Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner
in Atem gehalten. Nicht nur, daß er von meinen Verwandten Abgaben fordert — vor einigen Stunden hat er Mabel Caine gekidnappt. Aber ich konnte sie ihm wieder abjagen.«
Holbrock riß sein Maul auf, daß ich sämtliche Goldkronen sah. Für einen Moment hatte es ihm die Sprache verschlagen.
Harte Schritte kamen durch den Flur. Der Gehilfe trat ein. Hinter ihm erschien Hunter. Er malmte böse auf einem Kaugummi herum. Sein Gesicht erinnerte mich an ein wütendes Nashorn.
»Sind Sie wahnsinnig?« Holbrock hatte die Sprache wiedergefunden. »Sie werden bereuen, was Sie eben gesagt haben. Tex, Sam —. nehmt ihn fest!«
Die beiden hatten noch nicht den Fuß vom Boden gelöst, um den ersten Schritt zu machen — als sie bereits in die schwarze Mündung meines 38ers guckten.
»Langsam!« knurrte ich. »Und bringt die Hände nicht zu nahe an den Gürtel. Jetzt, Sheriff, hören Sie sich an, was ich Ihnen zu sagen habe! Ich bin kein Mörder. Mit dem Verbrechen habe ich nichts zu tun. Obwohl ich zufällig dabei war. Die Täter heißen Saul Endemit und Fat Cat Myer. Sie haben an der Tankstelle auf Guide gelauert. Als ich hinkam, schlugen sie mich bewußtlos. Als ich aufwachte, waren Wood und Guide tct. Alles war so arrangiert, als hätten sich die beiden gegenseitig umgebracht. Allerdings paßt jetzt das Bild nicht mehr ganz. Denn in Guides Colt fehlen einige Kugeln mehr als man in Woods Leiche finden wird. Diese blauen Bohnen waren für mich gedacht. Endemit oder Myer haben sie mir durch die Jacke gejagt. Warum ich trotzdem noch lebe, erzähle ich Ihnen ein anderes Mal. Als ich an den Zapfsäulen stand, hat mich eine Frau gesehen, die im Wohnwagen vorbeifuhr. Ich vermute, sie hat mich angezeigt. Stimmt doch?«
Holbrock, der mir bis hierher blöde glotzend zugehört hatte, nickte.
»Zum Teufel«,'zischte er jetzt. »Endemit, Myer. Mensch, das kann stimmen, wenn Nap…«
Er merkte, daß er auf Glatteis war und brach ab — eine Silbe zu spät.
Ich grinste. »Ihr Boß wird sich freuen. Ich nehme an, Guide hatte was Wichtiges bei sich…«
»J… Quatsch. Woher soll ich das wissen?« Seine kleinen boshaften Augen drehten sich wieselflink von links nach rechts. »Ihre Geschichte mag ja stimmen. Trotzdem…« Er leckte sich über die Lippen, »… muß ich Sie festnehmen. Stecken Sie jetzt Ihre Kanone weg. Was Sie hier machen, ist Widerstand gegen die Staatsgewalt.«
Ich sah, daß Hunters Rechte zum Kolben tastete. »Vorsicht«, warnte ich, »auch Gangster, die den Sheriffstern tragen, können ins Gras beißen.«
Hunter verstand. Er zog seine Pfote zurück.
Ich fluchte innerlich. Holbrock war ein sturer Esel. Hoffentlich konnte ich vermeiden, mich als FBI-Agent zu präsentieren. Freunde machte ich mir hier natürlich nicht — mit dem 38er in der Faust vor den drei Polizeigewaltigen dieser verluderten Stadt. Aber wenn ich nachgab und sie mich in eine Zelle sperrten, konnte ich mir auch gleich einen Sarg bestellen.
»Endemit und Myer«, sagte ich. »Das sind die beiden, um die Sie sich kümmern müssen, Sheriff. Ich nehme an, Sie freuen sich, daß ich Ihnen auf die Sprünge helfe. Und jetzt möchte ich Sie bitten, dieses Haus zu verlassen.«
Holbrocks Augen glitzerten vor Wut. »Wir kommen wieder«, knurrte er.
»Sicher, um mir zu erzählen, ob Sie die beiden geschnappt haben.«
Er antwortete nicht mehr, drehte sich um und stampfte hinaus. Seine Gehilfen folgten ihm. Ich begleitete sie bis zur Haustür, denn ich wollte nichts riskieren. Als sie in den Polizeiwagen stiegen, machte Fred die Luke dicht.
»Jerry, für die bist du Freiwild.«
Ich nickte. »Mein Problem ist jetzt: Wie verhindere ich, daß man mich in den Rücken schießt?« Ich ließ den Revolver in die Halfter gleiten und ging mit Fred ins Restaurant zurück. Die Frauen kamen aus der Küche. Irmas bronzefarbenes Gesicht war besorgt. Aber sie sagte nichts.
»Trinken wir noch ein Bier, bevor wir uns aufs Ohr legen«, meinte Fred. Er nahm fünf Tulpengläser aus dem Regal und stellte sich hinter den Zapfhahn.
Plötzlich hörte ich etwas. Lauschend hob ich den Kopf. »Fred, die Kerle kommen zurück.«
Er schob mir das Glas über die Theke zu, dann waren wir alle mäuschenstill.
Mein Vetter schüttelte den Kopf. »Das ist nicht der Wagen des Sheriffs.«
Eine Minute später rüttelte jemand an der Eingangstür. Dann schrillte die Glocke. Fred stand schon im Flur. Ich hörte, wie er aufschloß.
»Guten Abend«, sagte eine tiefe Männerstimme.
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