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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nirgends eine Spur hinterlassen hätte.« Er zuckte mit den Schultern. »Deswegen erzähle ich Ihnen gleich von vornherein, warum Sie mich eine ganze Weile nicht sehen werden. Ich möchte nicht, dass Sie Ihre Freunde benachrichtigen, die mich dann irgendwann umbringen, obwohl ich gerade auf dem Rückweg nach Ajax bin, um meine Schulden bei Ihnen zu begleichen.«
    Laukkonens Blick wirkte immer noch skeptisch, doch nun verschränkte er die Arme vor der Brust und runzelte kaum merklich die Stirn, während er über das nachdachte, was Bottereau ihm gerade erzählt hatte. Dann zuckte auch er mit den Schultern.
    »Also gut«, sagte er. »Also gut, Sie kriegen Ihre drei oder vier Monate - ach verdammt, ich gebe Ihnen sogar sechs! Aber die Zinsen steigen. Das ist Ihnen doch klar, oder?«
    »Ja«, seufzte Bottereau. »An wie viel hatten Sie gedacht?«
    »Das Doppelte«, gab Laukkonen unumwunden zurück, und Bottereau verzog das Gesicht. Trotzdem war es noch nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte, und mit dem, was Manpower ihm versprochen hatte, würde es immer noch ausreichen.
    »Einverstanden«, sagte er.
    »Gut.« Laukkonen erhob sich. »Und vergessen Sie nicht, Arsène - sechs Monate. Keine sieben, und ganz bestimmt keine acht. Wenn Sie länger brauchen als diese sechs Monate, dann sollten Sie mir möglichst frühzeitig eine Nachricht zukommen lassen - und eine Anzahlung. Haben wir uns verstanden?«
    »Haben wir«, erwiderte Bottereau.
    Mehr sagte Laukkonen nicht. Er nickte nur einmal knapp und verließ die Bar. Seine Leibwächter schlossen sich ihm unauffällig an.
    »Nehmen Sie Platz, Dr. Simes«, forderte McBryde den rotblonden Mann mit den gehetzt wirkenden haselnussbraunen Augen auf, der gerade sein Büro betreten hatte.
    Schweigend ließ sich Herlander Simes in den Sessel sinken, auf den sein Gastgeber gewiesen hatte. Sein Gesicht wirkte wie ein Fenster mit heruntergelassenem Rolladen. Das Einzige, was irgendetwas verriet, waren seine Augen - und darin stand Schmerz zu lesen. Seine Körpersprache war steif und wirkte übermäßig wachsam. Vielleicht nicht überraschend, sinnierte McBryde. Eine ›Einladung‹ zu einem Gespräch mit dem Mann zu erhalten, der die Verantwortung für die Sicherheitskräfte des gesamten Gamma Centers trug, war selbst unter Idealbedingungen nicht dazu angetan, die betreffende Person zu beruhigen. Und im Augenblick herrschten für Simes alles andere als Idealbedingungen.
    »Ich kann mir vorstellen, dass Sie nicht sonderlich erbaut waren zu erfahren, dass ich Sie sprechen wollte«, sagte er laut und fasste damit die Situation sehr treffend zusammen. Kurz schnaubte er. »Ich weiß, wenn ich an Ihrer Stelle wäre, hätte es mich auch nicht glücklich gemacht.«
    Immer noch schwieg Simes, und McBryde beugte sich hinter seinem Schreibtisch ein wenig vor.
    »Ich weiß, dass Sie in den letzten Monaten viel durchgemacht haben.« Er achtete darauf, zugleich freundlich und ruhig zu klingen und doch die professionelle Distanziertheit nicht vermissen zu lassen. »Ich habe mir Ihre Akte angesehen, und auch die Ihrer Frau. Und mir liegen die Berichte des Ausschusses für Langfristige Planung vor.« Kaum merklich zuckte er die Achseln. »Ich selbst habe keine Kinder, also kann ich in dieser Hinsicht kaum nachvollziehen, wie entsetzlich schmerzhaft das alles für Sie gewesen sein muss. Und ich werde auch nicht so tun, als würden wir dieses Gespräch führen, ohne dass ich einen beruflichen Grund dafür hätte. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.«
    Einige Sekunden lang blickte Simes ihn nur schweigend an, dann nickte er einmal, beinahe krampfartig.
    McBryde erwiderte das Nicken und behielt seinen professionellen Gesichtsausdruck bei, doch es fiel ihm schwer. Im Laufe der Jahrzehnte hatte er weidlich Menschen gesehen, die litten oder sich fürchteten - ja, die regelrecht verängstigt gewesen waren. Einige von ihnen hatten auch einen verdammt guten Grund gehabt, verängstigt zu sein. Ebenso wie Polizisten, wo auch immer in der Galaxis sie eingesetzt waren, neigten Sicherheitsspezialisten dazu, Menschen nicht gerade unter besten Bedingungen oder in gänzlich entspannten Situationen kennen zu lernen. Doch er konnte sich nicht erinnern, jemals einen Menschen gesehen zu haben, der so sehr von Schmerz erfüllt war wie dieser Mann hier. Es war noch schlimmer, als er gedacht hatte, als er mit Bardasano über ihn sprach.
    »Darf ich Sie Herlander nennen, Dr. Simes?«, fragte er nach einer kurzen Pause,

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