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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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dieser Hinsicht nicht zustimmen, und um der Wahrheit die Ehre zu geben, war er sich, was den Ballroom betraf, deutlich unsicherer als seine Eltern. Hin und wieder fragte er sich, ob sich das damit begründen ließ, dass er das Gefühl hatte, was die Sklaverei betraf, habe er einen ›Freifahrtschein‹ erhalten. Dass er eher geneigt war, Gewalt als angemessene Reaktion anzusehen, weil es ihm verlogen erschien, diejenigen für ihre Gewalttaten zu verdammen, die sämtliche Gräuel der Sklaverei am eigenen Leib erfahren hatten ... und er eben nicht. Er war der Sklaverei schließlich schon vor seiner Geburt entkommen, und das Sternenkönigreich von Manticore gehörte zu den wenigen Sternnationen, wo es wirklich jedem herzlich egal war, ob man nun ein Ex-Sklave war oder das Kind von Ex-Sklaven. Man war, wer man war, und dass man ursprünglich dafür entwickelt worden war, Eigentum eines anderen zu sein, war weder ein Stigma noch eine Auszeichnung, weil man schließlich ›ein Opfer‹ war.
    Was das betraf, wusste Judson genau, dass er sich niemals ganz die Denkweise seiner Eltern zu eigen machen könnte. Beide waren der Royal Manticoran Navy zutiefst dankbar, dass sie Vater befreit hatten, und ebensolche Dankbarkeit empfanden sie auch dem Sternenkönigreich von Manticore gegenüber, weil man ihnen dort einen sicheren Hafen geboten hatte und überreichlich Gelegenheit, ein neues Leben anzufangen. Doch Patrick Henry Van Hale erinnerte sich auch daran, wie es gewesen war, ein Sklave zu sein ... und ihn hatte man als ›Sexobjekt‹ entworfen. Auch wenn er erst neunzehn T-Jahre alt gewesen war, als man ihn befreite, hatte er bereits alles durchmachen müssen, was bei Manpower so beschönigend als ›die Ausbildung‹ bezeichnet wurde. Für Lydia Van Hale galt das nicht ... doch sie hatte Jahre damit verbracht, ihrem Mann dabei behilflich zu sein, das entmenschlichende Trauma dieser Erfahrung zu überwinden - und zu überleben. In einer Art und Weise, der keiner von ihnen jemals würde entkommen können, definierte Patricks Zeit als Sklave immer noch, wer sie beide waren, und das war eine Erfahrung, die Judson niemals gemacht hatte. Niemals waren seine Eltern auf diesem Punkt herumgeritten, nie hatten sie die ›Wenn ich es doch nur so gut gehabt hätte wie du jetzt‹-Tour gefahren, die so viele Kinder nur allzu gut kannten, und doch war Judson, je älter er wurde, immer deutlicher klar geworden, wie groß der Unterschied zwischen ihnen doch war. Und während er immer mehr begriff, welche Narben seine Eltern durch die Erfahrungen seines Vaters davongetragen hatten, war sein Hass auf Manpower und alles Mesanische immer weiter angewachsen.
    Und das, dessen war er sich bewusst, war ein weiterer Grund, warum es ihm zunehmend schwerfiel, für die ›Opfer‹ des Ballroom Krokodilstränen zu vergießen.
    Doch er war nun einmal das Kind seiner Eltern, und wie auch immer er empfinden mochte, er wäre niemals in der Lage, vor sich oder anderen zu rechtfertigen, selbst dem Ballroom beizutreten. Und deswegen hatte die Befreiung von Torch einfach alles geändert.
    Zu seiner Ausbildung im Forstdienst hatten auch elf T-Monate im Royal Law Enforcement Center in Landing gehört. Dort hatte er eine solide Grundausbildung auf dem Gebiet des Gesetzesvollzugs und der Strafverfolgung erhalten und ebenso Techniken der Informationsbeschaffung erlernt. Und seine Kindheit auf Sphinx und die Zeit, die er selbst im Busch verbracht hatte, waren der Grund, das Dschingis ihn adoptiert hatte. Soweit Judson wusste, war bislang nur ein einziger Ex-Sklave jemals von einer Baumkatze adoptiert worden, doch es gab wahrscheinlich ein halbes Dutzend Kinder von Ex-Sklaven, denen dieses Schicksal zuteil geworden war, und eines davon war eben er. Als das Königreich Torch plötzlich entstanden war, hatte Judson sofort begriffen, dass man dort ebenso dringend Leute benötigte, die auf seinem Fachgebiet erfahren waren, genauso wie auch Leute wie Harper benötigt wurden. Tatsächlich würde Torch Leute wie Judson sogar noch dringender brauchen, und sei es auch nur, weil es sie viel seltener gab.
    Als Jeremy X zugunsten von Torch den ›terroristischen‹ Aktivitäten des Ballroom abschwor, war das Einzige, weswegen Judson noch Bedenken gehabt hatte, verschwunden. Beim nächsten Transporter nach Torch, den die ASL mitfinanzierte, war er an Bord gewesen, mit dem Segen seiner Eltern, und Jeremy und Thandi Palane waren hocherfreut gewesen, ihn zu sehen ... ihn und

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