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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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die Registrierung aller Eingeborenen; wir mußten also einen Polizeibeamten von Nairobi kommen lassen, um aus Kabero einen rechtmäßigen Bewohner der Farm zu machen. Kaninu und ich verabredeten einen Tag.
    Am bestimmten Tage erschienen Kaninu und sein Sohn lange vor dem Polizeibeamten. Kaninu stellte mir Kabero mit der harmlosesten Miene vor, aber im Grunde hatte er etwas Angst vor seinem heimgekehrten Sohne. Er hatte Grund dazu, denn das Massaireservat hatte ein Lämmlein von der Farm erhalten und gab uns einen jungen Leoparden zurück. Kabero muß wohl Massaiblut in den Adern gehabt haben; die Sitten und die Zucht der Massai allein hätten nie eine solche Verwandlung an ihm verrichten können. Da stand er nun, ein Massai vom Kopf bis zum Fuß.
    Ein Massaikrieger ist ein schönes Bild. Diese jungen Leute haben im höchsten Maße die seelische Haltung, die wir schneidig nennen; so verstiegen und wild phantastisch, wie sie scheinen, sind sie doch ihrer eigensten Natur und ihrem eingeborenen Ideal unbeirrbar treu geblieben. Ihr Stil ist kein angelerntes Betragen, keine Nachäffung fremden Vorbilds, er ist von innen heraus gewachsen und ein Ausdruck des Volkes und seiner Geschichte, und ihre Waffen und Zierat sind so gut ein Teil ihres Wesens wie das Geweih des Hirsches.
    Kabero hatte sich die Frisur der Massai zugelegt; er trug das Haar lang und zu einem dicken Zopf zusammengeschnürt mit einem Lederriemen um die Stirn. Er hatte sich die Kopfhaltung der Massai angewöhnt, das Kinn vorgestreckt, als präsentiere er sein mürrisches, freches Gesicht auf einem Tablett. Auch sonst hatte er das starre, passive, anmaßende Gehaben eines Kriegers, der sich als Gegenstand der Betrachtung hinstellt wie eine Statue, eine Gestalt, die sichtbar ist, aber selbst nicht sieht.
    Die jungen Massaikrieger leben von Milch und Blut; mag sein, daß sie dieser Kost ihre wundervoll zarte und seidige Haut verdanken, ihre Gesichter mit den hohen Backenknochen und der kühn geschwungenen Kinnlade sind glatt und prall ohne Furche oder Falte; die düsteren blicklosen Augen sind eingebettet wie zwei dunkle Steine in ein Mosaik; überhaupt haben die jungen Morani etwas von den Gestalten in Mosaiken. Ihre Halsmuskeln schwellen in einer auffallend drohenden Weise wie der Nacken einer wütenden Kobra, eines Leoparden oder eines kämpfenden Stieres; diese Gedrungenheit ist so sehr ein Kennzeichen des Männlichen, daß sie wirkt wie eine Kriegserklärung an die ganze Welt, außer an das Weib. Der große Gegensatz oder die Übereinstimmung der glatten prallen Gesichter, der mächtigen Hälse und breiten gedrungenen Schultern, mit den erstaunlich schmalen Taillen und Hüften, die schlanken mageren Schenkel und Knie und die langen geraden sehnigen Beine geben ihnen das Aussehen von Geschöpfen, die durch harte Zucht ein Höchstmaß von Raublust, Gewaltsamkeit und Habgier erlangt haben.
    Die Massai haben einen besonderen hohen Gang, sie setzen einen schmalen Fuß genau vor den anderen, die Bewegungen der Arme und Hände sind sehr elastisch. Wenn ein junger Massai mit Bogen und Pfeil schießt und die Sehne des Bogens schnellen läßt, hört man die Sehnen seiner langen Unterarme dem Pfeil in der Luft förmlich nachschwirren.
    Der Polizeibeamte aus Nairobi war ein junger Mann, frisch von England eingetroffen und voller Eifer. Er sprach perfekt Kisuaheli, so daß ich und Kaninu nicht verstanden, was er sagte. Er vertiefte sich mit großem Ernst in den einstigen Unglücksfall mit der Schrotflinte und unterwarf Kaninu einem Kreuzverhör, unter dem der Kikuju zu Holz erstarrte. Als er fertig war, erklärte er mir, seiner Ansicht nach sei Kaninu erbärmlich behandelt worden, der ganze Fall müsse in Nairobi noch einmal aufgerollt werden. »Das wird Sie und mich Jahre unseres Lebens kosten«, sagte ich. Er bat, bemerken zu dürfen, daß das kein Gesichtspunkt sei, der bei Ausübung der Gerechtigkeit maßgebend sein dürfe. Kaninu sah mich an; einen Augenblick glaubte er, in eine Falle geraten zu sein. Schließlich stellte sich heraus, daß der Fall zu alt war, um nochmals aufgegriffen zu werden. Es geschah also nichts, außer daß Kabero ordnungsgemäß auf der Farm eingetragen wurde.
     
    Aber alles dies ereignete sich erst Jahre später. Sieben Jahre lang blieb Kabero für die Farm tot und wanderte mit den Massai, und Kaninu hatte derweil manches Schwere zu überstehen. Bevor der Fall für ihn erledigt war, traten noch Mächte ins Spiel, die ihn packten und

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