Jerry Cotton - 0519 - Als Praemie einen Todesjob
zurückzukehren. Es ginge ihm besser. Von Spezialtransporten sprach er, für die er verantwortlich sei. Sandra erkannte die Chance. Und Dick Humbster plauderte. Den Rest erledigte dann Nick Dubble. Er brachte es fertig, den Piloten, der seine Frau wiederhaben wollte, zu überreden. Humbster verriet dem Gangster die Sache mit dem geheimen Geldtransport. Nick Dubble schmiedete seinen Plan.
»Hörst du überhaupt zu?« brüllte er in das Telefon.
»Ja«, sagte sie wie aus einem Traum erwachend, »ich höre zu.«
»Phantastisch!« höhnte er. »Ich habe dich jetzt dreimal gefragt, ob du zuhörst. Immerhin hast du einmal geantwortet! Du mußt zuhören, verdammt, es geht um Kopf und Kragen!«
Jetzt konzentrierte sie sich wieder. Der letzte Hinweis hatte sie wachgerüttelt.
»Warum?« fragte sie hastig. »Wieso geht es jetzt um Kopf und Kragen? Hast du denn schon etwas unternommen?«
»Nein, ich habe noch nichts unternommen, Sweety.« Seine Stimme klang wieder ruhig und gelassen. »Aber du weißt ja, daß gewisse Vorbereitungen notwendig sind. Dabei hat sich etwas ergeben, das…«
»Was hat sich ergeben?« fragte sie mißtrauisch, als er wieder nicht weitersprach.
»Ich erzähle es dir später«, wehrte er ab. »Jetzt paß auf: Cunard wird sich in absehbarer Zeit wieder melden. Sag ihm, er soll nicht mehr anrufen. Verstehst du? Heute nicht mehr. Wenn er nach seinem Honorar fragt — aber nur, wenn er ausdrücklich danach fragt! —, dann sage ihm, daß sein Brief unter dem Code ,Tomorrow‘ postlagernd beim Post Office in der Howard Street liegt. Das Post Office dort ist an der Ecke Crosby Street. Verstanden?«
»Verstanden«, sagte sie. »Unter ›Tomorrow‹ im Post Office in der Howard Ecke Crosby Street.«
»Ja«, bestätigte Nick Dubble. »Aber nur, wenn er danach fragt. Weiter: Es könhte sein, daß jemand danach fragt, wer den Wagen geliehen hat.«
»Welchen Wagen?« fragte Sandra Humbster.
»Den Wagen, mit dem Cunard fährt!« erklärte Nick Dubble ungeduldig.
»Wer soll danach fragen?«
Er machte eine kleine Pause. »Die Polizei«, sagte er dann.
Die Frau schluckte heftig, aber sie erwiderte nichts.
»Wenn also jemand danach fragt«, fuhr der Gangsterboß fort, »dann…«
»Ist schon erledigt«, sagte sie. »In meinen Unterlagen steht als Mieter ein gewisser Mr. Forkeby aus Boston.«
»Du bist gut«, lobte er. Dann fiel ihm noch etwas ein: »Nochmals Cunard. Wenn er nach dem Geld fragt…«
»Ich weiß es doch«, sagte sie ungeduldig.
»Nein«, antwortete er, »wenn er danach fragt, mußt du ihm noch sagen, daß er es erst in einer Stunde in der Howard Street abholen kann.«
»Ja«, sagte sie nur. Und dann: »Wieso soll die Polizei nach dem Wagen fragen?«
»Nur so«, meinte er leichthin.
Sie spürte, daß er nicht mehr sagen wollte. Das aber machte sie besonders mißtrauisch.
»Sehen wir uns heute abend?« fragte sie deshalb.
Er überlegte einen Moment. »Nein, es ist besser, wenn wir uns heute nicht sehen. Bald haben wir genügend Zeit für uns, Sweety. Genügend Zeit und mehr Geld, als wir jemals ausgeben können. Dann gehört uns die Welt. Acapulco, Rio, Europa…«
»Ja«, sagte sie nachdenklich, »Acapulco, Rio, Europa…«
»Ich rufe dich gleich morgen früh wieder an«, versprach er.
Sie verabschiedeten sich mit einigen belanglosen Sätzen. Dann legte er den Hörer auf. Die Frau hörte es leise knacken, aber sie behielt immer noch den Hörer am Ohr.
Sie dachte immer nur an das eine Wort von ihm.
Polizei.
Sandra Humbster war eine kühle Rechnerin. Auch jetzt, in diesem Moment am schweigenden Telefon, rechnete sie eiskalt. Sie wußte, daß das gemeinsam geplante Unternehmen noch nicht ausführungsreif war. Es konnte frühestens in zehn Tagen über die Bühne gehen.
Aber schon jetzt fürchtete Nick Dubble sich vor der Polizei.
Aus, dachte sie. Nick hat irgendeinen Fehler gemacht.
Behutsam legte die Frau den Hörer auf die Gabel zurück. So, als sei er aus dünnem Glas.
Einen Moment blieb sie noch hinter ihrem zierlichen Schreibtisch sitzen. Sie zündete sich eine Zigarette an, nahm zwei tiefe Züge und drückte dann das Stäbchen wieder aus. Mit einem entschlossenen Ruck schob sie den Stuhl zurück und stand auf. Ihr rechter Zeigefinger huschte über den Stadtplan von Manhattan, folgte der Canal Street und blieb einen Moment an der Ecke Howard und Crosby Street liegen.
Sandra Humbster warf einen Blick auf die Uhr.
»In einer Stunde«, flüsterte sie leise im
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