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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, wie erleichtert und froh er darüber war, dass JoAnne, das älteste Kind von Christina und ihm, sich dafür entschieden hatte, sich der Kindererziehung zu widmen. Bei ihrer zweiten Tochter Arianne - zugleich ihrem jüngsten Kind - hatte sich (kaum überraschend) herausgestellt, dass sie ebenso wie Zachariah naturwissenschaftlich interessiert war. Sie war nun als Chemikerin tätig, und trotz ihres relativ geringen Alters (sie war erst neunundvierzig T-Jahre alt) war sie vor kurzem in den Kreis der wissenschaftlichen Berater des Vorstandes der Systemregierung von Mesa aufgenommen worden. Die Familie McBryde konnte durchaus stolz darauf sein, welchen Beitrag zum Alignment und ihrer Heimwelt (was nicht immer das Gleiche war) sie geleistet hatte, und doch bestand kein Zweifel daran, dass Jacks Eltern sich zutiefst um ihn sorgten.
    Und mit Recht, dachte er. Es gelang ihm, nach wie vor entspannt und ein wenig belustigt dreinzuschauen, doch es fiel ihm schwer. Ebenso, wie es ihm schwerfiel, sich damit abzufinden, dass kaum ein T-Monat vergangen war, seit er das erste Mal mit Simes gesprochen hatte. Es erschien ihm einfach unmöglich, dass er innerhalb so kurzer Zeit so deutlich die Qual dieses Mannes erkannt hatte - und davon selbst betroffen war. Und ebenso erschien es ihm unmöglich, dass er schon jetzt so genau wusste, worauf das alles hinauslaufen würde. Und doch war dem so ... und deswegen verstand er auch, zum ersten Mal seit langer Zeit wieder, warum seine Mutter sich so sehr gewünscht hatte, er hätte etwas anderes mit seinem Leben angefangen.
    »In mancherlei Hinsicht, Mom«, erklärte er, »wünschte ich wirklich, ich könnte mit dir darüber reden. Ich glaube, du könntest mir tatsächlich helfen. Bedauerlicherweise hat es jedoch wirklich mit der Arbeit zu tun, und deswegen kann ich einfach nicht darüber sprechen.«
    »Du bist doch nicht irgendwie in ... Schwierigkeiten, oder?«, erkundigte sie sich leise.
    »Ich?« Sein Lachen war zumindest zu drei Vierteln aufrichtig, und er schüttelte den Kopf. »Glaub mir, Mom, ich bin wirklich nicht in Schwierigkeiten. Es ist nur ...«
    Er schwieg einen Moment, dann zuckte er die Achseln.
    »Ich kann wirklich nicht darüber reden, aber ich denke, ich kann dir erzählen, dass einer der Leute, für die ich verantwortlich bin, im Augenblick ernstzunehmende persönliche Probleme hat. Das hat überhaupt nichts mit seiner Arbeit zu tun, und auch nicht mit mir, wirklich nicht, aber er ... leidet Höllenqualen. Und auch wenn der Grund für seine Qual nichts mit dem Job zu tun hat, ist mittlerweile der Punkt erreicht, an dem seine eigenen Emotionen durchaus die Qualität seiner Arbeit beeinträchtigen könnten. Und wegen des Gebietes, in das seine Arbeit fällt, und wegen meiner eigenen Aufgaben bin ich einer der wenigen, mit denen er überhaupt darüber reden kann.«
    Aus dem Augenwinkel blickte er Zachariah an und erkannte am Gesichtsausdruck seines Bruders, dass Zack genau wusste, von wem er hier sprach. Zachariahs blaue Augen verdunkelten sich, und Jack wusste, dass auch sein Bruder ihr eigenes Familienleben mit dem verglich, was Herlander und Francesca Simes widerfahren war.
    »Oh, es tut mir so Leid.« Christinas Mitleid war wirklich aufrichtig, und sie streckte die Hand aus, um sie ihrem Sohn auf den Unterarm zu legen. »Aber auch wenn er nur mit wenigen Leuten darüber sprechen kann, weiß ich doch, dass er bei wenigstens einer Person ein offenes Ohr findet«, fuhr sie fort.
    »Ich bemühe mich, Mom. Ich bemühe mich wirklich. Aber das ist einer dieser Fälle, wo niemand viel mehr tun kann als einfach nur zuzuhören.« Er schüttelte den Kopf, und sein Blick umwölkte sich. »Ich glaube nicht, dass diese Geschichte gut ausgeht«, sagte er leise.
    »Du kannst nicht mehr tun, als du eben tun kannst, mein Junge«, sagte Thomas. »Und deine Mom hat recht. Wenn er mit dir reden kann, dann weiß diese Person - wer auch immer es nun sein mag - wenigstens, dass er nicht alleine ist. Manchmal ist das wirklich das Wichtigste von allem.«
    »Ich werde versuchen, das im Hinterkopf zu behalten«, versprach Jack.
    Einen Moment lang lastete Schweigen an dem Esstisch, dann schüttelte Jack kurz den Kopf und lächelte seine Mutter an.
    »Aber um nun auf die Frage zurückzukommen, die dieses ganze Gespräch überhaupt erst ausgelöst hat. Wenn es zum Nachtisch wirklich Möhrenkuchen gibt, dann: Nein danke, ich möchte keinen Kartoffelbrei mehr.

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