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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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mein Freund.«
    »Wie lange sind Sie schon – allein hier?«
    »Neun Jahre. Holgrimms Familie war eine der letzten, die die Seuche hinwegraffte.«
    »Warum wurden Sie nicht getötet?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das Universum ist eben voller Rätsel.«
    »Wie war das, als alle starben?«
    Der große Mann drehte seinen Krug zwischen den Händen und blickte an mir vorbei ins Feuer.
    »Zuerst begriff es niemand. Wir hatten hier niemals eine Krankheit erlebt. Unsere Feinde waren die Eiswölfe, die Lawinen und der mordende Frost. Aber die Seuche war etwas Neues, ein Gegner, den wir nicht kannten. Manche wurden vom Tod überrascht, andere flohen in die Wälder, wo ihr Schicksal sie zuletzt doch ereilte. Oxandra erschlug seine Söhne und Töchter, bevor der würgende Tod sie verschlingen konnte. Joshai stand im Schnee, schwang seine Kampfaxt und schrie seinen Spott in den Himmel, bis er zusammenbrach und nie mehr aufstand.«
    »Und Ihre Familie?«
    »Sie sehen sie.«
    »Was?«
    »Holgrimm war mein Vater.«
     
12.
     
    Wir schliefen in Pelze gerollt, die Johnny Thunder von den Wänden genommen und am Herd aufgetaut hatte. Mit dem Feuer hatte er recht behalten. Die Flammen schmolzen den Frost in einem Umkreis von zehn Fuß, aber den anderen Raum erfaßte die Wärme nicht. Es war noch immer früher Nachmittag, als wir unseren Weg fortsetzten. Ich ging so rasch ich konnte. Nach acht Stunden Marsch über immer unebeneres Gelände, das ständig anstieg, fragte mich der Riese, warum ich das so gut schaffen würde.
    »Ich bin zwar kleiner als Sie, aber das ist kein Grund, nicht in guter Form zu sein«, erklärte ich ihm. »Ich bin an diese Art von Luftdruck gewöhnt. Was ist denn los? Wird es zu anstrengend für Sie?« fragte ich beiläufig, wartete aber angespannt auf die Antwort. Nach seinem Aussehen zu schließen, mußte er sich blendend fühlen.
    »Es geht mir gut. Der Weg war nicht beschwerlich.«
    »Aber die Karte zeigt, daß es ab jetzt viel mühsamer wird.«
    »Die Höhenluft wird mir schon zusetzen«, gab er zu. »Trotzdem, ich schaffe es noch eine Zeitlang. Aber Woola leidet jetzt schon, das arme Vieh.«
    Der Hund lag ausgestreckt neben ihm. Er sah wie ein totes Pferd aus, falls tote Pferde mit dem Schwanz wedeln, wenn ihr Name genannt wird, und ihre Rippen sich vor Anstrengung, die dünne Luft zu atmen, heben und senken. Die Luft war natürlich nur nach Vangard Maßstäben dünn. Der Sauerstoffgehalt lag noch immer über der Erdennorm.
    »Warum schicken Sie ihn nicht zurück?«
    »Er würde nicht gehen. Und wir werden noch froh sein, daß er uns begleitet, wenn die Schneeskorpione kommen.«
    »Schon wieder die Schneeskorpione! Sind Sie sicher, daß Sie sich das nicht nur einbilden? Hier sieht es doch so tot aus wie in einem Riesengrab. Und hier soll Leben existieren?«
    »Sie warten«, sagte er. »Sie kennen mich und Woola. Sie haben schon oft unsere Wachsamkeit geprüft und sind tot im Schnee liegengeblieben. Und so folgen sie uns und warten ab.«
    »Mein Gewehr wird schon mit ihnen fertig werden.« Ich zeigte ihm das legale Schießeisen, das ich bei mir trug. Er betrachtete es höflich.
    »Ein Schneeskorpion ist nicht leicht zu töten«, sagte er.
    »Gegen meine Schüsse können sie aber nicht viel machen«, sagte ich. Um das zu beweisen, schoß ich einen großen Splitter aus einem Felsblock in zwanzig Yards Entfernung. Das Echo verlor sich rollend zwischen den Baumstämmen. Der Riese lächelte ein wenig.
    »Vielleicht, Carl Patton.«
    Nachts schliefen wir an der Baumgrenze.
     
13.
     
    Der nächste Tagesmarsch verlief schon von Anfang an unter geänderten Bedingungen. Auf dem offenen Gebiet war der treibende Schnee gefroren und hatte eine Kruste gebildet, die mein Gewicht zwar aushielt, aber unter den Füßen des Riesen einbrach. Auch dem Hund ging es nicht besser. Jetzt mußte ich nicht mehr zurückbleiben, sondern konnte die Führung übernehmen, ohne Verdacht zu erregen. Es fiel Johnny Thunder schwer, mit mir Schritt zu halten. Aber er klagte nicht und keuchte nicht einmal. Er holte mich immer wieder ein und blieb ab und zu stehen, um auf den Hund zu warten. Jede Stunde legte er eine Rastpause ein.
    Das Land wurde immer öder, je höher wir stiegen. Solange wir noch zwischen den Bäumen marschiert waren, hatte die Umgebung zumindest einigermaßen vertraut gewirkt. Nicht gerade gemütlich, aber es gab doch wenigstens Leben, das beinahe so aussah wie auf der Erde. Man konnte sich sogar manchmal einreden, daß

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