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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Momentan sind alle Ranger und die Eigentümerin unterwegs.« Er vergrub seine
Hände in den Hosentaschen und wippte auf den Fußballen. »Jetzt wird’s unterhaltsam«, murmelte er Anita zu.
    Â»Saftladen«, fauchte Marina Muro und humpelte unsicher zur Rezeption.
    Jonas saß hinter dem Tresen am Computer, wie immer makellos in weißem, gebügeltem Hemd. Er schaute hoch, als Marina sich mit klickenden Absätzen näherte. Was er für Madam tun könne, fragte er sie. Anita und Dirk hörten dem Gespräch ungeniert zu.
    Marina ließ den Zulu mit klaren Worten wissen, was sie vom Service in der Lodge halte, dass niemand sie empfangen habe und der arme Flavio Schröder, der ein internationaler Starregisseur sei, sich mit den Koffern abschleppen müsse, und ob er nicht wisse, wen er vor sich habe.
    Jonas hörte ihr geduldig lächelnd zu, antwortete dann etwas, was Anita nicht verstand, aber es musste Marina Muro an einem empfindlichen Nerv getroffen haben, denn die richtete sich zu ihrer vollen Größe auf  – etwa eins siebzig plus neun Zentimeter Absatz  – und fixierte den Zulu hoheitsvoll.
    Â»Geradewegs aus Maria Stuart«, raunte Dirk. »Pass auf, jetzt greift sie nach dem Oscar.«
    Â»Ich verlange …«, begann Marina Muro in ihrem grauenvoll stark bayerisch eingefärbten und nicht sehr korrekten Englisch. »Ich verlange, die Eigentümerin zu sprechen. Auf der Stelle!« Die schwarzen Augen funkelten, die dunkle Haarmähne wogte.
    Das sei leider nicht möglich, entgegnete Jonas unerschütterlich höflich. »Aber ich vertrete sie. In jeder Beziehung.«
    Sie pflege nicht mit Untergebenen zu verhandeln, giftete die Muro.
    Â»Worüber?«, fragte Jonas mit unschuldigem Augenaufschlag.
    Anita verschluckte sich fast vor Lachen, und Dirk grinste verzückt.
    Marina Muro spießte Jonas Dlamini mit einem eisigen Blick
auf. »Sie werden jetzt sofort einen Boy mit einem Kofferkuli zum Auto schicken und mein Gepäck in den Bungalow bringen lassen. Und seien Sie ja vorsichtig mit meinen Kleidern. Sie sind sehr kostbar und müssen hängen, nicht liegen, verstanden? Hängen!«
    Bei den Wörtern »Boy« und »Kuli«, auch wenn das letztere im Zusammenhang mit Koffer benutzt wurde, war von Jonas jede Freundlichkeit abgefallen. Seine Kinnbacken mahlten.
    Flavio Schröder hatte offensichtlich den letzten Wortwechsel mitbekommen und erkannt, was die Muro damit angerichtet hatte. Mit zornigem Gesichtsausdruck eilte er herbei.
    Â»Flavio, mein Lieber«, rief die Schauspielerin in breitestem Bayerisch. »Bitte erkläre diesem«, mit großer Gebärde zeigte sie auf den Zulu, »diesem Menschen hier, dass das so überhaupt nicht geht. Gar nicht!« Als sie mit wogendem Busen kurz innehielt, schob Flavio sie kurzerhand beiseite.
    Â»Ist die Bar geöffnet?«, fragte er den Zulu. Auf die Zusicherung, dass sie nicht nur geöffnet, sondern die am umfangreichsten bestückte Bar in Zululand sei, zwinkerte er ihm zu. »Bin gleich wieder zurück.« Damit packte er seine Hauptdarstellerin am Arm und zog die Widerstrebende mit sich fort.
    Fünf Minuten später erschien er wieder an der Rezeption, entschuldigte die Wortwahl der Schauspielerin damit, dass sie gerade einen Film mit ihm drehe, in der sie eine reiche Weiße während der Apartheid spiele, und bat Jonas um Verständnis für den Ausrutscher, aber auch für die Bedürfnisse einer großen Schauspielerin. Mit diesen Worten schob er ein Bündel 100-Rand-Scheine über den Tisch und informierte Jonas, dass er die gerne für einen guten Zweck spenden möchte.
    Jonas, dessen dunkle Augen beim Anblick des Geldes zuerst wütend aufflammten, beruhigte sich jedoch zusehends. Er dankte dem Regisseur und sagte, dass er das Geld der Farmschule zukommen lassen würde. Das Lächeln, das seine Worte begleitete,
war offen und ungemein anziehend und augenscheinlich auch ganz und gar so gemeint.
    Er drehte sich zu Dirk und Anita um. »Sie ist mal wieder in Hochform«, seufzte er. »Das kann noch heiter werden.«
    Â»Richtet ihr euch erst mal im Bungalow ein«, sagte Dirk. »Wir sprechen uns dann später.« Er zog Anita wieder hinüber zu ihrem Tisch. »Es ist besser, wenn wir die beiden allein lassen. Trinkst du noch einen Kaffee? Andy hat sich offenbar wieder verzogen.«
    Anita nickte,

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