Jerry Cotton - 0519 - Als Praemie einen Todesjob
Neville genügte, und ich wußte, daß er mitspielen würde. »Neville, weißt du etwas von einem Fall Barrymore?«
»Ich?« fragte Neville. »Barrymore? War das nicht dieser Bankräuber?«
»Verdammt«, brauste Viccallo auf, »ihr wollt mich auf den Arm nehmen. Natürlich habt ihr damit zu tun! Kein Bankräuber! Ethel Barrymore heißt sie, sie wurde heute vormittag gekillt. Zuerst habe ich es aus dem Fernsehen erfahren, und dann habe ich auch…«
So, als sei es ihm jetzt erst eingefallen, griff er in die Innentasche seines Mantels und holte ein Nachmittagsblatt heraus. Er hielt es mir hin. Sein dicker Daumen zeigte mit der Nagelspitze genau auf die Meldung über den Mord an Ethel Barrymore. Es war eine offizielle Mitteilung der City Police, allerdings — sicher von Easton veranlaßt — ohne Hinweis auf den Täter, den ich gesehen hatte. Sicher wollte der Lieutenant den nilpferdähnlichen Mann nicht warnen.
»Wie wir ergänzend zu der von der City Police herausgegebenen Meldung erfahren«, stand im letzten Absatz, »hat sich auch das FBI in diesen Fall eingeschaltet.« Vermutlich hatte Mrs. Gloodan, die Nachbarin, nicht dichtgehalten.
Viccallo machte nicht den Eindruck eines Dummen. Sicher durchschaute er mein Spiel. Er konnte sich denken, warum ich mich so für ihn interessierte, nachdem er wegen des Barrymore-Falles zu uns gekommen war und er aus der Zeitung wußte, daß wir uns für den Fall interessierten. Ich deckte meine Karten auf.
»Okay, Viccallo. Es war nicht beabsichtigt, daß unsere Mitwirkung in der Zeitung stehen sollte. Es ist aber passiert, und Sie haben es gelesen. Pech für mich. Ich wollte Sie überraschen.«
»Überraschen?« fragte er verdutzt.
»Ja«, sagte ich und bot ihm eine Zigarette an. Er nahm sie und steckte sie zwischen die Lippen. Ich machte es mit meiner Camel ebenso. Dann nahm ich Nevilles Feuerzeug vom Tisch — meines steckte ja in dem nassen Anzug, der noch am Hudson in einem Polizeiwagen lag — und hielt ihm die Flamme hin.
Er nahm Feuer und einen tiefen Zug.
Ich hielt mir auch das Feuer an die Zigarette. Und unvermittelt schoß ich die Frage ab: »Was hat Ihnen Ritchell für den Mord an Ethel Barrymore geboten?«
Die gerade angerauchte Zigarette fiel ihm aus dem Mund.
»Verdammt«, murmelte er tonlos, »jetzt bin ich geliefert!«
***
»Boß!« begann Pete Pelter wieder.
Der Gangster fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut, seitdem er wußte, daß das Unternehmen, an dem er mitwirkte, mit etlichen Morden belastet war.
Doch Nick Dubble hatte keine Lust, sich die Vorhaltungen seines Komplicen anzuhören. »Shut up!« sagte er unwirsch.
Pete Pelter konnte nicht wissen, daß auch sein Boß sich Sorgen machte. Nick Dubble hatte zwar sein Programm, und die Morde waren vorgesehen. Doch Cunard arbeitete ihm zu schnell. Das mußte mehr Aufsehen erregen, als ihm lieb war. Außerdem bereute Nick Dubble jetzt schon, den Reporter angerufen zu haben. Ursprünglich hatte er vorgehabt, die Entwicklung abzuwarten. Irgendwann wären die Polizei und die Presse schon selbst darauf gekommen, daß verschiedene Morde in einem engen Zusammenhang standen.
Ich muß diesen Killer aus Chicago bremsen, dachte Nick Dubble. Er muß eine Pause machen, sonst ist in wenigen Stunden der Teufel los. Möglicherweise fassen sie ihn doch, wenn er so weitermacht. So was kann er vielleicht in Chicago tun. Dort ist er zu Hause. .
Ich muß Sandra anrufen, überlegte er. Wenn Cunard bei ihr wieder anruft, muß sie ihm sagen, daß ich nicht zu erreichen bin. ,Ich werde abwarten, was passiert. Vielleicht ändere ich den Plan. Cunard kennt mich nicht. Und niemand kennt meine Verbindung zu Sandra und ihrem Autoverleih. Niemand weiß, daß der Laden mir gehört. Sandra wird dichthalten.
Aber auch Pete Pelter darf nicht wissen, was jetzt passiert.
Nick Dubble grapschte nach seiner Zigarettenpackung. Drei Stück waren noch darin. Der Gangsterboß zündete sich eine an.
»Hey, Pete«, bellte er.
»Boß?«
»Ich brauche Zigaretten!«
»Okay«, sagte Pete Pelter und stand auf.
»Stop!« brummte Dubble. Plötzlich war ihm ein Einfall gekommen, wie er Pelter für eine ganze Weile unauffällig loswerden konnte. Er griff sich wieder die Briefmarkenbogen und begann, sie so auseinanderzutrennen, daß er aus jedem Bogen nur die Marke mit dem Fehldruck herauslöste.
Pelter beobachtete diese Tätigkeit mit einem dümmlichen Gesicht. »Was soll denn das?« fragte er nach einer Weile.
Nick Dubble drückte die
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