Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner
den Namen nicht verstanden. Es ist ein Mann. Er fragt, ob es hier einen Mr. Gordon gibt?«
Ich nahm ihr den Hörer aus der Hand. »Gordon«, murmelte ich.
An der Stimme hätte ich ihn nicht erkannt. Aber er nannte sofort seinen Namen. Es war der Redakteur.
»Da habe ich ja Glück, daß ich Sie erwische, Mr. Gordon. Ich hab’s im Arkansas-Hotel versucht, weil Sie mich nach Mrs. Helen Caine fragten. Ich möchte gern mit Ihnen reden.«
»Worüber?«
»Über Sie!«
»Warum?«
»Ich möchte wissen, ob Sie ein Doppelmörder sind.«
Er wußte also inzwischen, was sich an der Tankstelle abgespielt hatte. Und er kombinierte. Mich hatte er dort aufgegriffen. Bewaffnet war ich. Also? Trotzdem schien er mich nicht für einen Mörder zu halten. Sonst hätte er hier sicher nicht angerufen.
»Ich muß Sie enttäuschen, Mr. Miller. Ich bin eine der Leichen.«
»Ich finde, zwei reichen.«
»Ich war als dritte vorgesehen.«
»Aber?«
»Es hat nicht geklappt, wie Sie unschwer feststellen können.«
»Haben sich Guide und Wood gegenseitig umgebracht?«
Ich lachte. »Sie scheinen anzunehmen, daß ich Zeuge war.«'
»Das stimmt doch?«
»Nicht ganz. Aber eins ist sicher: Die beiden hatten nichts gegeneinander und haben sich auch nicht durchlöchert. Ich kenne die Figuren, die das Bild dort inszeniert haben.«
»Wer ist es?«
»Wenn ich Ihnen das sage und Sie Gebrauch davon machen, sind Sie ein toter Mann.«
»Gordon, Sie wissen, daß ich Sie in der Hand habe. Ich kann Sie erpressen. Wenn Sie mich nicht informieren, sage ich dem korrupten Sheriff, daß Sie an der Tankstelle waren — zur Zeit des Mordes.«
Ich hörte an seiner Stimme, daß er .sich ein Lachen verkneifen mußte. Natürlich war diese Drohung nicht ernst gemeint.
»Tut mir leid, Miller. Aber es geht wirklich nicht.«
»Mann, glauben Sie, daß ein Handelsvertreter mit solchen Dingen besser fertig wird als ein Journalist.«
»Im allgemeinen nicht. In diesem Falle ja.«
»Gordon, wer sind Sie?«
»An dem Tage, da Sie mich zu Ihrer Hochzeit einladen, sage ich es Ihnen.« Ich hörte, wie er die Luft durch die Zähne stieß. »Gordon! Sie wissen, wie ich an allem hier interessiert bin. Nicht nur als Journalist. Wenn ich Ihnen ehrenwörtlich versichere, daß ich alles, was Sie mir sagen, für micü behalte — informieren Sie mich dann?«
»Ja«, sagte ich ohne Zögern. »Die beiden Mörder sind vermutlich Fat Cat Myer und Saul Endemit.«
Miller stieß einen grellen Pfiff aus. »Donnerwetter. Daraus läßt sich einiges folgern.«
»Nämlich?« .
»Die beiden haben mal für Kider gearbeitet. Aber er war nicht mit ihnen zufrieden und hat sie in Ehren entlassen.«
»Ist das nicht gefährlich für ihn? Sie könnten gegen ihren ehemaligen Brötchengeber aussagen.«
»Sie kennen Kider nicht, Gordon. Die beiden wären tot, bevor sie den Mund öffnen.«
»Und was vermuten Sie?«
»Daß die beiden Guide umgebracht haben, um Kider eins auszuwischen. Vielleicht hat der Anwalt etwas bei sich gehabt, was für Kider wichtig ist. Wenn sie sehr geschickt Vorgehen, nicht selbst in Erscheinung treten und sich gut absichern, könnten sie Nap Kider die Daumenschrauben ansetzen.«
»Miller«, sagte ich, »Sie sind großartig. Genau das wird es sein. Denn daß diese Bluttat auf Kiders Konto geht, habe ich von Anfang an nicht geglaubt. Es paßt nicht zu seinen Methoden.«
»Sie befassen sich ja sehr intensiv mit den hiesigen Zuständen, Gordon!«
»Sie haben mich neugierig gemacht, Miller.«
»Wenn das Kider spitzkriegt, wird die amerikanische Wirtschaft ohne den Handelsvertreter Allan Gordon auskommen müssen.«
»Ich nehme an, Kider weiß es schon. Und wenn Sie wieder was haben, Miller, rufen Sie an. Viel Glück!« Ich legte auf. Während ich sprach, hatte ich dem Restaurant den Rücken zugedreht. Als ich mich jetzt umdrehte, hörte ich, wie die Haustür geöffnet wurde. Ich hatte keine Ahnung, wer kam. Denn ich hatte den Platz vorm Hotel nicht im Auge behalten.
Ich sah Fred fragend an. Aber er winkte ab.
»Keine Gorillas. Gäste.« Er zeigte über den Parkplatz, hinter dem sich ein befahrbarer Weg durch den Wald schlängelte.
»Drüben vom Campingplatz.«
Die Restauranttür öffnete sich, und die Camper kamen herein. Es war eine Familie. Vater, Mutter und zwei kleine Mädchen. Ich erkannte sie auf Anhieb. Es handelte sich um die Leute, die mit Chevrolet und Wohnwagen an der Tankstelle vorbeigerollt waren und mich dort gesehen hatten. Der Mann war korpulent
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