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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Zelte, stützte diese Theorie noch.
    In einem Büro im ersten Stock lernten Harper und Judson den Lagerdirektor kennen. Sein Name war Earl Manning - zumindest stand das auf dem Schild neben der Tür.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er, kaum dass sie eingetreten waren. Er blickte nicht von den Unterlagen auf seinem Schreibtisch auf. Die Frage hatte er äußerst brüsk gestellt. Nicht unhöflich, aber doch in der Art und Weise, in der ein sehr beschäftigter Mann eben auf Störungen reagiert.
    »Wir suchen Ronald Allen«, gab Harper zurück.
    Das brachte Manning doch dazu, den Kopf zu heben. »Und wer genau ist ›wir‹?«
    »Einwanderungsdienst.« Harper zog seine ID hervor und legte sie dem Direktor auf den Schreibtisch.
    Manning nahm sich tatsächlich die Zeit, die ID genau zu betrachten. Und das auch noch äußerst gründlich, deutlich länger, als man das erwartet hätte, wenn man bedachte, wie selten es auf Torch zu Fällen von Identitätsdiebstahl kam. Judson hatte den Eindruck, der Direktor gehöre zu dieser Sorte Mensch, deren instinktive Reaktion auf jegliche Behörden darin bestand, sich automatisch auf die Hinterbeine zu stellen.
    »Okay«, sagte er nach ungefähr zehn Sekunden säuerlich. Er gab Harper die ID zurück. »Worum geht es denn hier?«
    Mannings Verhalten rief bei Ferry sofort die entsprechende Gegenreaktion hervor. »Das geht Sie eigentlich überhaupt nichts an, Mr. Manning. Wo ist Allen?«
    Manning wollte offensichtlich schon auffahren. Doch dann verzog er nur das Gesicht und deutete mit dem Daumen ruckartig auf eines der Fenster hinter sich. »Sie finden ihn dorthinten. Er bedient einen der Extraktoren. Am Südende des Lagers. Falls Sie nicht wissen sollten, wie er aussieht ...«
    »Wir wissen Bescheid«, fiel ihm Harper ins Wort. Er wandte sich um und verließ das Büro. Judson schloss sich ihm an.
    Kaum dass sie wieder auf dem Gang standen, und noch bevor sie die Tür erreichten, durch die sie wieder ins Freie kämen, murmelte Harper: »Was für ein Arschloch.«
    Judson lächelte nur. Er war sich recht sicher, dass Manning, kaum dass Harper das Büro wieder verlassen hatte, genau die gleichen Worte ausgesprochen hatte - oder sie zumindest gedacht hatte.
    Dschingis bliekte belustigt und bestätigte Judsons Vermutung.
    Nachdem sie erst einmal im Freien standen, warfen sie einen Blick auf eine Lagerkarte, die an der Gebäudewand aufgehängt war. Sie war von Hand gezeichnet - soweit man so etwas angesichts der modernen Zeichengeräte überhaupt noch sagen konnte.
    »Das kriegen wir auch zu Fuß hin«, erklärte Harper. Er drehte sich nach Süden, zupfte vorsichtig am Griff seines Pulsers, um sicherzustellen, dass er ihn notfalls rasch aus dem Holster ziehen ließe. Judson folgte seinem Beispiel. Zum ersten Mal wurde ihm ernstlich bewusst, dass es hier jeden Moment zu einem gewalttätigen Zwischenfall kommen könnte. Trotz seines ausgiebigen Trainings und seiner Erfahrung im Umgang mit Waffen hatten doch zu seiner Tätigkeit als Ranger daheim auf Sphinx eher die Aufgaben eines Fremdenführers und gelegentlich eines Rettungssanitäters gehört. Natürlich erfüllte der SFD auch die Aufgabe der Polizei, und so nahmen sie alle auch diesen Teil ihrer Ausbildung völlig ernst, doch Judson hatte selbst nie die Rolle eines Polizisten übernehmen müssen.
    Bislang zumindest nicht.
    Auch Harper S. Ferry hatte natürlich nicht die Laufbahn eines Polizisten hinter sich. Seine bisherige Karriere war ungleich gewalttätiger gewesen. Judson konnte nur hoffen, dass Harper in den anderthalb Jahren, seit er seinen alten Beruf aufgegeben hatte, wenigstens ein gewisses Maß an Zurückhaltung entwickelt hatte.
    Irgendwie musste man ihm die Anspannung angesehen haben, denn Harper warf ihm einen Blick zu und lächelte. »Entspann dich. Ich habe nicht die Absicht, den Kerl einfach über den Haufen zu schießen. Ich will nur herausfinden, warum der eine Kennung hat, die ihm überhaupt nicht zusteht.«
    Sie brauchten kaum mehr als zehn Minuten, um den Südrand des Lagers zu erreichen und Allen zu finden. Er bediente tatsächlich einen der Extraktoren. Die Maschine war nicht sonderlich groß, aber unglaublich laut.
    Laut genug, dass Allen sie überhaupt nicht kommen hörte. Er bemerkte ihre Anwesenheit erst, als Harper ihm gegen die Schulter tippte.
    Der Mann drehte einen Regler, stellte die Maschine auf Leerlauf und reduzierte so drastisch den Lärm. Dann wandte er den Kopf zur Seite und fragte: »Was kann ich

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