Jerry Cotton - 0505 - Flirt mit dem Verderben
Betonstraßen gefahren sein. Außerdem entsprechen seine Reifenprofile nicht denen, deren Spuren wir gefunden haben«, erklärte Phil schnell.
»Aber die Fahndung…« warf der Sergeant ein.
»Die erste Meldung von Thiniffy bezog sich darauf, daß der Fahrer des Continental möglicherweise betrunken ist«, warf einer der Streifenwagenfahrer eiri. »Die reguläre Fahndungsmeldung kam erst später.«
»Auf meine Veranlassung«, gab ich zu und wandte mich an Tunney. »Sie wurden gesucht, weil sich die letzte Meldung des Streifenpolizisten Thiniffy auf Sie bezog. Kurz danach wurde der Beamte erschossen. Es ist klar…«
Tunney winkte großzügig ab. »Verstehe!« sagte er. »Ich bin nicht nachtragend. Kann ich jetzt weiterfahren?«
Ich blickte den Sergeanten an.
»Ja«, knurrte der. »Sie können fahren, Mister. Sorry, daß wir Sie angehalten haben.«
»Schon gut«, nickte Tunney noch einmal. Er rieb sich die Handgelenke, als er auf seinen Continental zuging.
»Geben Sie durch, daß der Fahrer des Continental mit der Lizenznummer 3 NK 4687 nach Überprüfung entlassen ist«, wandte sich der Sergeant an seinen Fahrer.
Tunney fuhr ab.
Wenige Minuten später kam Captain Pilgrim. Er brachte die Maschinenpistole mit, die seine Leute im Acker gefunden hatten.
»Sie haben ihn laufenlassen?« fragte er verwundert.
»Er war es nicht«, erklärte ich kurz.
Wir standen schweigend zusammen. Phil brach das Schweigen schließlich. »Seien wir ehrlich«, sagte er, »wir haben den verkehrten Mann gesucht und dadurch dem richtigen die Flucht ermöglicht. Jetzt müssen wir den wahren Täter suchen!«
***
»Stop!« sagte der Gangster Anthony Carter.
Henry Gunn brachte gehorsam den Wagen zum Stehen.
»Wo sind wir denn überhaupt?« wollte er wissen.
»Pier 47«, erklärte Carter.
Links und rechts war das dunkle Wasser des Hudson River zu ahnen. Zu sehen war nichts. Pier 47 lag tot und dunkel vor den drei Gangstern. Die Anlage war längst außer Betrieb. Mitten auf dem Pier befand sich ein riesiger Schuttabladeplatz. Beleuchtung gab es schon lange nicht mehr.
»Was wollen wir hier?« fragte Clinch mit schwacher Stimme. Er war noch nicht wieder ganz bei Sinnen. Sein Kopf schmerzte, und sein Gesicht brannte. Sharkey hatte seinen unzuverlässigen Mitarbeiter unsanft wieder aufgeweckt — mit Ohrfeigen und kaltem Wasser.
»Wir müssen den Wagen beseitigen, damit die Bullen uns nach deiner Heldentat nicht finden können«, erklärte Carter. Es klang durchaus glaubwürdig, zumal es ja auch der Wahrheit entsprach.
Doch Clinch war mißtrauisch. Trotz seiner Benommenheit wußte er, daß er versagt hatte. Und er kannte die Gesetze der Unterwelt. »Was soll ich dabei?« fragte er deshalb.
»Nichts«, erwiderte Carter. »Der Wagen wird im Hudson versenkt. Dann beschaffen wir uns einen neuen Wagen. Mit dem bringen wir dich erst einmal in Sicherheit, damit die Greifer dich nicht finden können. Oder willst du unbedingt auf dem Stuhl landen?«
»Was wird jetzt?« fragte Gunn ungeduldig. Er fühlte sich am Steuer dieses Fahrzeuges nicht besonders wohl.
»Wir steigen hier aus«, erklärte Carter. »Du fährst weiter bis zum Ende des Piers. Etwa zwanzig Yard vor dem Ende beginnt ein leichtes Gefälle. Es ist ein Kinderspiel. Du brauchst nur auszusteigen und den Wagen leicht an-^ zuschieben. Er rollt allein ins Wasser. Dann kommst du zurück.«
»Zu Fuß?« fragte Gunn.
»Nein, mit dem Nachrichtensatelliten Early Bird«, antwortete Carter ernsthaft. »Wir passen hier auf, daß dich niemand überraschen kann. Los, fahre ab!«
Carter gab Clinch einen leichten Stoß. Die beiden Gangster stiegen aus. Clinch schlug schnell seinen Mantelkragen hoch. Vom Hudson her pfiff ein kalter Wind über den einsamen Platz.
»Was jetzt?« fragte Clinch fröstelnd, als die Rücklichter des Wagens hinter einem verfallenen Schuppen verschwunden waren.
Carter überlegte einen Augenblick. »Verschwinde in diesen Schuppen«, sagte er entschlossen.
»In den Schuppen?« fragte Clinch erstaunt.
»Damned, ja — in den Schuppen! Setz dich hinein und halte den Mund, ganz gleich, was hier draußen passiert, verstanden?«
»Was soll denn passieren?« Clinch verstand noch immer nicht, was Carter von ihm wollte.
»Hier wird etwas passieren, Vic«, erklärte Carter. »Wenn du nicht so dämlich wärst, wüßtest du es selbst. Aber weil du es bist, erzähle ich es dir noch einmal. Du sollst ins Gras beißen!«
»Ich soll…« Clinchs Unterkiefer klappte
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