Jeremy X
Luftschächte zurückkriechen könnte.
Als er dort ankam, musste er missmutig feststellen, dass Ed vor ihm eingetroffen war. Und es steigerte seine Laune auch nicht gerade, dass sich keine dreißig Sekunden später auch James dazuzwängte.
Ja, Brice war missmutig, aber nicht überrascht. Bei Hartman und Lewis gewann genau wie bei ihm meist die Neugier die Oberhand über den Selbsterhaltungstrieb. Onkel Andrew erklärte es damit, dass sie nun einmal Teenager seien und sich deswegen ein Teil ihres Gehirns noch nicht vollständig entwickelt hatte. Genauer gesagt jener Teil des präfrontalen Kortex', der für die Abschätzung von Risiken zuständig war.
Es war eine Theorie. Plausibel und reizvoll, wie die meisten Theorien seines Onkels - doch, ebenso wie die meisten davon, vermutlich zumindest fehlerbehaftet. Der Fehler lag in diesem Falle bei der Person, die diese Theorie aufgestellt hatte - Andrew Artlett, der selbst in einem Alter war, in dem sein präfrontaler Kortex in jedem Falle voll ausgebildet sein müsste, und der doch berüchtigt dafür war, verrückte Risiken noch bereitwilliger einzugehen als jeder andere.
Jetzt, wo sie sich zu dritt in das Abteil quetschten, war es wirklich voll. Und so richtig beobachten, was in der Kommandozentrale geschah, konnten sie auch nicht, weil sie alle drei sich gleich neben die kleine Einstiegsluke zwängten. Glücklicherweise war das Zugangspaneel dieser Luke technisch etwas ausgereifter, und nicht bloß rein mechanisch angebracht. Statt schmaler Luftschlitze hatte es ein deutlich größeres Sichtfenster. Und die elektrische Abschirmung der Platte, die eigentlich die Aufgabe hatte, Insekten davon abzuhalten, zwischen empfindlichen Geräten herumzukriechen, ließ für jeden, der von der Kommandozentrale aus zum Wartungsabteil blickte, alles ein wenig verschwimmen.
Es sei denn, jemand würde diese Abschirmung deaktivieren, um kurz einen Blick in das kleine Abteil zu werfen, ohne das Zugangspaneel entfernen zu müssen. Auch das war technisch so vorgesehen - und die Abschirmung ließ sich mit einer einfachen Handbewegung abschalten.
Na gut, dann war es eben so. Das Leben war nie so richtig risikolos. Brice sah, wie sich auf der anderen Seite der großen Kommandozentrale langsam die Luke öffnete.
Leise zischte James: »Showtime.«
Kapitel 11
Hugh Arai hatte keinen Grund gesehen, bei der Arbeit lange herumzutrödeln. Sie mussten sogar rasch vorgehen, sonst würde die einfache, improvisierte Signalschleife, die sie in die Kameras und Sensoren eingespeist hatten, die Sklavenhändler schon sehr bald alarmieren - falls sie nicht gänzlich unaufmerksam waren. Und so stürmte das BSC-Team mit feuerspeienden Waffen in die Kommandozentrale - Marti Garner hatte die Führung übernommen, weil sie der beste Schütze war, und sie hatte bereits zwei der Sklavenhändler in der Zentrale erschossen, bevor sie auch nur durch den Eingang getreten war.
Bryan Knight, der ihr dichtauf folgte, schleuderte Blitzknallgranaten in die beiden Ecken der großen Sektion, die man nicht deutlich einsehen konnte. Marti öffnete die Augen, kaum dass der Knall und der Blitz vergangen waren, und suchte auf den freiliegenden Flächen zügig nach Gegnern.
Hinter einem Schreibtisch saß eine Frau; sie wirkte sehr verwirrt. Sie war einer der Granaten nah genug gewesen, um die volle Wirkung abbekommen zu haben. Mit einem eng gebündelten Schrapnell-Feuerstoß sprengte Garner ihr den Schädel weg - sehr spektakulär.
Hugh Arai war der Dritte des Teams, der die Sektion betrat. In den Händen hielt er eine vielfach modifizierte Abart eines Drillingspulsers. Die Waffe kam der Pistolen-Version eines Dreilaufpulsergeschützes so nah, wie die Militäringenieure auf Beowulf das hatten bewerkstelligen können. Es war eine echte Spezialistenwaffe, beinahe im wörtlichen Sinne handgemacht. Nur jemand von Hugh Arais Masse und Körperkraft konnte darauf hoffen, so etwas effektiv zum Einsatz zu bringen - oder auch nur ›sicher‹ genug, was seine Gefährten betraf -, und die Fähigkeit dieser Waffe, Schotts in Stücke zu reißen, hätte jeden misstrauisch werden lassen, der davon erfahren hätte, das Geschütz solle bei etwas eingesetzt werden, das einer Enteraktion gleichkam. Doch das BSC hielt es stets für das Beste, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Es war immerhin möglich, dass selbst Sklavenhändler über gepanzerte Skinsuits verfügten, und trotz all ihrer Nachteile verschaffte diese Waffe der
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