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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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erklärt, dass Lykaner ihre Probleme alleine regelten, und sie keinen von außen etwas angingen. Missbrauchte ich nicht das Vertrauen, wenn ich erzählte, was da so los war? Andererseits hatten sie mir nie Vertrauen entgegengebracht. Deswegen war ich ja jetzt hier, weil sie mich nicht haben wollten. Nein, entschied ich, ich war ihnen nichts schuldig. Sie hatten mich einfach zurückgelassen, ohne noch mal einen Blick über die Schulter zu werfen, und auch wenn ich es nicht wollte, dass gab mir ein Stich mitten ins Herz. „Naja, da wo dieses Mädchen verschwunden war, roch es überall nach Katze, und weil ich auch nach Katze rieche, hat einer von ihnen geglaubt, dass ich etwas damit zu tun habe, und mich angegriffen.“
    „Was?!“, fuhr Anwar auf, und ich zuckte mal wieder – Achtung, Achtung! – vor Schreck zusammen. Hatten wir heute ja noch nicht all zu oft. „Diese Wilden, wie können sie es wagen?!“ Er sprang tatsächlich vom Stuhl auf, und lief aufgebracht im Raum auf und ab. „Ein unschuldiges, verwirrtes Mädchen einfach so anzugreifen, das ist eine Schande! Dafür sollten sie vor den Rat gestellt werden. Bestrafen sollte man sie!“
    Verwirrt? Also eigentlich sah ich in der Zwischenzeit doch ziemlich klar.
    „Diese Köter sind eine Schande für die ganze magische Gesellschaft! Sie sind nicht mehr als eine bessere Jagdbeute!“
    „Papá …“
    „Sie sind nichts als unzivilisierte Tiere. Dass sie mit in den Codex aufgenommen wurden, kann ich bis heute nicht verstehen. Aber eines Tages, das schwöre ich dir mein Sohn, eines schönen Tages werden sie nichts weiter als meine Beute sein, die ich jagen kann wann immer es mir beliebt. Diesen Tag sehne ich herbei, und wenn er kommt, werde ich ihn feiern, und sie alle jagen!“ Mit diesen Worten drehte er sich herum, und rauschte aus dem Raum.
    Ich saß einfach nur mit offenem Mund da, und glaubte mich im falschen Film zu befinden. Ja, er hatte schon recht, die Lykaner waren ziemlich wild, aber die waren doch mehr als Tiere. Sie waren auch Menschen, oder Mortatia wie Erion sie genannt hatte. Aber egal welche Schwächen, oder Fehler sie hatten, sie hatten es nicht verdient, dass man sie abknallte, weil einem ihr Fell so gut gefiel.
    Erion sah wohl meine Betroffenheit. „Du musst meinen Papá entschuldigen, er ist auf die Lykaner nicht sehr gut zu sprechen.“
    Sag an! „Das habe ich bemerkt“, sagte ich sehr trocken.
    Erions Mundwinkel zuckten. „Du darfst ihn nicht so ernst nehmen, so was tut er hin und wieder, um seinen Frust freien Lauf zu lassen, aber er kriegt sich auch immer wieder schnell ein.“
    Gut zu wissen.
    Der Rest des Essens verlief ehr schweigend, und schon kurz danach verabschiedete ich mich mit den Worten, dass ich müde sei. Das war natürlich eine faustdicke Lüge. Ich wollte allein sein, brauchte Zeit zum Nachdenken. Es gab nämlich eine Sache, die mir trotz der Geschehnisse des Tages nicht aus dem Kopf ging, und immer wieder durch meine Gedanken spukte.
    Taylor.
    So fand ich mich nicht viel Später sitzend auf meinem Bett wieder, das Foto von dem schwarzhaarigen Jungen in der Hand, und fragte mich wieder und wieder, ob das sein Name war, und in welcher Beziehung er zu mir stand. Tal, hatte er mich genannt. Das war ein Spitzname. Gab man sowas nicht nur jemanden, dem man nahe stand?
    Solange ich auch darüber nachdachte, ich konnte mir einfach keinen Reim drauf machen, und das war frustrierend. Angestrengt versuchte ich meine Gedanken zu ordnen, etwas aus den schwarzen Tiefen ins Licht zu befördern, aber alles was ich erreichte, waren angehende Kopfschmerzen.
    Gott, war das belastend.
    Ich ließ mich rückwärts aufs Bett fallen, die Arme von mir gestreckt, aber das Foto fest in der Hand. So würde ich nicht weiter kommen, und das ärgerte mich. Ich konnte wirklich nur hoffen, dass dieser Gaare etwas von seinem Handwerk verstand, und meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen konnte. Diese Unwissenheit konnte einen mit der Zeit echt fertig machen, aber Erinnerungen waren wichtig, sogar Veith hatte das gesagt.
    „Veith“, kam es leise über meine Lippen. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie seine Hand auf meiner Wange gelegen hatte. Was hatte der Kerl nur an sich, dass meine Gedanken nach meinem Geschmack viel zu oft zu ihm abschweiften? Er war so widersprüchlich. In dem einen Moment war er kalt und abweisend, und im nächsten tat er dann sowas wie vorhin.
    Die Berührung seiner Hand war so sanft gewesen, als befürchtete

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