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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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für Sie tun?«
    Er wirkte recht entspannt. Dann zuckte sein Blick an Harper vorbei und fiel auf Judson, der Dschingis wieder auf der Schulter trug.
    Plötzlich legte der Baumkater die Ohren an, und Judson spürte, wie sich Krallen in seine Schulter bohrten. Für genau solche Zwecke gab es die Schutzpolster. Judson wusste, dass Dschingis kurz davor stand anzugreifen.
    »Vorsicht ...«, rief er Harper zu. Doch Harper musste selbst irgendetwas an Allens Haltung bemerkt haben, oder an seinem Blick, denn seine Hand zuckte schon zu dem Pulser an seiner Hüfte.
    Allen schrie etwas Unverständliches und schlug mit der Faust nach Harper. Die Bewegung verriet ihnen, dass der Immigrant im waffenlosen Kampf nicht gänzlich unbewandert war, doch er war zweifelsfrei kein Experte darin. Harper folgte der Bewegung des Schlages, und so traf er ihn am Arm, nicht wie beabsichtigt zwischen die Rippen.
    Trotzdem schleuderte die Wucht des Aufpralls ihn zu Boden. Allen war groß und sehr kräftig.
    Auf jeden Fall sehr viel kräftiger als Van Hale. Doch angesichts seines eigenen Pulsers und Dschingis' beachtlicher Kampfkraft machte sich Judson nicht allzu große Sorgen.
    Anscheinend war Allen zum gleichen Schluss gekommen. Er wirbelte herum und eilte an dem Extraktor vorbei, geradewegs auf den nahegelegenen Wald zu. Der Mann war ebenso schnell wie kräftig. Judson hätte ihn vermutlich nicht einholen können, und er scheute sich, Allen einfach niederzuschießen, schließlich hatten sie noch nichts in Erfahrung bringen können.
    Doch dieses Problem löste Dschingis. Der Kater sprang von Judsons Schulter, landete auf dem Boden und hatte nach nicht einmal zwei Sekunden die Verfolgung aufgenommen.
    Ein fairer Wettstreit war das nicht. Dschingis hatte Allen eingeholt, bevor der Mann auch nur die Hälfte der Strecke zu den ersten Bäumen zurückgelegt hatte. Sofort stürzte sich der Baumkater auf die Beine des Mannes und brachte ihn mit zwei kurzen Schlägen zu Fall.
    Allen kreischte auf und schlug hart auf den Boden. Er versuchte Dschingis von sich zu stoßen, doch die rasiermesserscharfen Klauen der Katz waren um einiges wirksamer als die Fäuste des Mannes. Ein Mensch, der in wirklich guter Verfassung war und sich bestens im waffenlosen Kampf auskannte, hatte zumindest eine faire Chance im Kampf gegen eine Baumkatze, einfach wegen des Größenunterschiedes. Doch leicht wäre es nicht, und der Mensch würde auf jeden Fall ernstlich verwundet aus diesem Kampf hervorgehen.
    Allen versuchte es nicht einmal. Er drehte sich auf den Bauch. Dann starrte er sonderbarerweise einige Sekunden lang nur den nächstgelegenen Baum an.
    Dann hatte auch Judson ihn erreicht. »Halten Sie still, Allen!«, befahl er. »Dschingis wird Sie nicht weiter verletzen, solange Sie nicht ...«
    Er sah, wie sich Allens Kiefermuskeln anspannten. Dann verdrehte der Mann die Augen, inhalierte einmal, keuchte, keuchte noch einmal ... und dann war er bewusstlos. Nein, er lag im Sterben. Judson zweifelte keinen Moment daran. Der kleine Schrei, den Dschingis ausstieß, verriet ihm, dass die 'Katz es ebenso sah.
    »Was um alles in der ...« Er schüttelte den Kopf und wusste nicht recht, was er tun sollte. Normalerweise hätte er jetzt mit einer Herz-Lungen-Massage angefangen, auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass man Allens Leben ohnehin nicht mehr retten könnte. Doch nun sickerte eklig-grüner Schleim über Allens Lippen, und Judson war sich sicher, dass das die Überreste oder Nebenwirkung - oder beides - eines sehr wirksamen Giftes war. Um was auch immer es sich handelte, Van Hale war nicht bereit, sich ihm auch nur zu nähern.
    Harper kam zu ihnen und hielt sich den verletzten Arm. »Was ist passiert?«
    »Er hat Selbstmord begangen.« Judson war wie betäubt. Alles war so schnell gegangen. Von dem Moment an, an dem Harper Allen gegen die Schulter getippt hatte, bis zum Suizid dieses Mannes konnten nicht mehr als dreißig Sekunden vergangen sein. Wahrscheinlich weniger. Vielleicht sogar viel weniger.
    Harper kniete sich neben Allens Leichnam und rollte ihn auf den Rücken. Der ehemalige Ballroom-Killer achtete sorgsam darauf, keinesfalls mit den Händen in die Nähe von Allens Mund zu kommen.
    »Ein schnell wirksames Gift in einem hohlen Zahn. Warum im Namen der Schöpfung hat ein Ex-Sklave so etwas bei sich?« Er blickt sich um, entdeckte in seiner Reichweite einen hinreichend robust wirkenden Ast und griff danach. Dann hebelte er damit Allens Zähne auseinander, um

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