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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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moserte Andy Kaminski angeekelt, nach kurzem, intensivem Blickkontakt mit Dirk jedoch machte er sich wortlos, wenn auch mit Leidensmiene, über das Essen her. Kauend schaute er sich auf der Terrasse um. »Was is’n da los?« Er deutete mit der Gabel auf das Haus.
    Anita sah hoch. Eine Gruppe Ranger rannte im Laufschritt zusammen mit Jill Rogge durch den Blättertunnel. Alle trugen ihr Gewehr in der Hand, auch Jill. Waren sie auf der Jagd? Nach einem Leoparden? Der würde husten, hatte Jill gesagt. Hart und heiser. Aber so hatte sich das nächtliche Geräusch nicht angehört. Immer mehr war sie davon überzeugt, dass es kein Tier gewesen war, sondern ein Mensch. Wozu dann die Gewehre?

    Dirk war ebenfalls von der Aktion aufgeschreckt worden. Abrupt stand er auf. »Ich schau mal nach.« Ohne ein weiteres Wort griff er seinen Camcorder vom Sitz neben sich und glitt zwischen den Tischen hindurch in Richtung Parkplatz.
    Anita zögerte nicht lange. »Guten Appetit noch«, wünschte sie Andy und folgte dann dem Kameramann. Als sie sich noch einmal flüchtig umdrehte, erwischte sie den rothaarigen Kameraassistenten dabei, wie er die Spiegeleier samt Pommes über die Balustrade kippte. Eine Horde kreischender Affen stürzte sich darauf und prügelte sich um die Reste.
    Thabili, die im Eingang zur Küche stand und die Gäste im Blick hatte, falls jemand etwas wünschte, erkannte offenbar sofort, was los war. Mit erbostem Ausdruck marschierte sie zu Andy hinüber. Anita blieb unwillkürlich stehen, konnte aber nicht verstehen, was die energische Zulu sagte. Es musste jedoch unmissverständlich sein, denn Andys langes Gesicht nahm einen zusehends belämmerten Ausdruck an. Schließlich stand er auf und verließ mit hängendem Kopf und auf unsicheren Beinen die Veranda in Richtung seines Bungalows.
    Als sie sich umwandte, um Dirk zu folgen, kam der ihr bereits wieder entgegen. »Und?«, rief sie. »Was ist da los?«
    Mit einer gewissen Frustration hob er die Schultern. »Keine Ahnung, die sind schon unterwegs. Hinterherfahren hat wohl keinen Sinn.«
    Hinter ihnen näherte sich Motorengeräusch. Ein Auto bog in den Parkplatz ein, und gleich darauf wurde der Motor ausgestellt. Türen knallten.
    Â»Ich flieg auf der Stelle zurück nach Kapstadt«, schallte eine wütende Frauenstimme zu ihnen herüber.
    Â»Marina«, stöhnte Dirk und verdrehte die Augen. »Hoffentlich macht sie ihre Drohung wahr. Wir haben nichts zu drehen, und sie wird unerträglich sein, wenn sie hier tagelang rumhängen soll, bis die anderen wieder fit sind. Keine Shops, keine sie
anbetenden Fans, keine Journalisten mit Kameras, die darauf brennen, sie zu interviewen.«
    Â»Es ist heiß wie die Hölle«, schrie Marina Muro. »Und schlimmer als in einem Dampfbad! Und ich kann nirgendwo ein Shoppingcenter sehen!«
    Dirk grinste Anita an. »Hab ich’s nicht gesagt?«
    Â»Du bist in Afrika, verdammt. Dafür gibt’s hier Löwen und Elefanten. Da hast du doch mehr davon als von einem Shoppingcenter! Die sind doch eh überall gleich, also reiß dich zusammen und nerv hier nicht rum.« Flavio Schröders wohltönende Stimme. »Pass auf, dass du nicht auf eine Schlange trittst«, stichelte er.
    Â»Also, ich sag dir, wenn ich auch nur einen Schlangenschwanz hier sehe, schrei ich die Lodge zusammen.«
    Flavio Schröder lachte. »Bring mich nicht auf Ideen.«
    Â»Sie lässt die Diva raushängen, und dann wird sie wirklich unausstehlich«, knurrte Dirk in Anitas Richtung.
    Die Schauspielerin kam hüftschwingend vom Parkplatz, einen Shopper mit den zwei goldfarbenen, verschlungenen C von Chanel über die Schulter gehängt, Safarihut auf dem Kopf, haselnussgroßer Diamant am Hals. Das wohl maßgeschneiderte khakifarbene Safarikostüm war einen Hauch zu eng für die üppige Figur, der Rock etwas kurz, und die zehenfreien hochhackigen Sandalen waren für den Busch völlig ungeeignet. Immer wieder gerieten ihre Stilettohacken in die Fugen zwischen dem Wegpflaster. Einmal knackte es vernehmlich, und ein Absatz brach ab. Die schwarzen Augen sprühten.
    Â»Marina, wie schön, dich zu sehen.« Dirk grinste sie spöttisch an.
    Â»Wo ist hier der Butler oder wer immer die Koffer holt?«
    Dirk unterdrückte sichtlich ein Lachen. Mit der Hand wies er in Richtung Rezeption. »Frag da mal nach.

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