Jerry Cotton - 0519 - Als Praemie einen Todesjob
Selbstgespräch. Sie zdg die- Schreibtischschublade auf und holte einen Fahrplan der Continental Trailways heraus. Nach einem kurzen Blick darauf griff sie zum Telefon und rief die Buchungsstelle im Bus Terminal an.
Eine Minute später hatte sie sich als Mrs. Brown einen Platz im Abendbus auf der Empire Route nach Los Angeles reservieren lassen.
Jetzt erst verschloß sie die Außentür ihres Büros. Sie ließ die Jalousie hinunter und ging dann zu einem durch einen bunten Limonadenkalender getarnten Wandtreso’.
In diesem Moment schlug das Telefon an.
***
Ich sah, wie es im Gesicht des alten Neville zuckte. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er vor Überraschung die Faust auf seinen Schreibtisch gedonnert hätte. Auch ich hatte nicht damit gerechnet, daß Viccallo so schnell gestehen würde.
»Dieser verfluchte Hund!« zischte der Mann, der aus dem Zuchthaus kam.
»Sie haben also die Frau ermordet«, stellte ich fest, obwohl ich wußte, daß meine Beschuldigung nicht ganz stimmte.
»Nein, verdammt, nein!« fuhr er hoch. »Sorry«, sagte ich, »ich habe mich versprochen. Sie haben sie im Auftrag von Ritchell ermorden lassen!«
Verzweifelt schlug er beide Hände vor das Gesicht. Er bot einen Anblick des Jammers. Neville nickte mir zu. Gut gemacht, Jerry, sollte das heißen. Schnelle Arbeit.
Ich schüttelte den Kopf. Mir lief das etwas zu glatt. Immerhin war Viccallo freiwillig zu uns gekommen. Gewöhnlich machen Leute seiner Sorte einen großen Bogen um unser für sie wenig einladendes Haus. Selbst dann, wenn sie ausnahmsweise einmal ein relativ reines Gewissen haben.
»Also, Viccallo«, bohrte ich weiter, »wie heißt der Mann, der wie ein Nilpferd aussieht? Wo befindet er sich? Woher…«
Er hob den Kopf, seine Lippen bewegten sich.
Und dann klingelte das Telefon. Wie immer, wenn es am ungelegensten war.
Viccallo atmete erleichtert auf. Als alter Kunde der Polizei erkannte er sofort, daß ihm der schwarze Kasten auf Nevilles Schreibtisch eine unerwartete Atempause verschaffte.
Neville nahm den Hörer ab und meldete sich. Wortlos reichte er mir den Apparat über den Tisch.
Es war unser Erkennungsdienst: »Jerry, wir haben den Mann, von dem die Fingerabdrücke stammen. Willst du die Karteikarte gleich haben?«
So ungelegen war es also doch nicht, daß dieser Anruf gerade in diesem Moment gekommen war.
»Ja«, sagte ich, »sofort!«
Neville fing den Hörer, den ich ihm über den Tisch warf, geschickt auf. Die Atempause war für Viccallo nur kurz gewesen.
»Los, Viccallo — beantworten Sie meine Fragen!«
»Sie sind freiwillig gekommen«, erinnerte ihn Neville. »Nun reden Sie freiwillig, wenn Sie etwas retten wollen!«
»Ihr glaubt mir ja doch nicht…« murmelte Viccallo.
»Lassen Sie dieses alte Lied«, bremste ich die bekannte Litanei ab.
»… aber ich kenne keinen Mann, der wie ein Nilpferd aussieht. Ich weiß auch nicht, wer diese Frau umgebracht hat!«
Er blickte gehetzt zu Neville und dann zu mir.
»Natürlich kennen Sie ihn, denn…«
Es klopfte an der Tür. Ich stand schnell auf und öffnete, weil ich ja wußte, wer kam, und weil ich die Pause nicht zu lang werden lassen wollte. Ich nahm dem Kollegen vom Erkennungsdienst die Karteikarte aus der Hand.
»Glaubt mir doch!« schrie Viccallo. »Ich kenne ihn nicht!«
Viccallo saß bei uns. Er war im Moment nicht sehr wichtig. Wichtig war nur, daß wir den Mann fanden, der in Ritchells Auftrag und auf Viccallos Vermittlung Mrs. Barrymore umgebracht hatte. Deshalb wollte ich ihn bluffen. Schnell schaute ich auf dem Weg von der Tür zu meinem Stuhl auf die Karteikarte, die der Erkennungsdienst auf Grund der Fingerabdrücke herausgesucht hatte. Ich las nur den Namen.
»Viccallo, geben Sie auf! Wir wissen genau, daß Sie mit Edmond Haeksel zusammen…«
Edmond Haeksel — das war der Name auf der Karteikarte.
Ich hatte ihn kaum genannt, als Viccallo in ein hysterisches Gelächter ausbrach. Verblüfft starrten Neville und ich ihn an.
»Viccallo!« rief ich.
Sein Lachen brach ab. Mit großen Augen schaute er mich an. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf. »Mensch, G-man«, sagte er fassungslos, »sind -Sie neu in New York?«
»Hey, Junge!« mahnte Neville.
Doch Viccallo sprach weiter. »Wenn Sie schon länger hier sind, müßten Sie doch wissen, daß ich ’ne Leiche bin, wenn mich jemand von Coleman im richtigen Augenblick schnappen kann. Und Haeksel arbeitet für Bobby Coleman!«
Blitzartig fiel mir wieder ein, warum Viccallo
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