Jerry Cotton - 0514 - Terror im Raketencamp
Schweiß in breiten Strömen durch mein Gesicht rann. Drei Stunden war ich marschiert. Drei Stunden waren vergangen, seitdem der Hubschrauber mich hier in der, Wüste abgesetzt hatte. Wir wollten die Überlebenden bergen.
»Die Waffen fallen lassen, habe ich gesagt!« kommandierte ich. Dabei wunderte ich mich selbst, daß meine Stimme so deutlich klang.
Einer der Burschen riskierte es. Er wirbelte auf dem Absatz herum und brachte seine Maschinenpistole in Anschlag. Zur gleichen Zeit schoß ich. Mir blieb einfach keine andere Wahl. Würde mir etwas passieren, dann waren sämtliche Passagiere der Maschine zum Tode verurteilt.
Der Gorilla schrie laut auf. Meine Kugel hatte ihn in den Unterarm getroffen. Die Waffe fiel ihm aus der Hand.
Der zweite ließ seine Maschinenpistole fallen. Er wollte nichts riskieren.
»So«, sagte ich erleichtert. »Jetzt kommt langsam auf mich zu.«
Sie kamen. Als Gegner brauchte ich sie nicht mehr zu fürchten, denn sie waren jetzt völlig mutlos. Als sie näher herangekommen waren, erkannte ich in ihnen die Wärter der Nervenheilanstalt wieder.
Die beiden sagten kein Wort. Sie warteten, bis der Hubschrauber kam und sie in eine sichere Zelle abtransportierte.
***
Baxter spielte den Verärgerten, als ich sein Büro betrat. »Wir bekommen niemals eine Gerichtsverhandlung gegen Pablo Cortera!« schimpfte er leise.
»Warum so pessimistisch?« entgegnete ich. »Die Beweise sind ausreichend. Selbst wenn wir ihm nicht die beiden Morde an Carter und Timrock nachweisen können, dürfte sein Anschlag auf mich Grund genug für eine Verurteilung sein. Wichtig ist nur, daß er uns seinen Auftraggeber verrät.«
»Das einzige, was aus ihm herauszubekommen ist, ist die Empörung darüber, daß er Sie nicht getroffen hat. Anscheinend geht ihm das gegen seine Berufsehre. Sein Spatzenhirn begreift es einfach nicht, daß die Messer Sie zwar getroffen, aber nicht verwundet haben. Für den ist das wie das siebte Weltwunder. Machen Sie etwas daran!«
»Das kommt einem Geständnis gleich«, stellte ich fest. »Was wollen Sie eigentlich noch mehr.«
»Ein Geständnis, was Ihren Fall betrifft. An die beiden anderen Vorfälle will er sich nicht erinnern.«
»Ich kenne keinen Menschen, der so kaltblütig wäre, daß er einfach einen Mord vergessen könnte«, gab ich zurück.
»Man kann hier keine normalen Maßstäbe anlegen. Bei Cortera liegt der Fall etwas anders. Haben Sie bemerkt, daß Schaum vor seinem Mund stand, als wir ihn im Streifenwagen abtransportierten?«
»Ja, er war ziemlich in Rage.«
»Nicht nur das. Es war das typische Merkmal eines Epileptikers und Schizophrenen. Das hatte man damals in der Gerichtsverhandlung bereits festgestellt, als es darum ging, ob er das Girl absichtlich mit dem Messer getroffen hatte. Damals wurde Cortera als harmloser Irrer dargestellt. Heute weiß man, daß er sehr gefährlich ist. Wir bekommen aber niemals ein Urteil gegen ihn. Er wird einfach in eine Anstalt gesteckt, und damit ist der Fall dann abgeschlossen.«
»Das mag sein«, räumte ich ein. »Aber haben Sie schon einmal überlegt, wer sein Auftraggeber sein könnte? Es ist kaum anzunehmen, daß er die Verbrechen aus eigenem Antrieb begangen hat. Jemand muß seinen Geisteszustand und seine Fähigkeit im Messerwerfen ausgenutzt haben.«
Baxter schüttelte den Kopf.
»Wir müßten schon wissen, wer ihn behandelt hat und wie. Wenn man das nämlich herausbrächte, könnte man ihn ja beruhigen. Kurz nach einer ärztlichen Behandlung wäre Cortera eventuell bereit, seine Auftraggeber zu verraten.«
»Wenn dieser Bursche tatsächlich so krank ist, wie Sie behaupten, was hindert uns daran, ihn einem Irrenarzt zu übergeben«, schlug ich vor.
»Daran habe ich auch schon gedacht. Aber kein Arzt ist gewillt, das Risiko auf sich zu nehmen. Wenn man wüßte; was vorher mit Cortera gemacht worden ist, wäre der Fall ganz leicht zu lösen. Wendet man jetzt aber die verkehrten Mittel an… Nun, wir können uns ja wohl selbst ausrechnen, was dann passiert.«
Ich verstand Baxter nur zu gut. Aber ich mußte auch an meine beiden Kollegen denken. Sollten sie ungesühnt ermordet worden sein? Das durfte es einfach nicht geben!
Nachdenklich verließ ich das Büro des Lieutenants. Ich fuhr mit meinem Mustang in Richtung des ehemaligen »Surcase-Depots«. Die Straße war wie leergefegt.
Plötzlich sah ich rote Warnleuchten.
Sie zeigten an, daß zwei Fahrbahnen wegen irgendwelcher Bauarbeiten gesperrt waren. Ich
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