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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und sein Gegenüber überraschte ihn mit einem kurzen, angespannten Lächeln.
    »Sie sind der Sicherheitschef des Centers«, merkte er mit einer Stimme an, die deutlich weniger gequält klang, als er erwartet hatte angesichts des Blicks in seinen Augen. »Ich denke, Sie können jeden von uns so nennen, wie es Ihnen gerade passt!«
    »Das wohl.« McBryde erwiderte das Lächeln und wagte sich vorsichtig in diese winzige Öffnung seines Panzers vor. »Andererseits hat mir meine Mutter immer beigebracht, es sei ein Gebot der Höflichkeit, wenigstens zunächst nach Erlaubnis zu fragen.«
    Kurz schien Schmerz in Simes' Augen zu flackern, als McBrydes Mutter erwähnt wurde. Offensichtlich erinnerte es ihn an seine Familie, die er verloren hatte. Doch damit hatte McBryde gerechnet, und so sprach er ruhig weiter.
    »Also, Herlander, der Grund, dass ich Sie sprechen wollte, ist natürlich, dass man sich im Center angesichts dessen sorgt, was Sie alles haben durchmachen müssen - was Sie immer noch durchmachen -, schließlich besteht die Gefahr, dass Ihr Gemütszustand sich in Ihrer Arbeit niederschlägt. Sie wissen ja selbst, dass die Projekte, an denen Sie beteiligt sind, von entscheidender Bedeutung sind. Tatsächlich sind sie sogar noch entscheidender geworden, als Ihnen selbst vielleicht bewusst ist, und das wird noch weiter zunehmen. Die Wahrheit ist also, dass ich wissen muss - und dass meine Vorgesetzten wissen müssen -, inwieweit Sie in der Lage sind, weiterhin Ihre Arbeit zu verrichten.«
    Simes' Gesicht spannte sich an, und McBryde hob die Hand und vollführte damit eine halb beruhigende, halb entschuldigende Geste.
    »Es tut mir Leid, wenn das gefühllos klingt«, sagte er ruhig. »So ist es wirklich nicht gemeint. Andererseits möchte ich Ihnen gegenüber ganz offen und ehrlich sein.«
    Simes blickte ihn an, dann zuckte er die Achseln.
    »Das weiß ich wirklich zu schätzen, wissen Sie?«, sagte er und verzog das Gesicht. »Ich habe mir schon genug halbwegs höfliche Lügen und Verstellerei anhören müssen von den Leuten, die so begierig darauf waren, Frankie vor ihrem so schrecklich gewordenen Leben zu ›retten‹.«
    Die ruhige, unaussprechliche Bitterkeit in seiner Stimme war schlimmer als jeder Schrei.
    »Auch das tut mir Leid«, sagte McBryde mit ebenso ruhiger Aufrichtigkeit. »Aber nichts von dem vermag ich ungeschehen machen. Das wissen Sie ebenso gut wie ich. Das Einzige, was ich tun kann, Herlander, das ist zu erkennen, wo Sie und ich - und das Gamma Center - im Augenblick stehen. Ich kann nicht dafür sorgen, dass Ihre Schmerzen verschwinden, und ich werde auch nicht so tun, als könnte ich es. Aber um schonungslos ehrlich zu sein, der Grund, weswegen ich jetzt mit Ihnen spreche, besteht darin, dass es mein Job ist, dafür zu sorgen, dass das ganze Center weiterhin seine Aufgabe erfüllt. Und das bedeutet, ich muss auch dafür sorgen, dass Sie Ihre Aufgabe erfüllen ... und ich muss erkennen, falls das nicht mehr der Fall sein sollte.«
    »›Falls‹?« , wiederholte Simes mit einem herzzerreißenden Lächeln, und all seinem Training und seiner Erfahrung zum Trotze verzog McBryde gequält das Gesicht.
    »Ich bin nicht bereit, mich schon jetzt mit der Annahme abzufinden, eine derartige Entwicklung sei unausweichlich«, sagte er und fragte sich gleichzeitig, ob er das wirklich glaubte ... und zweifelte sogar ernstlich daran. »Andererseits will ich Sie auch nicht anlügen und Ihnen beispielsweise erzählen, ich würde nicht bereits an Ausweichplänen arbeiten - für den Fall, dass es wirklich so weit kommt. Das ist mein Job.«
    »Das verstehe ich.« Zum ersten Mal flackerte in Simes' haselnussbraunen Augen etwas anderes auf als dieser Schmerz. »Es erleichtert mich sogar. Zu wissen, wie Sie die Dinge sehen, und warum dem so ist, meine ich.«
    »Ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein«, sagte McBryde. »Das Letzte, was ich möchte, ist, persönlich jemandem zu nahe zu kommen, der so sehr leidet, wie Sie das meines Erachtens tun. Und es ist ja nun auch nicht so, als wäre ich ein ausgebildeter Psycho-Berater oder Therapeut. Ach, natürlich gehörten zu meiner Ausbildung auf dem Gebiet der Sicherheit auch einige Einführungskurse in die verschiedenen Bereiche der Psychologie, aber ich fühle mich nicht in der Lage, als eine Art Therapeut zu versuchen, mit Ihrem Schmerz zurechtzukommen. Aber die Wahrheit ist, Herlander, wenn ich mir wirklich sicher sein soll, Sie richtig zu verstehen, und damit auch das

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