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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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am Straßenrand rauchten oder vor ihren Mädchen mit einem Ghettoblaster am Ohr tanzten. Dunkle Augen verfolgten den vorbeifahrenden Wagen, Worte wurden nachgerufen, aber abgesehen davon passierte nichts. Der Rest der Fahrt verlief ereignislos und weiterhin vorwiegend schweigend. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

8
    A m nächsten Morgen begrüßte Jill zunächst die Gäste, die wortreich von ihrer Morgensafari schwärmend beim Frühstück saßen. Mit einem Lächeln und viel Anteilnahme hörte sie sich ihre Geschichten an. Anschließend gesellte sie sich zu Anita und Dirk. »Darf ich mich ein wenig zu euch setzen? Um diese Zeit brauche ich immer literweise Kaffee, um aufzuwachen.« Nachdem Anita und Dirk erfreut zugestimmt hatten, winkte sie Thabili zu und teilte der Zulu ihren Wunsch mimisch mit. Ihre Khakiuniform mit dem Inqaba -Logo auf dem Ärmel war frisch gebügelt, der breitkrempige Buschhut hing ihr an einer Schnur über den Rücken, das schwarze Haar glänzte in der Morgensonne. »Habt ihr schon etwas von Flavio Schröder und Marina Muro gehört? Hoffentlich geht es der Crew besser.«
    Dirk schüttelte kauend den Kopf. »Gestern hat er angerufen. Offenbar handelt es sich um ein wirklich aggressives Virus. Vorerst spucken die alle noch wie die Springbrunnen und werden ständig weniger, soll heißen, alle haben stark an Gewicht verloren.«
    Jill verzog mitfühlend das Gesicht. »Aber er kommt doch heute, oder? Mit Marina Muro. Ich finde die übrigens toll, als Schauspielerin und als Frau.«
    Â»Das musst du ihr nur sagen, dann frisst sie dir aus der Hand.« Dirk grinste. »Pass nur auf, dass du hinterher deine Finger noch hast. Unsere Money Muro kann ziemlich bissig sein. Ich rechne damit, dass sie heute Morgen in Durban landen. Dann sollten sie wohl gegen Mittag hier aufkreuzen.«
    Â»Gut, ihre Bungalows sind vorbereitet.«

    Thabilis Gesicht glich einem lachenden, braunen Mond, als sie auf einem Tablett eine Kanne Kaffee und eine übergroße Tasse servierte, auf die ein wackeliges, rotes Herz mit den Worten »Für Mami« gemalt war.
    Â»Von Kira«, lächelte Jill stolz, goss sich die Tasse bis zum Rand voll und trank die ersten Schlucke. Prompt verbrannte sie sich dabei den Mund und zog eine Grimasse. Die Tasse mit beiden Händen haltend, schaute sie Anita durch den Dampf an. »Was machst du eigentlich, wenn du keine Bestseller schreibst?«
    Anitas Blick rutschte ab und kehrte sich nach innen. Sie spielte mit den Trägern ihres Spaghetti-Tops, und es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. »In grauer Vorzeit habe ich mal ein Kosmetiklabor geleitet.«
    Jill beugte sich interessiert vor. »Das ist ja interessant. Hast du den Jungbrunnen gefunden? Cremes und Tinkturen gegen das Alter?«
    Â»So ähnlich.«
    Â»Und dann hast du entschieden, du schreibst ein Buch?«
    Anita machte eine abwehrende Geste. »So ähnlich.«
    Â»Einfach so? Oder gab es einen Anlass?«
    Â»So ähnlich.«
    Jill reagierte nicht gleich, sondern trank erst noch einen Schluck, bevor sie die Deutsche mit einem prüfenden Blick streifte. »Falsches Thema oder schlecht geschlafen? Hat dich irgendetwas verärgert? Kann ich etwas für dich tun?«
    Anita schien selbst gemerkt zu haben, dass sie zuvor etwas unwirsch auf die Fragen reagiert hatte. Sie setzte eine entschuldigende Miene auf. »Falsches Thema, ich habe schlecht geschlafen, und ja, vielleicht kannst du etwas tun.«
    Dirk, der den nächstgelegenen Bungalow bewohnte, sah hoch. »Ich habe ebenfalls grottenschlecht geschlafen. Hast du es auch gehört?«
    Â»Wenn du das komische Geräusch, dieses grässliche Gurgeln,
meinst, so als ob jemand hart husten und sich dabei übergeben müsste  – ja, hab ich gehört. Ich meine auch so etwas wie einen abgeschnittenen Schrei gehört zu haben.«
    Â»Genau das!« Dirk schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Es klang wirklich beunruhigend. Ich habe noch eine Weile gelauscht, gehört habe ich dann allerdings nichts mehr und war mir auch eigentlich nicht mehr sicher, ob ich das alles nicht geträumt hatte.«
    Anita lehnte sich ziemlich erregt vor. »Ich konnte danach nicht mehr schlafen, weil mir natürlich sämtliche Horrorgeschichten über Überfälle und Morde einfielen, die man sich hier so erzählt. Bei jedem Schatten bin ich zu Tode

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