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Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
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hierher und an anderer Stelle zurückführte.
    Was sich abgespielt hatte, war leicht zu erraten. Zwei Personen, Männer, hatten sich hinter den Bäumen gut verstecken können. Mabel war gekommen, hatte ihnen den Rücken zugekehrt. Die Männer hatten sie überfallen, von hinten gepackt, ihr den Mund zugehalten und sie durch den Wald davongeschleift. »Wie weit ist es bis zur Straße?«
    Freds Gesicht war kalkig weiß. »Zweihundert Yard durch den Wald. Dann kommt man auf einen Hohlweg.«
    »Befahrbar?«
    »Ja.«
    »Führt er am Hotel vorbei?«
    »Nein. Er mündet weiter unten auf die Straße, kurz vor den ersten Häusern von Meadville.«
    »Verdammt.« Ich riß die Ledertasche aus dem Gürtel und gab sie ihm. »Schließ das Ding sofort im Hotelsafe ein. Geh mit Irma ins Haus und bleibt drin. Hast du eine Waffe?«
    »Ein Jagdgewehr.«
    »Kannst du mit ’ner MP umgehen?«
    »Hab’s während der Militärzeit gelernt.«
    »Auf meinem Zimmer liegt eine. Sollte man euch bedrohen, dann weißt du, wie du dich wehren kannst. Zurück jetzt!«
    Ich wartete, bis Fred und Irma zwischen den Bäumen verschwunden waren. Dann hetzte ich durch den Wald in die Richtung, in der ich den Weg vermutete!
    Es war dunkel geworden. Ein warmer Gewitterregen ging nieder. Ich stolperte über Brombeerranken, verfilzte mich in zähen Farnkräutern, fiel über Wurzeln, die sich wie Fußangeln über den Waldboden legten. Dann erreichte ich den Weg. Er war mit Moos bewachsen. Ich brauchte nicht lange nach Reifenspuren zu suchen. Deutlich hoben sie sich ab. Ich fand auch die Stelle, an der der Wagen gewendet hatte. Hinterher zu rennen, war völlig aussichtslos. Wahrscheinlich lag das Kidnapping eine halbe Stunde zurück. Inzwischen waren die beiden Gangster mit Mabel längst an einem sicheren Ort.
    Wo?
    In Nap Kiders Burg?
    In jeder anderen Gegend wäre das Wahnsinn gewesen, denn bei einer Haussuchung konnte man das Opfer finden, und damit war der Verbrecher geliefert. Hier aber — Kider besaß die Macht. Der Sheriff war sein Hampelmann, mit dem er machen konnte, was er wollte. An eine Haussuchung war nicht zu denken. Es sei denn, wir — die Caines und ich — holten das FBI zu Hilfe. Aber gemäß der Verfassung müssen bei Kindes- und Menschenraub 24 Stunden vergehen, bis sich die Bundespolizei einschalten kann. Und auch dann muß man handfeste Gründe vorweisen, ehe ein Richter den Haussuchungsbefehl ausstellt.
    Kider hatte also Zeit. Und da er hier König war, ging er kein Risiko ein, Mabel in sein Haus zu bringen. Aber ich war mir wohl darüber klar, daß es auch ganz anders sein konnte. Vielleicht steckte Mabel in einem unauffindbaren Versteck, nur bewacht von einem von Kiders Leuten.
    Ich ging zum Hotel zurück. Das Blatt hatte sich gewendet. Ich wußte es. Kider konnte uns jetzt erpressen, dazu zwingen, stillzuhalten. Daß er im Ernstfall weit gehen würde, daran zweifelte ich nicht.
    Durch die Hintertür betrat ich das Haus. In der klinisch sauberen Küche arbeiteten die Mulattin und zwei junge Mädchen. Ich ging ins Restaurant. Die vierköpfige Familie war verschwunden. Aber mindestens zwanzig Gäste hatten sich eingefunden. Irma bediente. Tante Helen stand mit blassem Gesicht hinter der Theke und zapfte Bier in die Gläser. Fred war nicht zu sehen.
    »Er ist im Büro«, flüsterte mir die Tante zu. »Jemand hat angerufen.«
    »Wann?«
    »Vor fünf Minuten.«
    »Ist einer«, sagte, ich leise, »unter den Gästen, der zu Kiders Leuten gehört?«
    »Ich glaube nicht. Aber ich kenne auch nur die, die mir Fred auf der Straße gezeigt hat.«
    Ich ging zu meinem Vetter ins Büro. Er saß am Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt.
    »Jetzt sind wir am Ende, Jerry.«
    »Wer hat angerufen?«
    »Ein Mann. Ich kenne die Stimme nicht. Er sagte, wir sollen uns ruhig verhalten und abwarten. Wenn wir die Polizei benachrichtigen, bekommt es Mabel schlecht.«
    »Und?«
    »Nichts. Dann hat er aufgelegt.«
    »Hast du einen Stadtplan von Meadville?«
    Fred nickte müde, öffnete den Schreibtisch, suchte und fand eine Karte, mehrfach gefaltet, mit abgestoßenen Ecken.
    »Zeig mir, wo Kider wohnt.«
    »Jerry, wenn du jetzt allein… Das wäre Wahnsinn und würde alles nur schlimmer machen. Wir dürfen nichts unternehmen. Das heißt… Vielleicht ist es besser, wenn wir das FBI verständigen. Oder… Mein Gott, ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Er schloß die Augen und sank in seinem Sessel zurück.
    Hinter mir ging die Tür auf. Irma kam herein. Aus

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