Jenseits von Timbuktu
erschrocken und bei jedem Geräusch zusammengefahren.« Beide schauten Jill erklärungsheischend an.
Die setzte ihre Tasse so heftig ab, dass sie überschwappte. »Husten? Ein trockener, heiserer Husten?« Sie hustete. »So etwa, aber lauter?«
Anita schüttelte den Kopf. »Nicht trocken, eher als hätte derjenige einen Batzen Schleim im Hals. Tut mir leid, anders kann ich es nicht beschreiben. Wer hätte trocken und hart gehustet?«
»Ein Leopard.« Jill zog ihr Mobiltelefon hervor. »Ich muss euch jetzt allein lassen, das muss untersucht werden.« Damit hastete sie in Richtung Büro.
Dirk wischte mit einer Serviette die Kaffeelache auf. »Da scheint ja etwas dran zu sein. Jill ist offenbar beunruhigt, was mich wiederum nachdenklich macht. Sie erscheint mir als jemand, der fast jeder Situation gewachsen ist. Ich bin übrigens auch der Ansicht, dass ich eine Art Schrei gehört habe. Von einem Menschen.«
»Hi, meine Lieben!« Andy Kaminski polterte die Treppen hoch und schlurfte zu ihrem Tisch. Sein rotes Haar leuchtete in der Sonne, die Ringe unter seinen Augen glichen in Farbe und GröÃe halben Pflaumen. Mit einem leidenden Seufzer lieà er seine lange Gestalt in einen Stuhl fallen, streckte die Beine aus und
hängte die Arme über die Lehnen. »Kaffee«, röchelte er und lieà mit geschlossenen Augen den Kopf zurückfallen. Alkoholgeruch strömte ihm aus den Poren.
Angewidert hob Dirk die Hand und winkte eine der Kellnerinnen heran. »Eine groÃe Kanne Kaffee für den Herrn, doppelt stark, und vier Spiegeleier mit Schinken und Pommes frites«, bestellte er bei der jungen Zulu. Es war die mit den Rastazöpfchen. Um jedes einzelne hatte sie heute eine gelbe Schleife gebunden. Aus der Ferne wirkte das wie ein Heiligenschein.
»Ich mag keinen Schinken«, mäkelte Andy lallend. »Und schon gar nicht Pommes zum Frühstück.«
»Du wirst das essen, und wenn ich es dir wie einer Stopfgans in den Rachen stopfen muss. Sonst wirst du nicht nüchtern. Hast du einen Raubzug durch die Minibar gemacht? Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass du nur zwischen den Aufträgen in deiner Freizeit säufst.«
Andy Kaminski zog ein gekränktes Gesicht. »Ich wollte nur sicher sein, dass ich jedem Virus in meinem Körper den Garaus gemacht hab«, gab er mit schwerer Zunge von sich und wedelte unkoordiniert mit seinen Armen, wobei er die Alkoholwolke über den ganzen Tisch verteilte. »Stell dir vor, ich würde auch die Kotzerei kriegen und ausfallen.«
»Du kriegst die Kotzerei nicht mehr, sonst hättest du sie längst, und ausfallen wirst du nur, wenn du wieder säufst, und dann hole ich mir einen anderen Kameraassistenten. Rolf Möller vielleicht. Der ist gut. Und zuverlässig.«
Sein Assistent kicherte abschätzig. »Rolf Möller! Der treibt dich doch innerhalb von Minuten zum Wahnsinn. AuÃerdem ist er zu einem Dreh in irgendeiner Wüste!«
»Ersatz für dich werde ich schon finden, verlass dich drauf! Kameraassistenten sind keine aussterbende Spezies. Ich kann dir nur raten, dass du dich zusammenreiÃt.« Er machte eine Armbewegung.
Andy duckte sich, als hätte Dirk ihn schlagen wollen, und spielte nervös mit dem Besteck, das ihm die Kellnerin aufgedeckt hatte. Immer wieder schielte er hinüber zu Dirk.
Anita, die sich zurückgelehnt hatte, um sich optisch aus dem Streitgespräch herauszuhalten und auch der Alkoholwolke auszuweichen, fiel auf, dass Dirks Züge während der Diskussion eine subtile Wandlung durchgemacht hatten. Wirkten sie sonst wie aus Ton modelliert mit abgerundeten Konturen, schienen sie jetzt aus Granit gehauen zu sein. Offensichtlich konnte er auÃerordentlich ungemütlich werden. Und hart. Gar nicht mehr charmant, wie sie ihn zuvor wahrgenommen hatte. Ihr kam der Vorfall mit den Sportwagenfahrern von gestern in den Sinn. Sie lehnte sich wieder vor und stützte ihr Kinn auf die gefalteten Hände. Es würde interessant sein, den wirklichen Dirk Konrad unter der Oberfläche kennenzulernen.
Rastazöpfchen brachte einen Teller mit vier fettigen Spiegeleiern und stellte eine Schüssel mit einem Berg von Pommes vor Andy. »GenieÃen Sie es«, zwitscherte sie und entfernte sich mit schwingendem Hinterteil und hüpfenden Tanzschritten, dass ihre Zöpfchen wippten.
»Pommes zum Frühstück«,
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