Jeremy X
ist äußerst schwach, und er liegt dem Zentralstern ungewöhnlich nah. Zusammengenommen lässt das vermuten, dass er höchstwahrscheinlich nicht sonderlich groß ist. Um ehrlich zu sein, und auch wenn es besagte Gerüchte gibt, die das Gegenteil behaupten, ich wäre doch sehr überrascht, wenn es mehr als einen weiteren zugehörigen Terminus geben sollte - es sieht ganz nach dem einen Ende eines Wurmlochs mit zwei Termini aus. Wir nennen so etwas eine ›Wurmloch-Brücke‹, um es von mehrfach verzweigten ›Knoten‹ wie etwa dem im Manticore-System zu unterscheiden. Einige dieser Brücken sind natürlich deutlich wertvoller als manche der Knoten, die wir im Laufe der Jahrhunderte entdeckt haben. Das hängt ganz davon ab, wo die beiden ›Brückenköpfe‹ liegen.«
Die Torcher am Tisch nickten langsam, um anzuzeigen, dass sie seiner Erklärung hatten folgen können. Ihre Mienen - insbesondere die von Du Havel - ließen vermuten, die Prognose, ihr Wurmloch werde lediglich zu einem anderen Ort führen, erfreue sie nicht sonderlich.
»Selbst im schlimmstmöglichen Fall erweisen sich die meisten Wurmlöcher langfristig als wirtschaftlich äußerst günstig«, warf Captain Zachary ein. Offensichtlich hatte sie in den Gesichtern ihrer Zuhörer das Gleiche gesehen, das auch Kare nicht verborgen geblieben war.
»Falls sich der zugehörige Terminus nicht irgendwo weit draußen in bislang gänzlich unerkundetem Territorium befindet - was natürlich durchaus möglich sein kann -, wird das immer noch all den Leuten jede Menge Zeit ersparen, die vom anderen Ende, wo immer es sich nun auch befinden mag, hierher oder zu anderen nahegelegenen Zielen reisen wollen«, fuhr sie fort. »Von hier nach Erewhon beispielsweise dauert eine Reise lediglich vier Tage, selbst für ein Handelsschiff, und nur dreizehn nach Maya. Und von Erewhon zum Sternenkönigreich sind es dank des Erewhon-Wurmloches auch nur ungefähr vier Tage. Wenn sich also das andere Ende Ihres Wurmloches hier irgendwo in der Schale befindet, dann könnte jeder, der ein dortliegendes Ziel erreichen möchte, die Reisezeit buchstäblich um Monate verkürzen. Ich will damit nicht behaupten, Sie würden auch nur annähernd so viel Schiffsverkehr anziehen, wie das beim Manticore-Knoten der Fall ist, aber ich bin mir doch ziemlich sicher, dass es Ihrer Staatskasse eine ordentliche Konjunkturspritze verpassen dürfte.«
»Sie meinen, es ist zwar keine Goldmine, aber vielleicht wenigstens eine Silbermine, ja?«, fragte Queen Berry grinsend.
»Etwas in der Art, Eure Majestät«, stimmte Zachary zu und erwiderte das Lächeln.
»Es ist davon auszugehen, dass auch Mr. Hauptmann diesen Punkt nicht einfach unbeachtet gelassen hat«, setzte Kare hinzu und lachte leise. »Nach allem, was ich bislang gesehen und gehört habe, hat er es vermutlich für eine gute Idee gehalten, diese Vermessung hier zu unterstützen, selbst wenn es ihm selbst nicht einen einzigen Credit in die Kasse spült. Andererseits wird er ja wohl langfristig ordentlichen Profit machen, wenn er seinen Anteil an Ihren Transit-Gebühren einstreicht.«
»Ich denke, so etwas nennt man eine ›angemessene Rendite‹«, merkte Du Havel trocken an. »Bei eins Komma fünf Prozent sämtlicher Transit-Gebühren der nächsten fünfundsiebzig Jahre dürfte wohl eine recht stattliche Menge Kleingeld zusammenkommen.«
Dieses Mal lachten mehrere der Anwesenden leise, und Kare nickte zustimmend angesichts der Bemerkung des Premierministers. Gleichzeitig war sich der Hyperphysiker allerdings sicher, dass Hauptmann die Vermessungs-Expedition ohnehin unterstützt hätte. Für Kare war es offensichtlich, dass Klaus Hauptmann der Ansicht war, nicht zu jedem möglichen Zeitpunkt einen Profit für seine Anteilseigner erwirtschaften zu müssen. Kare vermutete, ohne eine derartige Einstellung werde niemand so erfolgreich wie Hauptmann, und er selbst hatte damit auch keinerlei grundlegende Probleme. Doch jeder, der sich einmal im Torch-System umschaute, hätte sofort eingestehen müssen, dass Hauptmann durchaus auch sein privates Geld einsetzte, wenn es darum ging, die eigenen Prinzipien zu unterstützen.
Jeder, der überhaupt irgendetwas über Klaus Hauptmann und dessen Tochter Stacey wusste, war sich bewusst, welchen brennenden, ungestümen Hass sie dem Gensklavenhandel entgegenbrachten. Wie auch immer man die Zahlen betrachtete, das Hauptmann-Kartell leistete den größten finanziellen Beitrag zur Anti-Sklaverei-Liga von Beowulf.
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