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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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gerade zum Verhör dorthin gebracht«, antwortete er. Sein Gesicht sah ganz grün aus, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. »Wegen dem Mord an Jade.«
    Ich spürte, wie der Boden unter mir erzitterte. Zuerst dachte ich, es wäre der Donner gewesen.
    Aber es gab keinen Donner. Noch nicht.
    »Was?«, keuchte ich. Mein Kopf drehte sich. »Aber wie ist das denn überhaupt …«
    »Ein anonymer Zeuge hat ihnen den Hinweis gegeben«, sagte Alex tonlos. »Er hat behauptet, er hätte Dad gestern Nacht in Omas Auto in der Nähe des Friedhofs rumfahren sehen. Die Polizei war gerade bei uns zu Hause und hat es beschlagnahmt. Zur Spurensuche.« Er lachte, aber das Geräusch war alles andere als ein Lachen. »Omas Auto. Sie waren da und haben Omas Auto geholt. Ich frage mich, was sie dort finden werden. ’ne Menge Garn zum Spinnen, so viel ist sicher.«
    »Alex …«, sagte ich nervös.
    Das durfte einfach nicht wahr sein. So viel Schlimmes konnte gar nicht passieren. Nicht auf einmal, das war schlichtweg unmöglich. Irgendetwas lief hier falsch. Und zwar ungefähr so, als würde der Mond sich einfach aus seiner Umlaufbahn verabschieden und beschließen, ab jetzt seiner eigenen Wege zu gehen.
    Pass auf dich auf, sonst gehst du drauf .
    Ich hatte die Worte kaum gedacht, da fegte ein Windstoß durch das Viereck, der so stark war, dass alle ihre Tabletts festhalten mussten, damit sie nicht davonflogen. Farah und Nicole hielten ihre Röcke fest und quiekten so laut, dass jeder der anwesenden Jungs hinguckte. Alle bis auf Alex.
    »Er hat gestern Abend nicht mal das Haus verlassen«, knurrte er. »Pierce, du kennst meinen Vater. Er geht nie raus, außer zu den Terminen bei seinem Bewährungshelfer. Er hockt den ganzen Tag vor dem Fernseher, schaut Wetterkanal und trinkt …«
    »Zitronenlimonade«, beendete ich den Satz für ihn. »Ich weiß.«
    Ich blickte mich um. Draußen über dem Meer sah man die ersten Blitze.
    Nein. Das konnte einfach nicht sein.
    Doch gleichzeitig wusste ich, dass es so war. Ich wusste es seit dem Moment, als ich die Polizisten im Neue-Wege-Büro gesehen hatte.
    Oder, nein. Nicht erst, seit ich im Neue-Wege-Büro gewesen war. Sondern seit ich von den Toten zurückgekehrt war.
    Und wenn ich ganz ehrlich war, musste ich zugeben, dass das alles noch viel früher angefangen hatte:
    »Und, magst du ihn?«, hatte Oma gefragt.
    »Weiß nicht«, hatte ich erwidert, und Oma hatte gelächelt.
    »Das wirst du noch«, hatte sie gesagt.
    Und mir einen Schal um den Hals gelegt. Selbstgestrickt, extra für mich. Einen roten. Mit Fransen.
    Stopp. So war es nicht gewesen. Was reimte ich mir da gerade zusammen? Oma hatte recht, ich hatte eine etwas zu lebhafte Fantasie.
    »Verhaften sie nur die üblichen Verdächtigen?«, fragte Kayla. »Das habe ich mal in einem Film gesehen. Dein Dad war ja schon mal im Gefängnis, und vielleicht verhören sie deshalb jetzt jeden, der …«
    »Nein«, unterbrach Alex mit unendlicher Bitterkeit in der Stimme.
    Er sah aus, als würde er am liebsten irgendetwas kaputtschlagen. Aber in der Nähe gab es nichts, das er hätte zertrümmern können, ohne sich selbst dabei zu verletzen. Außer vielleicht ein paar A-Flüglern, die bereits am Aufbrechen waren, weil es jeden Moment zu gießen anfangen würde und der Schulgong bereits ertönt war.
    »Ich hab’s doch gerade gesagt: Jemand behauptet, er hätte ihn gesehen. Ein Zeuge. Ein Zeuge, der es irgendwie geschafft hat, meinen Dad an einem Ort zu sehen, an dem er nicht war, in einem Auto, das er nie gefahren hat.«
    »Oh, Alex«, sagte Kayla und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ihr Gesicht hatte einen so weichen Ausdruck, wie ich ihn noch nie an ihr gesehen hatte. »Es tut mir so unendlich leid.«
    Meine Gedanken sprangen zum vorigen Tag zurück. Zu dem Moment, als Onkel Chris mir eingeschärft hatte, ich solle mir von niemandem einreden lassen, ich könnte irgendetwas nicht tun. Denn ich könnte alles tun, wenn ich es wirklich wollte.
    Nein, das würde ab jetzt nicht mehr mein Problem sein.
    »Gib mir dein Handy, Alex«, sagte ich und streckte die Hand aus.
    »Warum?«, fragte er sofort zurück. Immer misstrauisch, selbst in seiner Verzweiflung.
    »Weil«, antwortete ich, »ich meinen Dad anrufen werde.«
    Alex schüttelte nur den Kopf. »Pierce. Dein Vater hasst meinen Dad. Schon vergessen?«
    »Nein, tut er nicht«, log ich. »Gib’s mir einfach.«
    »Pierce«, meinte Alex, »das ist wirklich nett gemeint von dir. Aber, im

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