Jeremy X
Sicherheitsrisiko einzuschätzen, das Sie möglicherweise darstellen, dann werden Sie mit mir reden müssen. Und das bedeutet, ich werde mit Ihnen reden müssen.«
Er hielt inne, und Simes nickte.
»Ich rechne nicht damit, dass Sie bei diesen Gesprächen jemals vergessen werden, dass ich für die Sicherheit des Centers verantwortlich bin«, fuhr McBryde fort. »Und ich kann Ihnen auch nicht die Art Schweigepflicht versprechen, an die ein Therapeut gebunden ist - oder sein sollte. Aber ich möchte auch, dass Sie verstehen, dass mein letztendliches Ziel, wie auch immer wir es erreichen, darin besteht, Ihnen dabei behilflich zu sein, weiterhin Ihre Aufgaben zu erfüllen. Sie können nicht Ihre Arbeit abschließen, wenn Sie irgendwann einfach zusammenbrechen, und es ist mein Job, dafür zu sorgen, dass die Arbeit abgeschlossen wird. So einfach ist das. Andererseits bedeutet das auch, dass es im ganzen Universum zumindest eine Person gibt - nämlich mich -, mit der Sie jederzeit reden können und die alles versuchen wird, Ihnen dabei zu helfen, mit dieser ganzen Scheiße fertig zu werden.«
Wieder hielt er inne und blickte Simes geradewegs in die Augen, dann räusperte er sich.
»Nachdem das nun geklärt ist, Herlander, lassen Sie uns miteinander reden.«
Kapitel 19
Konteradmiral Rozsak blickte auf, als jemand leise gegen den Türrahmen seines Büros klopfte.
»Ich glaube, ich habe hier etwas recht Interessantes, Luiz«, sagte Jiri Watanapongse. »Haben Sie eine Minute Zeit?«
»Gerade so«, erwiderte Rozsak mit unverkennbarer Erleichterung darüber, beim Abarbeiten des Papierkrams gestört worden zu sein. Diese Schreibarbeiten schienen sich wirklich durch Zellteilung zu vermehren! Er lehnte sich in seinem motorisierten Sessel zurück und bedeutete Watanapongse mit einer Handbewegung, sein Büro zu betreten und hinter sich die Tür zu schließen.
»Und was für einen interessanten Bissen haben meine treuen Spionage-Untergebenen heute für mich ausgegraben?«, fragte er, nachdem der Commander dem wortlosen Befehl gefolgt war.
»Ich habe das bislang noch nicht überprüfen können«, setzte Watanapongse an. »Ich weiß, wie gerne Sie sich Dinge anhören, die ›bislang noch nicht überprüft‹ sind, aber ich denke, eine Bestätigung hierfür zu bekommen, könnte eine Weile dauern. Aber unter den gegebenen Umständen glaube ich, dass Sie es vielleicht doch lieber gleich hören möchten.«
»Und was sind das für ›Umstände‹?«
»Erinnern Sie sich an Laukkonen?«
»Wie sollte ich den vergessen?«, gab Rozsak die Frage mit säuerlicher Miene zurück.
Santeri Laukkonen war eine dieser eher zwielichtigen Gestalten, die nur allzu oft die eher unangenehmen Aufgaben erledigten, mit denen das Liga-Amt für Grenzsicherheit beauftragt wurde. Nicht einmal Rozsak war sich sicher, woher Laukkonen ursprünglich gekommen war, obwohl er, hätte er raten müssen, darauf gewettet hätte, es müsse ein Ort in den Untiefen des Flottenbeschaffungsamtes der Solarian League Navy sein. Für einen Waffenschmuggler aus dem Rand hatte der Mann außerordentlich gute Kontakte, was ›überschüssige‹ solarische Waffen betraf. Und bei nicht allem, womit er es zu tun hatte, handelte es sich um rechtlich zulässige ›Exportwaren‹, die für den Verkauf in Gebiete außerhalb der Liga freigegeben waren. Beileibe nicht.
In den letzten Jahren hatte er seinen Stützpunkt im Ajax-System gehabt, das dem Maya-Sektor so nahe lag, dass es für die Leute, die für die Sicherheit in besagtem System zuständig waren, von mehr als nur beiläufigem Interesse war. Im Laufe eben dieser Jahre waren Luiz Rozsak und er des Öfteren in sehr diskrete Transaktionen verwickelt gewesen - rein geschäftlich natürlich. Bei der kompliziertesten von allen war es darum gegangen, einer ›Unabhängigkeitsbewegung‹ im Okada-System Munition zu liefern. Die Anweisung für diese Operation war damals tatsächlich aus Chicago selbst gekommen, und besagte Unabhängigkeitsbewegung hatte der Grenzsicherheit einen Vorwand geliefert, auch den bemitleidenswerten Bürgern von Okada ihren wohlwollenden Schutz angedeihen zu lassen.
Und ich verstehe immer noch nicht, warum zur Hölle die das eigentlich wollten, dachte er säuerlich. Ist ja nicht so, als wäre es das erste Mal, dass Leute ums Leben gekommen sind - in relativ großer Zahl -, weil irgendeine nicht ganz ausgegorene Strategie gefördert wurde. Aber die haben anschließend das System nicht einmal behalten! Oravil
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