Jerry Cotton - 0519 - Als Praemie einen Todesjob
hatte.
»Nein«, zeterte der wieder, »ich will aussteigen, weil ich nicht lebensmüde bin. Dein Plan ist zwar verdammt gut, aber…«
Ratlos raufte Pelter sich die Haare.
»Aber?«
»Die Sache mit diesem verdammten Killer, der…«
Nick Dubble winkte ab. »Der Mann ist erste Klasse. Der kostet ’ne Stange Geld, weil er erste Klasse ist!«
»Und wenn sie ihn schnappen? Boß, verdammt — was ist, wenn die Bullen ihn schnappen?«
Nick Dubble schüttelte den Kopf. »Sie schnappen ihn nicht. Er ist so gut, daß er noch nicht mal ’ne Karteikarte hat. Seine Weste ist so weiß, daß er vielleicht eines Tages in den Kongreß einziehen kann!«
»Oh, Boß«, jammerte Pete Pelter, »wir hatten alle mal ’ne weiße Weste. Der Mann mag gut sein, aber sein Job ist verdammt gefährlich!«
»Dafür wird er gut bezahlt«, nickte Dubble und begann, den Zeigefingernagel zu bearbeiten.
Plötzlich aber fuhr der Gangsterboß hoch. Langsam erhob er sich aus seinem Schaukelstuhl und ging mit den Bewegungen einer tückischen Großkatze auf den langsam zurückweichenden Pete Pelter zu.
»Jetzt verstehe ich dich, du stinkige Ratte!« zischte er böse. »Du verdammtes Vieh hast dir das Geld unter den Nagel gerissen und den Brief nicht aufgegeben!«
»Nein!« brüllte Pete Pelter und hob abwehrend die Hände. Weiter zurückweichen konnte er nicht mehr. Er stand bereits mit dem Rücken an der Wand. Seine hochgerissenen Hände konnten ihn nicht schützen.
Die mächtige Faust Nick Dubbles traf ihn seitlich am Kopf. Dröhnend schlug sein Schädel gegen die Wand.
»Mach’s Maul auf!« forderte der Boß. »Wo ist das Geld?«
»Ich habe den Brief aufgegeben!«
»Lüg nicht!« donnerte Dubble.
Erneut holte er zu einem Schlag aus. Pete Pelter ließ sich an der Wand hinunterrutschen und lag wimmernd auf dem Boden vor den Füßen seines Bosses. »Verdammt, wenn er das Geld noch nicht bekommen hätte, wäre doch längst sein Anruf da!«
Nick Dubble hielt in seiner Bewegung inne. Dieses Argument des jammernden Komplicen leuchtete ihm ein. Der Zahlungsverkehr per postlagerndem Brief war von ihm selbst so organisiert worden, daß eine Stunde jederzeit ausreichte, um innerhalb Manhattans die Sendung an den Empfänger gelangen zu lassen. Das wußte auch Cunard. Er hätte sich längst gemeldet, wenn er seinen Brief nicht bekommen hätte.
Trotzdem wollte Nick Dubble es noch nachprüfen. Er riß Pete Pelter vom Boden hoch und gab ihm einen Stoß. »Los«, herrschte er ihn an, »hol mir das Telefonbuch von Manhattan!«
Pelter beeilte sich, den Befehl auszuführen.
Nick Dubble schlug den dicken Band auf. Hastig blätterte er die Seiten durch bis zu den Teilnehmern mit dem Anfangsbuchstaben L.
Er fand auch den gesuchten Leemiller, Winston C., Tabacs and Newspapers. Einen Finger legte er unter die Nummer, mit dem Zeigefinger der anderen Hand wählte er den Anschluß.
Der in kurzen Abständen sich wiederholende Summton zeigte ihm an, daß der Anschluß besetzt war.
Nick Dubble atmete tief durch und legte den Hörer wieder auf.
»Was ist?« fragte Pete Pelter kleinlaut.
Der Gangsterboß winkte unwillig ab.
Beide Männer schwiegen während der nächsten Minuten. Nach einer Zeit, die Pelter endlos dünkte, nahm Nick Dubble den Hörer erneut ab. Wieder wählte er die Nummer des Zigarettenhändlers, der hatte sterben sollen.
Der Anschluß war immer noch besetzt.
Und wieder wartete Nick Dubble einige Minuten, ehe er einen dritten Versuch machte.
Eintönig kam das Besetztzeichen an sein Ohr.
»Okay!« sagte Nick Dubble zufrieden.
***
Ben Edwards legte noch einmal seinen Zeigefinger auf den Klingelknopf des Apartments, in dem die vier Italo-Amerikaner wohnten.
Er versuchte es nun schon das neuntemal. Aber hinter der Tür blieb alles still.
Plötzlich fuhr Ben Edwards herum.
»Hey!« hatte eine rauhe Stimme gesagt.
Ein Mann, nur mit Hose und Unterhemd bekleidet, stand in der Tür des Nachbarapartments.
»Sie spielen wohl gern, was?« fragte der spärlich bekleidete Mann unwirsch und schaute den Reporter kopfschüttelnd an.
»Sorry!« entschuldigte sich Edwards. »Ich möchte zu Corrado, diesem Italiener, der hier mit seinen Freunden wohnt.«
Der Mann deutete auf seine Armbanduhr. »Die vier haben Spätschicht in ihrem Pizza-Restaurant. Um diese Zeit können Sie klingen, solange Sie wollen. Damit wecken Sie nur fremde Leute auf!«
»Spätschicht?« fragte der Reporter noch einmal. »Haben Sie gehört, daß die vier fortgegangen
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