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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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nichts anderes mehr denken als an meine Mom. »Sie weiß nicht mal, wer du bist.«
    »Schhhhh«, machte John und streichelte mir mit seiner rauen Hand übers Haar. »So weit wird es nicht kommen. Richard kennt mich. Ich kann ihm alles erzählen. Wenn du willst, kann ich ihm auftragen, er soll deiner Mutter sagen, wir wären zusammen weggerannt und würden heiraten. Ich kann ihm sogar Briefe von dir geben, damit er sie an deine Mutter weiterleitet …«
    »John«, sagte ich und hob den Kopf. »In welchem Jahrhundert lebst du eigentlich? Niemand schreibt heute mehr Briefe, geschweige denn, dass Leute mit siebzehn von zu Hause ausreißen, um zu heiraten. Und wenn du dem Friedhofsaufseher Briefe von mir gibst, damit er sie an meine Mutter weiterleitet, wird mein Dad nicht nur dafür sorgen, dass er wegen Beihilfe zu meinem Verschwinden eingesperrt wird, sondern er wird ihn auch noch in ein Spezialgefängnis verlegen lassen, wo sie in aller Ruhe Waterboarding mit ihm machen können. Weißt du überhaupt, wer mein Vater ist ?«
    Jetzt küsste John mein Haar. »Es ist mir vollkommen egal, wer dein Vater ist.«
    »Es sollte dir aber nicht egal sein, John«, widersprach ich, »denn falls du es noch nicht weißt: Ich gehöre nicht zu der Sorte Mädchen, die sich einfach in Luft auflösen, ohne dass irgendjemand davon Notiz nimmt. Wie du selbst mal gesagt hast, gibt es Menschen, denen ich sehr am Herzen liege. Vielleicht nicht so viele, wie ich immer geglaubt habe, wenn ich bedenke, dass Oma eigentlich eine Furie ist, aber genügend. Ich kann einfach nicht glauben, dass ausgerechnet du zu so etwas fähig bist. Jemand, dem jedes Jahr eine ganze Nacht gewidmet wird, weil seine Leiche nie anständig begraben wurde. Stimmt doch, oder? Die Sargnacht gibt es nur deinetwegen.«
    John widersprach weder, noch bestätigte er meine Worte. Er küsste mich einfach weiter.
    »Du musst doch zugeben, dass es nicht fair ist, wenn du mir auch noch diesen kleinen Gefallen verweigerst.«
    »Pierce.« Er ließ endlich von mir ab und blickte hinunter in meine weichen, vor Tränen schwimmenden Augen. Sein Blick hingegen war alles andere als weich, sondern so hart und entschlossen wie Stahl. Aber das war noch gar nichts im Vergleich zu seiner Stimme: »Ich weiß, was du vorhast, und die Antwort ist nein. Du kannst jetzt gerne sauer auf mich sein. Du warst schon öfter sauer auf mich, und ich hab’s überlebt. Eigentlich bist du die ganze Zeit sauer auf mich, und ich bin es mehr oder weniger gar nicht anders gewöhnt. Genau genommen bin ich bereit, monatelang mit dir hier festzusitzen, während du die ganze Zeit über sauer auf mich bist. Jahre , wenn nötig. Solange du nur irgendwo bist, wo ich dich beschützen kann.«
    Seine Arme umschlangen mich fester, und sie waren genauso hart wie sein Blick und seine Stimme. »Du hast keine Ahnung, wozu sie imstande sind. Was sie mit Jade gemacht haben, das war gar nichts. Anscheinend haben sie gemerkt, dass es nicht du warst. Denn wenn du es gewesen wärst, hätten sie … ich kann es nicht mal aussprechen. Es wäre auf jeden Fall etwas unvorstellbar Schlimmes gewesen.«
    Ich hörte auf zu weinen. Nicht nur, weil ich begriffen hatte, dass es nichts nützte – er hatte mich durchschaut –, sondern auch weil irgendetwas in seiner Stimme mich einen Moment lang mein eigenes Leid hatte vergessen lassen, sodass ich nun das eines anderen sehen konnte: seins.
    »Als ich sie heute Morgen dort liegen sah«, sprach er weiter, »dachte ich ein oder zwei Sekunden lang, du wärst es. Und wenn du es gewesen wärst … ich weiß nicht, was ich dann getan hätte.«
    Ich glaubte, etwas in seinen Augen zu sehen, einen aufblitzenden Schmerz. Dann war es wieder weg, wie die Fische, die ich manchmal aus dem Augenwinkel unten im Meer sah, wenn ich mit meinem Cruiser über die Brücke zum Festland neben dem Highway fuhr.
    Was John durchgemacht hatte – was immer sie ihm angetan hatten, was immer ich ihm angetan hatte –, hatte Narben hinterlassen. Aber in seinem Inneren, wo ich sie nicht berühren konnte.
    Noch etwas, woran ich schuld war.
    »Also darfst du diesmal nicht wieder versuchen abzuhauen«, sagte er mit harter Stimme. »Hast du das verstanden? Egal warum. Diesmal kannst du hier nicht weg . Es wird nicht leicht werden, aber hier habe ich wenigstens eine Chance, dich zu beschützen. Oben habe ich keine.«
    Ich weiß nicht, was mich dazu brachte, aber ich streckte den Arm aus und strich mit der Hand über sein

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