Jerry Cotton - 0514 - Terror im Raketencamp
wechselte auf die rechte Fahrbahn hinüber und drosselte das Tempo des Mustang.
Dennoch war ich keineswegs auf das gefaßt, was sich in den nächsten Sekunden abspielen sollte.
Ich erkannte einen schwer demolierten Wagen. Wenigstens sah der rote Blechberg so aus, als könne es sich bei ihm einmal um ein Auto gehandelt haben. Mit aller Kraft trat ich auf die Bremse. Die Reifen jaulten auf.
Der Abstand zu dem Blechberg verringerte sich troz allem in erschreckend schnellem Maße. Es sah beinahe so aus, als käme er auf mich zu und nicht umgekehrt.
Mein Fuß preßte das Bremspedal bis zum Bodenblech durch. Links schien die abgesperrte Fahrbahn plötzlich frei zu sein, wenn auch immer noch die Warnlampen den Weg verbauten.
Ich schaltete blitzschnell. Mit einem Ruck warf ich das Steuer herum. Dann raste der Mustang auf die Lampen zu. Ich hörte das Klirren von Glas und schlingerte auf die abgesperrte Fahrbahn.
Aber auch der andere Wagen vollführte dieselbe Schwenkung. Er schoß genau auf meinen Mustang zu. Im letzten Augenblick glaubte ich noch eine dunkle Gestalt abspringen zu sehen. Dann krachte der Kühler des Sportwagens voll gegen den Schrottberg.
Ich hörte das Bersten von Blech und Glas. Mein Wagen kreiste und schleuderte. Im selben Augenblick wurde ich mit einem mächtigen Ruck nach vorn geworfen. Meine Hände umklammerten die Speichen des Lenkrades. Ich spürte einen kräftigen Schlag in der Magengegend.
Die Lenkradsäule, dachte ich nur noch.
Dann war alles vorbei. Die beiden Fahrzeuge lagen ineinander verkeilt auf dem Grünstreifen.
***
»Der Kerl lebt noch!« hörte ich plötzlich wieder eine Stimme. Es war mir, als käme sie von ganz weit her.
Doch blitzschnell schaltete ich. Meine Füße stemmten sich gegen die verklemmte Tür des Wagens. Quietschend sprang sie schließlich auf.
Sofort rollte ich mich aus dem Wagen heraus und prallte auf den harten Boden. Keinen Augenblick zu früh. Eine Sekunde später nämlich schlug eine Kugel in den Blechberg. Nur wenige Zoll von meinem Kopf entfernt.
Ich robbte bis zu den großen Gürtelreifen des Mustang vor. Dann zog ich meine Smith and Watson aus der Halfter. Suchend blickte ich mich um. Schon zischte eine weitere Kugel haarscharf an mir vorbei und zwang mich in volle Deckung.
Ich fluchte leise. Meine Lage war nicht gerade rosig. Plötzlich sah ich unter dem Wagen hinweg zwei Füße auf mich zukommen. Ein Gangster hatte es also auf mich abgesehen.
Es klickte leise, als ich den Sicherungshebel der Smith and Wesson herumlegte. Mein Körper zog sich zusammen. Jeder Muskel war angespannt. Dann hechtete ich hoch — und blickte geradewegs in das Gesicht meines entsetzten Gegners. Ein greller Feuerstrahl schoß aus meiner Waffe.
Sofort ließ ich mich fallen. Gleichzeitig spürte ich eine Kugel hautnah an meinem Arm vorbeisurren. Ein Teil des Anzugstoffes wurde weggefetzt.
***
Igor Krasowsky war alles andere als feige. Er kam aus der Gosse und hatte sich mit brutaler Gewalt seinen Weg nach oben gebahnt. Wenigstens glaubte er, oben zu sein. Er dachte an die fünfzehntausend Dollar, die er für die exakte Erfüllung seines Auftrages erhalten hatte. Das war mehr Geld, als er je in seinem Leben auf einem Haufen gesehen hatte.
Wo bei anderen Menschen das Herz zu schlagen pflegte, saß bei ihm eine Blutpumpe, die eben nur ihre Funktion zu erfüllen hatte. Und was andere Mensehen Gewissen nannten, war für ihn einfach nicht vorhanden. Er sah nur noch aus wie ein Mensch. Sein Wesen war animalisch.
Der Tod eines Komplicen bedeutete daher für Igor nur die Verdoppelung der ausgesetzten Prämie. Nur das zählte bei ihm. Das und die Tatsache, daß er vor sich einen Mann hatte, den er in die Enge treiben mußte.
Igors Chancen standen erheblich besser als meine. Lässig lehnte er an einem der Autowracks. Hier stand er in der Deckung und konnte gleichzeitig seinen Gegner beobachten.
»Na, G-man«, höhnte er. »Hast du noch einen besonderen Wunsch?«
»Klar«, antwortete ich. »Ich möchte gern wissen, wer dein Auftraggeber ist.«
Igor lachte laut und scheppernd.
»G-man, in wenigen Minuten bist du tot. Kein Hahn wird mehr nach dir krähen. Hast du kapiert?«
Ich hatte mich bei den Worten des Killers immer weiter von meinem Standort entfernt. Vorsichtig schlängelte ich mich um den ganzen Blechberg herum.
»Warum sagst du nichts mehr, G-man. Hast du Angst? Weißt du, daß ich zweitausend Dollar dafür bekomme, wenn ich dich erledige? Hör gut zu: zweitausend
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