Jeremy X
Geschwaderebene gedacht werden muss. Wenn man das im Hinterkopf behält, dann erscheinen mir fünf Monate doch wahrscheinlicher - eher sogar sechs.«
»Über den Daumen gepeilt, bin ich zum gleichen Ergebnis gekommen«, pflichtete Watanapongse ihm bei.
»Also gut«, entschied Rozsak. »Ich denke, wir müssen zumindest in Erwägung ziehen, dass Laukkonen da auf etwas wirklich Ernstzunehmendes gestoßen ist. Andererseits können wir nicht jetzt schon unsere verfügbaren Einheiten umgruppieren, bloß aufgrund einer reinen Spekulation. Schauen Sie, was Sie tun können, um das zu bestätigen. Ich rechne natürlich nicht damit, dass Sie das hieb- und stichfest beweisen können, aber horchen Sie sich um! Schauen Sie, ob wir noch irgendetwas anderes finden, was Laukkonens Informationen irgendwie bestätigt. Und tun Sie Ihr Bestes, uns eine realistische Zeitabschätzung zu verschaffen, falls es so aussehen sollte, dass an der ganzen Sache wirklich etwas dran ist.«
»Jawohl, Sir.«
Watanapongse nickte und wandte sich schon wieder der Bürotür zu, doch dann hielt er inne und blickte Rozsak mit gehobener Augenbraue an, als dieser mit dem ausgestreckten Finger auf ihn wies.
»Ich habe nachgedacht«, sagte der Admiral.
»Worüber denn?«, fragte Watanapongse, als Rozsak nicht weitersprach.
»Über Manson«, erklärte sein Vorgesetzter, und der Nachrichtenoffizier verzog das Gesicht.
Lieutenant Jerry Manson war ein recht fähiger Nachrichtenoffizier, der sich bedauerlicherweise für deutlich intelligenter hielt, als er tatsächlich war, und dabei zugleich die Loyalität eines Alterden-Piranhas besaß. Für sich alleine genommen wären beide Schwächen durchaus akzeptabel gewesen, aber in ihrer Kombination ließ sich das wahrlich nicht mehr behaupten.
Ursprünglich hatte Ingemar Cassetti ihnen Manson aufs Auge gedrückt - und zweifellos glaubte Manson, weder Rozsak noch Watanapongse wüssten davon. Sie hatten ihm seinen alten Aufgabenbereich belassen, weil es stets einfacher und sicherer war, den Spion zu manipulieren, von dessen Existenz man wusste, als die Gegner dazu zu inspirieren, neue Spione einzuschleusen, von denen man nichts wusste. Doch sie hatten sich niemals irgendwelchen Illusionen hingegeben, was Mansons Loyalität betraf - oder eben deren Fehlen. Bei einigen Gelegenheiten war er ihnen auch recht nützlich gewesen, doch diese Nützlichkeit musste man stets gegen die Notwendigkeit abwägen, ihn ganz und gar im Unklaren über die tatsächlichen Pläne im Maya-Sektor zu lassen.
Auch das war stets machbar gewesen, wenngleich es zunehmend schwieriger wurde. Doch nun, da Cassetti aus der Gleichung hatte gestrichen werden müssen, bestand keinerlei Notwendigkeit mehr, sich um seinen handverlesenen Spion zu ›kümmern‹. Und selbst, wenn es anders gewesen wäre ...
»Ich darf davon ausgehen, dass Sie mein Memo gelesen haben?«, fragte Watanapongse nach, und Rozsak schnaubte kurz.
»Natürlich! Und ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Solange er bloß ein verwaister kleiner Gauner war, ohne einen Strippenzieher, an den er sich wenden konnte, war die Lage noch handhabbar. Aber jetzt?« Der Admiral schüttelte den Kopf. »Wenn er herumschnüffelt und auf ein paar unserer verdeckten Kanäle zu Alterde stößt, dann ist der Zeitpunkt gekommen, der Sache ein Ende zu machen, bevor noch mehr Schaden angerichtet wird.«
Watanapongse nickte. Er war recht zuversichtlich, dass Manson nicht einmal ansatzweise ahnte, wie genau und lückenlos sämtliche seiner Kommunikationen überwacht worden waren, seit man ihn Rozsaks Stab zugeteilt hatte. Hätte der Lieutenant jemals die Wahrheit geahnt, wäre er niemals das Risiko eingegangen, seinen eigenen Boten zum Hauptquartier der Grenzflotte auf Alterde zu schicken. Doch es schien offenkundig, dass ihm endlich wenigstens einige rudimentäre Hinweise auf die ›Sepoy-Option‹ in die Hände gefallen waren. Er hatte sorgfältig darauf geachtet, dieses Wissen für sich zu behalten, als er seine Nachricht an Commander Florence Jastrow abgefasst hatte (die zufälligerweise ebenfalls zu den abscheulichsten Leuten gehörte, denen Watanapongse jemals begegnet war, und das erklärte zweifellos, warum Manson auf sie gekommen war). Doch zugleich hatte er ihr gegenüber unmissverständlich zu verstehen gegeben, er vermute, seine Vorgesetzten im Maya-Sektor hätten irgendetwas vor, was sie eigentlich nicht tun sollten.
Bedauerlicherweise - für Lieutenant Manson - war seine Nachricht nicht nur
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