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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Friedhof zu patrouillieren. Sie kannte die Risiken und wusste, was sie tat. Und Sie haben ja selbst gesehen, wie sehr es ihr gefiel. John sagte, sie ist jetzt an einen besseren Ort weitergerei …«
    Ich war so wütend gewesen, dass ich auflegte. Das also war dabei herausgekommen, als ich mir endlich Mr. Smiths Vorschlag, doch ein bisschen netter zu sein, zu Herzen genommen hatte: Jemand, den ich mochte, den ich sehr, sehr gern gehabt hatte, war tot.
    Pass auf dich auf, sonst gehst du drauf.
    Klar, mein Verstand sagte mir, dass ich nicht schuld an Jades Tod war und John auch nicht …
    Aber wenn so etwas Schreckliches passiert, ist es wohl normal, einen Schuldigen zu suchen. Wir wollen jemanden dafür verantwortlich machen, egal wen, auch wenn Dinge manchmal einfach passieren, ohne Grund.
    Das Problem dabei war, wie mein Dad immer sagte, dass zu oft die Falschen zur Verantwortung gezogen wurden. Manchmal sogar das Opfer selbst. Das tun wir, um uns die Illusion zu bewahren, so etwas Schlimmes könnte uns nie widerfahren. »Das ist ihr nur passiert, weil sie das und das gemacht hat. Also muss ich einfach nur vermeiden, dass ich das Gleiche mache, dann kann mir sowas auch nicht passieren.«
    Ich war gestorben, weil ich versucht hatte, einen Vogel zu retten. Und dafür machte meine Mom meinen Dad verantwortlich, weil er die Poolabdeckung nicht hatte reparieren lassen und dann auch nicht gemerkt hatte, dass ich gerade am Ertrinken war. Wo doch alles nur meine Schuld gewesen war, weil ich mich so dumm angestellt hatte.
    In Jades Fall führte das dazu, dass in dem Moment, als die Nachricht von ihrem Tod die Cafeteria erreichte – was genau in dem Augenblick zu geschehen schien, als ich im Viereck ankam –, jeder so etwas sagte wie: »Warum musste sie denn auch mitten in der Nacht durch die Gegend radeln, noch dazu auf dem Friedhof? Das hätte sie nie tun dürfen. Kein Wunder, dass sie jetzt tot ist.«
    Als wäre es Jades Schuld.
    Das Problem an dieser Theorie war: Jemand hatte sie getötet. Und die Polizei war auf der Suche nach diesem Jemand, oder zumindest nach einem Zeugen, der ihn gesehen hatte.
    Während die ersten großen grauen Sturmwolken heranrollten, begann das Puzzle sich allmählich zusammenzusetzen, und später konnte ich selbst kaum glauben, wie lange ich danach noch brauchen sollte, um es zu vervollständigen. Andererseits: Die Dinge wurden noch viel, viel schlimmer, und wer stellt sich schon freiwillig so schreckliche Dinge vor?
    Es ist eine simple Tatsache, dass Menschen nun mal sterben. Manchmal stolpern sie, sie schlagen sich den Kopf an, fallen in einen Pool und ertrinken.
    Manchmal werden sie von ihrem Basketballtrainer verführt und dann fallengelassen, und dann gehen sie nach Hause und schlucken eine Überdosis Schlaftabletten.
    Und wieder andere werden auf dem Fahrrad überfallen und viel zu spät gefunden, als dass irgendjemand ihnen noch helfen könnte.
    So sind die Dinge nun mal. Das hat oft gar nichts mit einem selbst zu tun.
    »Tante Deb?«, sagte Alex in sein Handy, das klingelte, als wir gerade unsere leeren Essenstabletts zurückbrachten. »Lass mich raten. Pierce hat wohl mal wieder ihr Handy vergessen, oder?«
    Dann gibt es aber auch wieder Angelegenheiten, die durchaus etwas mit einem selbst zu tun haben.
    Alex wurde blass, während meine Mutter weiterredete. Ganz offensichtlich hatte sie doch nicht mit mir sprechen wollen.
    Dafür gab es andere, die das wollten.
    »Hey, Pierce«, sagte Farah mit einem Lächeln und winkte, als sie Arm in Arm mit Seth an uns vorbeiging.
    »Ah«, erwiderte ich nur. Ein Lächeln brachte ich nicht zustande, aber ich winkte zurück. »Hey.«
    In den Wolken über uns begann es zu rumoren. Es war unfassbar, dass man an dieser Schule draußen essen musste . Was, fragte ich mich, sollten wir tun, wenn es regnete? So wie jetzt zum Beispiel.
    »Pierce!«, brüllte Bryce mit ungefähr einem Dutzend leeren Sandwichverpackungen unterm Arm. Er war gerade auf dem Weg zum Mülleimer und hatte Cody im Schlepptau. »Pierce, Pierce, Pierce, Pierce!«, schrien sie im Chor, als wäre es ein Refrain. Der Refrain des Mueller-Shout-Outs.
    »Sag mal«, meinte Kayla zu mir. »Was hast du gestern mit denen gemacht? Nur ein Eis gegessen oder bist du auch mit ihnen ins Bett gegangen?«
    Ich warf ihr einen bösen Blick zu. »Ach, halt die Klappe.«
    Alex steckte sein Handy weg.
    »Na«, fragte ich, »was wollte Mom denn?«
    »Sie hat vom Polizeirevier aus angerufen. Sie haben Dad

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