Jeremy X
Und nicht nur das: Das Kartell hatte dem Königreich Torch bereits mehr als ein Dutzend Fregatten zur Verfügung gestellt. Natürlich ließ schon seit Jahrzehnten keine ernstzunehmende interstellare Navy mehr Fregatten bauen, doch die neuesten Schiffe - der Nat-Turner-Klasse -, die Hauptmann nach Torch hatte überstellen lassen, waren deutlich gefährlicher, als man gemeinhin vermuten würde. Effektiv waren sie hyperraumtüchtige Varianten der LACs der Shrike -Klasse, wie sie die Royal Manticoran Navy verwendete, besaßen dabei aber die doppelte Raketenkapazität und ein paar mittschiffs montierter Graser sowie eine zweite Energiewaffe, die achtern ausgerichtet war. Ihre Elektronik war eine leicht in der Leistungsfähigkeit herabgesetzte ›Export-Version‹ der RMN (was kaum überraschend war, schließlich würden diese Schiffe in einer Region operieren, auf die auch der Geheimdienst der Republik Haven mühelos Zugriff hatte), doch die Turners waren vermutlich mindestens so gefährlich wie der überwiegende Teil aller in der Galaxis eingesetzten Zerstörer.
Laut den offiziellen Berichten hatte das Hauptmann-Kartell diese Schiffe auf eigene Kosten bauen lassen. Laut inoffiziellen (aber doch äußerst hartnäckigen) Berichten, hatten Klaus und Stacey Hauptmann ungefähr fünfundsiebzig Prozent der gesamten Baukosten aus eigener Tasche bezahlt. Wenn man bedachte, dass es hier um acht Turners ging, war das selbst für die Hauptmanns eine wirklich beachtliche Summe. Und nach den letzten Gerüchten, die Kare aufgeschnappt hatte, bevor er von Manticore aus nach Torch aufgebrochen war, hatte die Torch Navy jetzt auch noch die ersten drei echten Zerstörer geordert. Selbst nach deren Fertigstellung würde niemand Torch für eine der führenden Navys der Galaxis halten, aber das junge Königreich würde doch über eine recht beachtliche Systemverteidigungs-Streitmacht verfügen.
Die zufälligerweise auch noch hyperraumtüchtig wäre ... was also bedeutete, dass sie auch in anderen Sternsystemen eingesetzt werden könnte.
Und dass Torch Mesa offiziell den Krieg erklärt hat, wird die Manpower-Bastarde nicht viel glücklicher stimmen, wenn sie herausfinden, was für eine Leistungsfähigkeit die Torcher hier draußen entwickeln, sinnierte der Hyperphysiker mit grimmiger Befriedigung.
Als er diesen Gedanken Josepha Zachary gegenüber erwähnte, hatte sie entschieden genickt und ihre eigene Beobachtung ausgesprochen - dass Torch ganz offensichtlich ein gut durchdachtes, zweckmäßiges Expansionsprogramm geplant hatte. Für sie war es eindeutig, dass man die Fregatten als Ausbildungsplattformen nutzen wollte, um ein Kader erfahrener Raumfahrer und Offiziere aufzubauen. Damit wären sie in der Lage, das vor Ort ausgebildete (und höchst motivierte) Personal systematisch in der Flotten-Leistungsfähigkeit zu steigern, ganz wie Zeit, Geld, Besatzungsmitglieder und jeweiliger Ausbildungsstand es gestatteten.
»Wie dem auch sei«, sagte Kare, »und um wieder zu dem zurückzukehren, worauf ich ursprünglich hinauswollte: Deswegen waren TJ und ich ein wenig überrascht, dass überhaupt irgendjemand dieses Wurmloch geortet hat. Und das könnte wohl auch erklären, warum Mesa anscheinend bislang noch nicht dazu gekommen ist, es zu vermessen. Sie hatten vielleicht einfach schon genug Schwierigkeiten, es überhaupt zu finden, und dass sie möglicherweise noch gar nicht lange genug von dessen Existenz wissen.«
»Mir war nicht klar, dass es für Manpower so schwierig gewesen sein muss, es zu finden, Doctor«, sagte Jeremy. »Andererseits ist die Existenz dieses Wurmloches schon hinreichend bekannt, da man zumindest auf Erewhon schon seit mehr als zwei T-Jahren davon weiß. Und um ehrlich zu sein wusste der Ballroom bereits sechs Monate vorher davon - zu einem Zeitpunkt, als auf Erewhon noch niemand begriffen hatte, was genau sich hier befindet. Angesichts dessen, was Captain Zachary gerade gesagt hat, bin ich doch ein wenig überrascht, dass so etwas wie das Jessyk Combine nicht schon viel früher ein Vermessungsteam hierher geschafft hat. Wenn irgendjemand in der Galaxis den potenziellen Wert für die Frachtverschiffung erkennen würde, dann wäre das doch wohl Jessyk!«
»Ja, darüber haben TJ und ich uns auch schon ein paar Gedanken gemacht«, erwiderte Kare, »und er hat eine Arbeitshypothese aufgestellt, warum sie das Wurmloch nicht haben erkunden lassen, selbst wenn sie schon längere Zeit von dessen Existenz gewusst haben
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