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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gut und überzeugend - sie hätte ebensogut Schauspielerin wie Kaiserin werden können -, doch es war eben doch nur eine Rolle. Der Pragmatismus der Frau war noch stärker ausgeprägt als ihre Herzlichkeit, und dabei war er härter als die meisten Gesteinsarten. Wenn Butry nicht in der Lage gewesen wäre, die Wirklichkeit hinzunehmen, wie sie eben war, dann hätte ihr Clan niemals überleben können. Doch so war er sogar, soweit das unter den gegebenen Umständen überhaupt möglich war, noch leidlich erfolgreich gewesen.
    Zugegeben, es war eine Art Erfolg, der nicht sonderlich beeindruckend wirkte, sondern eher schmuddelig, und so etwas wie Prolong konnte man sich damit niemals leisten. Doch bis vor nicht allzu langer Zeit hatte die Menschheit ohnehin ohne Prolong auskommen müssen, es war einfach der Normalzustand gewesen. Hugh brauchte nur die kleine Schar enthusiastischer und selbstbewusster Urgroßneffen und -nichten anzuschauen, die stets auf Gannys Wort hörten, um zu erkennen, dass diese Leute sich von ihrem Elend keineswegs herunterziehen ließen. Einige von ihnen, wie Brice Miller und seine Freunde, waren derart selbstbewusst, dass es fast schon an Draufgängertum oder gar Unverschämtheit grenzte.
    »... so toll«, schloss sie ihre Schimpfkanonade. »Ich sehe schon, dass ihr mir keine andere Wahl lasst. Ihr ...« - wieder kam ein Wort in einer Sprache, die Hugh nicht verstand. Es klang gänzlich anders als die, aus der sie sich bei der letzten Suche nach einem geeigneten Schimpfwort bedient hatte. Zu den zahlreichen Dingen, in denen Ganny bewandert war, gehörte auch Linguistik. Hugh selbst war auf diesem Gebiet auch nicht gerade unbeschlagen, doch Butry spielte in einer ganz eigenen Liga.
    »Sie dürfen mich gerne in jeder Sprache beschimpfen, die ich verstehe, Ganny«, sagte Hugh. »So zart besaitet bin ich auch nicht.«
    »Ach was. Du bist ein echter Troll.«
    Wieder wurde ihr Blick sehr finster, doch dieses Mal galt er ihren Ururgroßenkeln. »Wenn hier irgendjemand einen Kuhhandel mit dem Ballroom macht, dann bin ich das persönlich. Wenn diese mordlüsternen Bastarde schon irgendjemanden umbringen müssen, dann sollen sie wenigstens eine alte Frau nehmen. Und ihre schwierigsten Nachkommen.«
    Ihr kleiner Zeigefinger deutete auf jemanden in der Menschentraube, die sie umringte. »Andrew, du kommst mit. Und ihr auch, Sarah und Michael.«
    Der Finger wanderte weiter und wies schließlich auf eine recht gut aussehende junge Frau namens Oddny Ann Rødne. Sie war aus der Ehe einer Frau aus dem Butry-Clan mit einem Ex-Sklaven hervorgegangen, der beim ersten Kampf des Clans gegen die Sklavenhändler befreit worden war, schon vor Jahrzehnten. »Oddny, ich brauche eine Frau in der Nähe, die geistig gesund genug ist, um dafür zu sorgen, dass ich nicht selber bekloppt werde. Jetzt hör auf zu schmollen, Sarah, du bist schon bekloppt und prahlst sogar noch damit. Und ...«
    Wieder setzte sich der Finger in Bewegung und erreichte letztlich eine Gruppe dreier Gestalten, die sich eng aneinanderdrängten. »Ihr drei kommt natürlich auch mit, sonst ist keine Station mehr da, wenn ich zurückkomme.«
    Hugh gab sich redlich Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen. Brice Miller, Ed Hartman und James Lewis waren eindeutig nicht die Leute, die er auf eine riskante Mission mitgenommen hätte, bei der es darum ging, mit den berüchtigtsten Mördern der Galaxis in Verhandlungen zu treten. Marti Garner hatte die drei noch keinen ganzen Tag gekannt, als sie ihnen schon den Spitznamen ›die drei Teenager der Apokalypse‹ verpasst hatte. Und Hugh hätte auch Andrew Artlett nicht mitgenommen, in dem Marti sofort die fehlende vierte Geißel erkannt hatte.
    Anscheinend war Butry zuversichtlich genug, mit dem Ballroom zu einer Übereinkunft zu kommen, dass sie sich mehr darum sorgte, die ungebärdigsten Clanmitglieder davon abzuhalten, während ihrer Abwesenheit Chaos zu verursachen, als darum, wie Jeremy X auf sie reagieren würde. Obwohl ...
    Bei Ganny El konnte man kaum wissen. Vielleicht hatte sie schon genug über Jeremy erfahren, um zu begreifen, dass er vermutlich von Leuten wie Brice Miller eher begeistert sein würde, als sich von ihnen gestört zu fühlen. Schließlich war es ja nicht so, als hätte man ihn selbst nicht auch hin und wieder mit Begriffen wie ›draufgängerisch‹ und ›unverschämt‹ beschrieben.
    Doch Hugh sagte nur: »Also gut, okay. In zwölf Stunden brechen wir auf. Damit sollten Sie Zeit genug

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