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Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
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und gemütlich, die Frau gepflegt und zart. Die blonden Kinder — ich schätzte sie auf sechs und acht Jahre — trugen blaue Latzhosen und sahen allerliebst aus.
    Die Leute grüßten und setzten sich an einen Tisch in der Ecke. Als sich die Frau im Lokal umsah, traf mich ihr Blick. An einer kleinen, kaum spürbaren Reaktion bemerkte ich, daß sie sich erinnerte. Im Moment konnte es mir gleichgültig sein. Aber spätestens morgen, wenn sich der Doppelmord ’rumgesprochen hatte, wenn nach möglichen Zeugen gefahndet wurde — dann mußte der Frau einfallen, daß sie mich an der Tankstelle gesehen hatte. Wenn sie zum Sheriff ging und aussagte, konnte ich Ärger kriegen.
    In Kiders Auftrag konnte mich der Sheriff als Hauptverdächtigen einlochen. Es sei denn, ich lüftete mein Inkognito. Aber das wollte ich auf keinen Fall.
    Ein Serviermädchen kam aus der Küche und bediente die Familie.
    Ich schnappte die Segeltuchtasche und verzog mich auf mein Zimmer. Ich stellte mich ans Fenster und setzte die MP zusammen. Ich hatte zwei Reserve-Magazine. Damit ließ sich eine Hundertschaft gefährlicher Gorillas in Schach halten. Vorausgesetzt, sie standen nahe beieinander.
    Inzwischen war es dämmrig geworden. Wind hatte sich aufgemacht. Er jagte über den Platz, blies mächtige Staubwolken auf und wirbelte Blätter und Gräser vor sich her. Schwarze Wolken hängten ihre Bäuche über das Land. Hinter den Bergen grollte dumpf ein Gewitter. Aber noch war es entfernt.
    Als die ersten Tropfen auf den Parkplatz fielen, rannte ich hinaus und holte meinen Lederkoffer aus dem Jaguar. Es wurde Zeit, daß ich den durchlöcherten Anzug ablegte. Bevor ich duschte, riß ich mir die kleine Ledertasche vom Rücken.
    Wohin damit? Auf der Haut wollte ich sie nicht länger tragen.
    Ich beschloß, sie Fred zu geben. Im Hotelsafe war sie am sichersten.
    Ich duschte, zog Jeans, leichte Mokassins und einen schwarzen Pullover mit Rollkragen an. Den 38er schob ich in die Hosentasche. Gerade wollte ich mein Zimmer verlassen, um Fred die Tasche zu bringen, als jemand die Treppe heraufstürmte.
    Es war Irma. Atemlos kam sie in mein Zimmer. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
    »Jerry, Mabel ist verschwunden.«
    »Was?«
    Irma zitterte. »Sie ist weg. Wir wissen nicht, wohin.«
    »Nun mal ruhig.« Ich faßte sie an den Schultern. »Hat Mabel das Haus verlassen?«
    »Ja. Sie…«
    »Verdammt. Ihr wißt doch, was hier gespielt wird. Wie konnte sie so unvorsichtig sein.«
    »Sie wollte ja nur zu den Forellenteichen.«
    »Wann war das?«
    »Kurz nachdem du aus dem Restaurant gegangen bist.«
    »Also vor etwa vierzig Minuten.«
    »Ja. Sie wollte ein paar Forellen mit dem Kescher aus dem Bassin holen. Für dich. Weil du sie doch so gern ißt. Sie sollten für dich auf schwedische Art zum Dinner geräuchert werden. Das Fangen dauert höchstens fünf Minuten. Als sie nicht zurückkam, ist Fred ’rausgegangen. Neben dem Bassin liegt der Kescher. Aber von Mabel ist nichts zu sehen.«
    »Komm!«
    Ich schob mir die schmale Ledertasche in den Gürtel und rannte hinaus. Durch die Wirtschaftsräume des Hotels kamen wir zum hinteren Eingang. Die Bäume wuchsen hier bis an die Hauswand. Ein ausgetrampelter Weg führte vorbei an hohen Farnkräutern, bis zu den Teichen. Sie liegen in Rufweite zum Haus. Aber sehen kann man sie nicht, die Bäume stehen zu dicht.
    Ich hetzte über den Pfad. Irma folgte mir. Wir erreichten den ersten Teich. Seine Ränder sind mit Kies aufgeschüttet. Trichterförmig vertieft er sich zur Mitte hin. Es gibt einen Zufluß — den Gebirgsbach, der von den Bergen herabplätschert. Die Einmündung ist mit einem engmaschigen Gitter gesichert, damit die Forellen im Teich bleiben. Hinter dem Teich liegt ein zweiter, zwischen ihnen das Bassin. Es ist mannstief und ausgemauert. Hier schwimmen die Fische, die zum baldigen Verbrauch bestimmt sind.
    Fred stand auf dem Rand des Bassins. Er ließ die Schultern hängen, wirkte wie ein geschlagener Mann. Hinter ihm auf dem Rasen lag der Kescher.
    Ich lief über den Uferpfad. Fred kam mir einige Schritte entgegen.
    »Ich verstehe das nicht, Jerry.«
    »Bleib hier stehen. Liegt der Kescher noch so, wie du ihn gefunden hast?«
    Er nickte.
    Vorsichtig ging ich zum Rand des Bassins. Von der Betonkante bis zu den Bäumen waren es etwa zehn Schritte. Gras bedeckte den Boden. Trotz des Dämmerlichts konnte ich erkennen, daß es an einigen Stellen niedergetrampelt war. Ich fand eine Doppelspur, die von den Bäumen bis

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