Jerry Cotton - 0501 - Hochzeitsnacht mit einem Moerder
Tür. Im Rahmen wandte er sich um.
»Noch etwas, Mr. Cotton. Ich bemühe mich, die Männer der verunglückten Frauen aufzutreiben, aber es ist mir bisher nicht gelungen. Selbstverständlich verfüge ich nicht über die Möglichkeiten Ihrer Organisation und konnte auch nicht viel Zeit auf die Suche verwenden, aber es überrascht mich doch, daß ich nicht einmal in einem einzigen Fall ein bißchen Glück hatte.«
»Vielen Dank, Mr. Boyce. Wir werden auch diesen Punkt überprüfen.«
Ich berichtete Mr. High über den Besuch Allan Boyces. Mein Chef hö/te aufmerksam zu.
»Wir sollten uns mit der Angelegenheit beschäftigen«, entschied er, als ich meinen Bericht beendet hatte. »Ich kann nicht behaupten, daß ich die Versicherungsgesellschaften und ihre Methoden besonders schätze; und wie ich über Privatdetektive denke, wissen Sie, Jerry. Aber hier geht es ja nicht in erster Linie darum, den Versicherungsfirmen zu ihrem Geld und einem Lizenz-Detektiv zu seinem Erfolg zu verhelfen, sondern Menschen vor einem gewaltsamen Ende zu bewahren.«
»So denke ich auch, Sir. Ich muß allerdings gestehen, daß ich im Moment nicht weiß, wie ich es anstellen soll. Schließlich kann ich ja nicht gut zu dieser Mrs. Dewick gehen und ihr sagen: Hüten Sie sich vor Unfällen, die vielleicht gar keine sind.«
Der Chef lächelte. »Genau, Jerry. Wenn Mrs. Dewick von einem organisierten Unglücksfall bedroht ist, werden die Leute, die diese Unglücke bauen, die Finger von Mrs. Dewick lassen. Kein Gangster bricht in eine Bank ein, wenn er einen Polizisten vor dem Tresor weiß.«
Gegen elf Uhr läutete ich an der Tür des Hauses Sanford Avenue 604. Es handelte sich um ein doppelstöckiges Einfamilienhaus, das durch einen Vorgarten von der Stadt getrennt war. Ein Kind von sieben oder acht Jahren öffnete; ein hübsches kleines Mädchen mit brandrotem Haar, das in zwei strammen Zöpfen zusammengefaßt war.
»Guten Tag«, wünschte ich. »Ich möchte Mrs. Dewick sprechen.«
Bevor das Kind antworten konnte, kam eine Frau die Innentreppe herunter. »Pat, ich habe dir verboten, die Tür zu öffnen.«
Es gab keinen Zweifel daran, daß ich Mutter und Tochter vor mir hatte. Die Frau besaß das gleiche brandrote Haar und die gleiche Handvoll verstreuter Sommersprossen auf dem Nasenrücken wie das Kind.
Pat protestierte: »Ich dachte, es wäre Onkel Vincent.«
Die Frau blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Bitte, gewöhne dir an, Onkel Vincent Daddy zu nennen. Er wünscht es so.«
»Er ist doch nicht mein Daddy.«
Die Mutter drehte ihre Tochter und gab ihr einen Klaps auf die strammste Stelle ihrer 'Bluejeans. »Geh in dein Spielzimmer!«
Pat trollte sich. Die vorgeschobene Unterlippe verriet ihre Überzeugung, ungerecht behandelt worden zu sein.
»Entschuldigen Sie«, wandte sich die rothaarige Lady an mich. »Wir sind erst vor zwei Tagen von der Reise zurückgekommen. Patricia hat sich noch nicht wieder eingewöhnt.« Mit einem schnellen Blick musterte sie mich. Ihr Ton wurde um einiges kühler. »Falls Sie mir ein Angebot zu machen haben, muß ' ich Sie bitten, in vierzehn Tagen wiederzukommen.«
Ich überreichte ihr den Ausweis. »Ich bin kein Vertreter, Mrs. Dewick.«
»FBI-Beamter?« fragte sie erstaunt. »Um alles in der Welt, was will das FBI von mir? Hängt es damit zusammen, daß ich einen Teil meiner Flitterwochen in Brasilien verbracht habe? Wissen Sie, ich habe vor vier Wochen zum zweitenmal geheiratet.«
»Ich weiß es.«
Ihre Überraschung wurde noch größer. »Sie wissen es?«
»Sie sind doch Mrs. Dewick?«
»Selbstverständlich! Ich muß mich an den Namen noch gewöhnen. Hängt Ihr Besuch mit Vincent zusammen?« Ihre Aufregung wuchs.
»Nein«, beruhigte ich, »oder doch nur sehr bedingt.«
»Bitte, kommen Sie herein.« Diana Dewick war eine hübsche Frau. Sie mochte zwischen achtundzwanzig und dreißig Jahren alt sein. Sie war nicht besonders groß und besaß eine prächtige Figur mit den richtigen Kurven an den richtigen Stellen. Sie führte mich in einen Wohnraum, dessen Einrichtung verriet, daß die Familie mindestens wohlhabend, wenn nicht gar reich war.
Sie bot mir einen Sessel und Zigaretten an. Ich dankte. Sie begann hastig zu rauchen.
»Auf Ihren Kopf wurde eine Unfallversicherung abgeschlossen«, sagte ich und fiel mit der Tür ins Haus.
»Wirklich?« fragte sie verwundert, verbesserte sich aber sofort und rief: »O ja, ich erinnere mich. Vincent zog die Police an einem Automaten. Ich lachte
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