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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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es erleben, um es zu verstehen, und das wünsche ich ehrlich keinem.“ Sich selbst zu verlieren war eines der schrecklichsten Dinge, die einem wiederfahren konnte.
    „Und was geschah dann?“, fragte Anwar, von Mitgefühl keine Spur.
    Ich hatte das Gefühl, dass es ihm im Grunde gar nicht interessierte, was mit mir geschehen war. Ihn würde es auch nicht stören, wenn ich morgen einfach auf nimmer wiedersehen verschwand, nur warum wollte er dann wissen, was im Lager passiert war? Das ergab keinen Sinn. „Danach hat Prisca nach der Heilerin schicken lassen. Ich hatte immer noch diese schrecklichen Kopfschmerzen. Dann bin ich auf mein Portemonnaie gestoßen, und da habe ich wenigstens ein paar Kleinigkeiten über mich erfahren, wie meinen Namen zum Beispiel. Und auch eine Karte von einem Tierarzt. Deswegen glaube ich auch, dass ich da wo ich herkomme eine Katze habe.“
    „Was ist ein Tierarzt?“ Erion hatte sein Besteck in der Zwischenzeit zur Seite gelegt, und lauschte angeregt meiner Erzählung.
    „Das ist ein Heiler für Tiere.“
    „Ah.“ Er nickte verstehend.
    „Deswegen glaube ich auch, dass ich eine Katze besitze. Die Werwölfe … äh, Lykaner nennen mich immer Katze, weil ich nach einer rieche, und irgendwie muss der Geruch ja an mich gekommen sein.“
    Erion lehnte sich leicht zurück. „Die Lykaner haben gesagt, dass du eine Therianer bist.“
    „Ich weiß, bin ich aber nicht, ich bin ein Mensch.“
    „Mensch?“, fragte er neugierig. „Was soll das sein?“
    „Na ich.“ Ich zeigte auf mich. „Ihr.“ Ich zeigte auf die beiden. Irgendwie waren sie ja auch Menschen, wenn auch welche, die Magie wirken konnten. „Die Lykaner. Einfach jeder der zwei Beine, zwei Arme und einen Kopf hat. Naja, also eigentlich alle die so aussehen wie wir drei.“ Denn ich hatte auch schon Wesen gesehen, die zwar jeweils ein Paar Arme und Beine besaßen, aber definitiv nicht menschlich waren.
    „Ah“, machte Erion. „Du meinst die Mortaliagestalt, oder auch einfach Mortatia.“
    Das stand dann wohl als Synonym für Mensch. Mortatia notiert. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass ich das bis nach dem Abendessen nicht schon wieder vergessen hatte.
    Anwar schien das zu langweilen. Er kaute sein Fleisch, lauschte dann einem Moment dem Gespräch zwischen seinem Sohn und mir, und warf dann ein: „Was geschah dann weiter, nachdem du deinen Namen herausgefunden hast?“
    Ob ich ihm mal sagen sollte, wie unhöflich er war? Ich verkniff es mir, ich war schließlich auf seine Gastfreundschaft und Hilfe angewiesen, und hatte keine Lust bereits am ersten Abend bei ihm auf die Straße gesetzt zu werden. „Naja, danach haben sich die anderen meine Sachen angesehen. Sie konnten sich auch nicht wirklich einen Reim darauf mache. Das meiste von dem Zeug war ihnen völlig unbekannt, und dann … naja …“ Sollte ich erzählen, dass Wulf versucht hatte mich zu fressen?
    „Was, dann?“ Ein begieriger Ausdruck trat in Anwars Gesicht. Irgendwie war der unheimlicher, als die Zähne von Wulf, die sich fast in meine Kehle gebohrt hatten.
    „Ähm … vor einiger Zeit ist ein Mädchen aus dem Rudel verschwunden, und wird seit dem vermisst.“
    „Wahrscheinlich ist sie bloß abgehauen“, sagte Anwar abwertend. „Von diesen Wilden kann man auch nichts anders erwarten. Die sind sich selbst so zuwider, dass sie sich gegenseitig im Stich lassen.“
    Irgendwie wollte es mir so gar nicht passen, wie abwerten der Kerl über die Werwölfe sprach. Es war ja fast so, als wäre es ihm ein persönliches Anliegen, sie Wölfe in so schlechtem Licht wie möglich dastehen zu lassen. „Nein“, fühlte ich mich daher verpflichtet zu sagen, auch wenn die Mistkerle mich so schändlich zurückgelassen hatten. „Ihnen liegt sehr viel aneinander, sie passen aufeinander auf, deswegen hat das Verschwinden sie auch so getroffen.“
    „Na wie es scheint, passen sie aber nicht genug aufeinander auf“, sagte Anwar mit einem seltsamen Unterton, und in dem Moment überkam mich das Gefühl, dass er mehr über diese Sache wusste, als er hier verlauten ließ.
    Das ist Blödsinn,
sagte ich mir. Anwar von Sternheim hatte nichts mit den Lykanern zutun. Trotzdem blieb dieses drückende Gefühl.
    „Und was hat das verschwundenen Mädchen mit den weiteren Vorgängen zutun“, fragte Erion dann. „Du hast es so klingen lassen, als sei es wichtig.“
    War es ja auch, und trotzdem wusste ich noch nicht so recht, ob ich es wirklich erzählen sollte. Pal hatte mir doch

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