Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
Vom Netzwerk:
er, ich würde sonst zerbrechen. Doch was interessierte es ihn? Sonst war ich ihm doch auch ein Dorn im Auge. Verdammt, so viele Wiedersprüche in einer Person waren einfach nur verwirren, und ich sollte endlich aufhören, mir den Kopf über sein Verhalten zu zerbrechen. Er war gemein, arrogant, und ein Idiot. Er hatte es gar nicht verdient in meinen Gedanken herum zu spuken.
    Aber gestern war er so anders gewesen. Als er mich in diesem hohlen Baum gefunden hatte, als er meine Angst gesehen hatte.
    Gott, so kam ich nicht weiter. Mochte jemand den Kerl verstehen, ich tat es nicht.
     
    °°°°°

Tag 5
    Erion stieß die Tür auf, und … Bücher! Das war alles was ich wahrnehmen konnte. Die große Bibliothek im Keller beherbergte hunderte und aberhunderte von Büchern. Reihe um Reihe ordentlich in deckenhohe Regale einsortiert. Und das waren hier richtig hohe Decken, da hätte locker ein Einfamilienhaus Platz gehabt. Sogar eine Galerie war von hier unten auszumachen. Von meinem Platz konnte ich nur in einen kleinen Teil des Gewölbes hineinblicken.
    Vor den Regalen waren lange Tische aufgebaut, die mit Büchern – was auch sonst – und Papieren überhäuft waren. Keine Menschenseele – Wesensseele? – weit und breit. Das ganze wurde beleuchtet von den offenen Magieadern in den Wänden, die auch gleichzeitig für eine angenehme Raumtemperatur sorgten.
    Es roch nach altem Pergament und Papier, Staub und Tinte. Ein wirklich angenehmer Geruch.
    Erion hatte mich heute Morgen zum Frühstück von meinem Quartier abgeholt, und mit mir alleine an dem großen Tisch gesessen. Anwar war wohl in die Stadt zu irgendwelchen wichtigen Terminen gefahren, die Erion nicht näher erläutern wollte, und die einzige andere Bewohnerin dieses Haues hatte ich seit gestern Mittag nicht mehr gesehen. Es interessiert mich auch gar nicht, was mit Kaj war. Die war so schräg drauf, dass sie mir ruhig fern bleiben konnte. Wenn ich Lust darauf bekam, verspeist zu werden, würde ich mich an die Lykaner unter den Wolfsbäumen wenden – diese elenden Verräter.
    „Gaare?“, rief Erion nach einigen Schritten, und ließ seinen Blick durch das weitläufige Gewölbe wandern, in der Hoffnung irgendwo ein Lebenszeichen zu entdecken.
    Von der Galerie war ein Klirren zu hören, als hätte jemand vor Schreck etwas umgeworfen. Kurz darauf erschien eine gebeugte knochige Gestallt mit grauen Haaren und dicker Brille, in einer schäbigen blauen Robe, die im locker um den Körper schlackerte.
    Ach du nee, der sah ja aus, als könnte der kleinste Windhauch ihn einfach umpusten.
    „Ah, da bist du ja.“ Erion zog mich weiter in den Raum hinein, doch bevor wir die schwebende Treppe erreichen konnten, befand sich Gaare schon auf halbem Weg zu uns nach unten. Er bewegte sich so schwerfällig, dass ich schon Angst bekam, er würde stürzen, sich alle zittrigen Knochen brechen, und als Pflegefall enden.
    Mein Gott, ich hatte wirklich eine blühende Phantasie. Konnte man die eigentlich abstellen? Das würde so manches grauenhaftes Szenario aus meinem Kopf vertreiben.
    „Keine Sorge“, flüsterte Erion mir zu, „er tut nur so gebrechlich. Gaare ist fitter als man glauben mag.“
    „Und besser hören als ihr glaubt, kann er auch.“ Gaare erreichte die unterste Stufe, musterte mich neugierig, und wandte sich dann Erion zu. „Möchtest du uns vielleicht bekannt machen?“, fragt er mit rauer Reibeisenstimme.
    „Oh, natürlich, wie unhöflich von mir. Talita, das ist Gaare von Sternheim, unser allseits geschätzter Bibliothekar, und hoffentlich die Antwort auf deine Fragen. Gaare, darf ich dich mit unserem Gast Talita bekannt machen? Sie ist hier um dich um deine Hilfe zu bitten.“
    Gaare musterte mich mit neuem Interesse. Durch seine dicke Brille, wirkten seine weißen Augen doppelt so groß. Die pergamentartige Haut war mit Altersflecken überseht. Der Kerl musste steinalt sein.
    „Vielleicht sollten wir uns erst mal setzen?“, fragte Erion.
    „Natürlich, natürlich. Wie unaufmerksam von mir. Ich koche uns Tee, und dann könnt ihr mir erzählen, wobei ihr meine Hilfe braucht.“ Gaare führte uns in eine gemütliche Wohnecke unter der schwebenden Treppe. Daneben war eine kleine Kochnische, in der er sofort herumhantierte, während Erion mich zu einem Zweisitzer aus rotem Leder führte. Keiner sprach ein Wort, bevor nicht der Tee ausgeschenkt war. Dann eilte Gaare ein weiteres Mal in die Nische, und servierte auch noch einen Teller mit altbackenden Keksen,

Weitere Kostenlose Bücher