Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
Vom Netzwerk:
verschwieg ihm aber die Sache mit der Fütterung der Affen und Thabilis Reaktion darauf.
    Eine Viertelstunde später wurde der Regisseur, der mit Marina an der Bar ein Glas Champagner trank, von Jonas benachrichtigt, dass das Gepäck der Dame im Bungalow sei. Hängend.
    Â»Nein, Marina, hier gibt es kein Golfcart, das dich zum Bungalow fährt«, wurde die raue Stimme Flavio Schröders zu Anita und Dirk herübergetragen. »Du musst laufen, das tut man mit den Beinen, weißt du. Immer eins vors andere …«
    Die Antwort der Schauspielerin war nicht zu verstehen, aber kurz darauf humpelte sie am Arm des Regisseurs über die Restaurantveranda den Weg hinunter zu ihrer Unterkunft. Anita, die inzwischen ebenfalls zu ihrem Bungalow unterwegs war, beobachtete erstaunt, wie die Muro, kaum dass sie außer Sichtweite der Rezeption war, die hochhackigen Sandalen auszog und barfuß weiterlief. Trotz der naturbelassenen Wege. Noch erstaunter war sie, als ein Warzenschwein mit senkrecht aufgerichtetem Schwänzchen quiekend aus dem Busch und direkt vor der Schauspielerin über den Weg wetzte, diese aber nicht etwa schrie, sondern stehen blieb, bis das Tier im Unterholz nicht mehr zu sehen war. Verwirrt setzte sie ihren Weg fort.
    Â 
    Jill Rogge und ihre Ranger kehrten kurz nach dem Mittagessen in drückender Hitze verschmutzt und durchgeschwitzt auf die Lodge zurück. Ihre Miene war grimmig, ihre Gestik abgehackt.
Sie war offensichtlich sehr erregt. Jonas kam hinter seinem Tresen hervorgeschossen.
    Â»Jill, was ist  – habt ihr jemanden erwischt?«
    Jill schüttelte den Kopf. »Es ist ein Rhino. Das Horn ist weg und die besten Teile sind herausgeschnitten und abtransportiert worden  – vermutlich werden die jetzt geräuchert und an Spezialitätenrestaurants in Europa und Amerika verkauft«, setzte sie bitter hinzu.
    Jonas bleckte die Zähne. »Spuren?«
    Â»Klar. Ein paar Patronen Kaliber 458. Aber die nützen uns nichts. Das sind Profis. Die sind längst über die nördliche Grenze abgehauen oder rüber nach Hluhluwe. Wir werden jetzt Wachen für jedes Nashorn abstellen. Auf die haben sie es hauptsächlich abgesehen. Bloß weil irgendwelche Potenzschwächlinge in Asien glauben, sie bräuchten nur pulverisiertes Nashorn-Horn zu essen, und schon klappt’s!« Ihre Stimme vibrierte vor Empörung. »Wenn ich die Kerle in die Finger kriege, drehe ich ihnen persönlich das Genick um! Und jedes Mal sind 350 000 Rand futsch! Sch…!« Sie schleuderte ihren Safari-Hut auf die Erde.
    Jonas sah sie an. »Soweit es mich betrifft, kannst du die ganze Bande ins Jenseits befördern  – die Wilderer und die Scheißkerle, die das Ganze am Laufen halten. Der Schaden, den die anrichten, vernichtet unsere Jobs und stößt ganze Familien an den Rand des wirtschaftlichen Abgrunds.« Er zog an seinen kräftigen Fingern und ließ sie knacken.
    Â»Was ist los, Honey?« Nils kam aus seinem Arbeitszimmer, wo er Fotos auf dem Computer bearbeitet hatte. Er hob ihren Hut auf, staubte ihn ab und tat sein Bestes, ihn wieder in Form zu drücken.
    Â»Wilderer, verdammt noch mal!«, tobte Jill. »Schon wieder ein Nashorn! Weißt du, dass allein dieses Jahr schon zwei Nashörner bei uns und vier in Hluhluwe gewildert worden sind? Und letztes Jahr wurden in unserem Land sage und schreibe einhundertzwanzig
Rhinos wegen ihres Horns getötet. Einhundertzweiundzwanzig Tiere! Und Nkosi Dlamini schätzt, dass sich die Zahl dieses Jahr verdreifachen wird. Das hieße, an jedem Tag des Jahres ein geschlachtetes Nashorn.«
    Ihr standen die Tränen in den Augen. Sie rieb sich mit dem Handrücken übers Gesicht und hinterließ dabei eine Schmutzspur quer über ihre Nase. Nils wischte sie ihr mit einem Taschentuch zärtlich weg und küsste sie auf den Mund. Es drehte ihm das Herz um, als er sah, wie verzweifelt sie war. Auch ihm war klar, dass der finanzielle Verlust eines Rhinos immens war.
    Jill schniefte. »Ach, ich bin okay, es macht mich nur so unglaublich wütend … Ich werde jetzt den ganzen verdammten Zaun abfahren, bis ich das Loch gefunden habe, wo diese Mistkerle durchgekommen sind, damit wir es schleunigst reparieren können …« Sie klang resigniert, und ihre Haltung unterstrich das noch.
    Â»Schick deine Leute, dafür bezahlst du sie«, sagte Nils.
    Jill

Weitere Kostenlose Bücher