine geistreicher Erwiderung. „Und

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