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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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erleiden.
    »Oh, Scheiße«, flüsterte Ed.
    »›Oh, Scheiße‹ trifft den Nagel auf den Kopf«, merkte James an.
    Brice' Gedanken überschlugen sich fast. Es war völlig unmöglich, mit Ganny in Kontakt zu treten, ohne zunächst mindestens fünfzig Meter weit durch den Luftschacht zu hetzen. Ihre Com-Einheiten waren auf Drahtübertragung ausgelegt, und in diesem Wartungsabteil oder einen der angrenzenden Luftschächte hatte der Clan niemals Drähte installiert. Das Risiko wäre zu groß gewesen, dabei von den Sklavenhändlern bemerkt zu werden.
    Wahrscheinlich war die Frage ohnehin unnütz, schließlich hatten sie keine Ahnung, wo genau diese Einheit die Luftschächte vom Rest des Turms abgeriegelt hatte. Und selbst wenn man Ganny noch irgendwie hätte erreichen können, wäre das doch niemals mehr rechtzeitig geschehen. Alles, was Brice bislang von dieser Kommandoeinheit mitbekommen hatte ließ darauf schließen, dass sie sehr zügig vorgingen. In weniger als zehn Minuten würde Parmley Station von einem Geschoss mit Kernsprengkopf zerstört werden.
    Es überraschte ihn nicht, dass die Sensoren der Ouroboros keine Lebensformen außerhalb des Turmes entdeckt hatten, der von den Sklavenhändlern genutzt wurde. Der Clan hatte Jahrzehnte damit verbracht, dafür zu sorgen, dass der Aufenthaltsort der einzelnen Personen gänzlich vor jedem einzelnen Sklavenhändler verborgen blieb, der vielleicht versucht gewesen könnte, seinen Zahlungsverpflichtungen zu entgehen, indem er sie einfach allesamt in einem Überraschungsangriff umbrachte. Die Ouroboros verfügte vermutlich über Sensoren, die besser waren als alles, was die Sklavenhändler besaßen. Doch solange die Leute, die diese Sensordaten auswerteten, keinen Grund zu der Annahme hatten, es könne doch noch irgendwo etwas zu entdecken geben, nähmen sie gewiss nicht den sorgfältigen Datenabgleich vor, der erforderlich gewesen wäre, um den Clan zu finden.
    Kurz gesagt: Schon bald wären sie alle tot ...
    Sowieso.
    Brice kam zu dem Schluss, er habe nichts mehr zu verlieren. Er machte sich daran, die Versiegelung des Zugangspaneels zu lösen.
    »Hey, nicht schießen!«, rief er. Nein, eigentlich kreischte er es eher. »Hier sind nur Kinder!«
    Dafür würden Ed und James ihn wahrscheinlich später auslachen - vorausgesetzt, sie überlebten das Ganze. Es wäre bestimmt viel würdevoller gewesen, etwas zu rufen wie: Nicht schießen! Wir sind nicht der Feind!
    Doch Brice fürchtete, derartige Top-Militär-Einheiten würden im Zweifelsfalle erst schießen und sich später darum kümmern, ihre Feinde zu identifizieren. Während sogar die hartgesottensten Kommandoeinheiten vielleicht doch zögern würden, bevor sie auf Kinder schossen.
    Es war zumindest eine Theorie. Und so kurzfristig hatte er einfach keine bessere entwickeln können.
    Als Brice aus dem kleinen Abteil herauskam, eigentlich eher herauspurzelte, hatten sich sämtliche Angehörige der kleinen Einheit um ihn herum aufgestellt. Naja, nicht ganz. Einer von denen hatte sich ›um sie herum aufgestellt‹ - der mit der Sklaven-Markierung -, während die anderen aus verschiedenen Winkeln, halb in Deckung, Waffen auf sie richteten.
    Auf Hände und Knie gestützt blickte Brice zu dem riesenhaften Soldaten auf. Zuerst sah er ihn überhaupt nicht, weil sein Blick wie magnetisch von dem Lauf der Waffe angezogen wurde, die der Mann in der Hand hielt. Von den drei Läufen, um genau zu sein.
    Der Clan verfügte über genau zwei Dreiläufer. Ganny hielt sie wohl verwahrt. Sie hatte sie Brice nur ein einziges Mal anschauen lassen.
    Abstrakt wusste Brice, dass diese Pulserläufe eigentlich einen recht kleinen Durchmesser hatten. Aber die hier sahen einfach riesig aus, als starre er aus nächster Nähe in drei Läufe dieser uralten Schießpulverwaffen, die Brice aus den Geschichtsbüchern her kannte. Kaliber Viertausend oder so was. Er hätte schwören können, darin könnten sich sogar kleine Nagetiere einnisten.
    Der Anblick reichte aus, um ihn einen Augenblick lang gänzlich erstarren zu lassen. Der Soldat streckte den Arm nach ihm aus, packte Brice am Nacken und riss ihn auf die Beine. Es fühlte sich an, wie von den Greifwerkzeugen eines Schwerlastkrans gepackt worden zu sein und nicht von einem Menschen.
    »Okay, Kleiner. Wer bist du?«
    Sonderbarerweise sprach das Ungeheuer mit einer recht angenehmen Tenorstimme. Von seinem Äußeren her hätte man eher einen grollenden Bass erwartet, vermischt mit dem Geräusch von

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