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Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
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Glück kann ich mich auf mein Personengedächtnis verlassen. Deshalb wußte ich, die späten Gäste mit dem Baby waren wegen mir gekommen. Welchen Namen auch immer sie auf den Anmeldeblock gekritzelt hatten — der Mann hieß Charles Houston.
    Er war nicht vorbestraft. Aber kürzlich hatte Washington in einem Rundschreiben vor ihm gewarnt. Das Rundschreiben war an alle Dienststellen geschickt worden, die sich mit Spionage-Abwehr befassen. Man hatte Charles Houston abgebildet. Er war illegaler Einwanderer, Ost-Agent. Er war durch Zufall verdächtig geworden.' Washington hatte ihn eine Zeitlang beobachten lassen, aber nicht zugegriffen, weil man hoffte, durch ihn auf Hintermänner zu stoßen. Dann aber war er untergetaucht und verschwunden.
    Hier trat er mit Familie auf, und das hätte ihn normalerweise bestens getarnt. War es seine Frau? Wohl kaum. Und das Baby: Entführt? Von Bekannten geborgt? Auf dem schwarzen Markt gekauft? Ich hielt alles für möglich. Nur daß es sein eigen Fleisch und Blut war, daran glaubte ich nicht.
    Ich hatte mich ausgezogen, trug eine grüne Pyjamahose und spürte den 38er unter dem Zipfel des Kopfkissens. Im Zimmer war es dunkel. Durch das geöffnete Fenster strömte laue Nachtluft herein. In .den Fichten hinter dem Haus schrie ein Käuzchen. Um mich munter zu halten, dachte ich an die Ereignisse des Tages. Ich überlegte, wie ich es schaffen konnte, mit Kider und seiner Organisation allein fertig zu werden. Doch obwohl ich in die Dunkelheit starrte und mein Gehirn zermarterte, verwischten sich die Gedanken. Dann schlief ich ein. Aber mein Unterbewußtsein war auf Posten — eine Minute später schrak ich empor.
    Verdammt! So ging es nicht!
    Leise stieg ich aus den Federn. Ich ging zum Fenster, zog die Gardine zur Seite und hockte mich auf die Fensterbank. Den Revolver legte ich neben mich.
    Das Hotel stand auf einem flachen Hügel, der sich wie ein Sockel aus dem Tal hob. Ich konnte über den Wald sehen. Die Wipfel der Fichten glänzten silbrig im Mondlicht. Bedächtig wogte der Nachtwind in den Spitzen. Es wirkte wie ein Meer, das sich weit erstreckt, das der Wind kräuselt, das in der Ferne mit dem Horizont verschmilzt.
    Der Sting Ray stand neben meinem Jaguar. Hinsichtlich der Motorkraft nehmen sich die beiden nicht viel. Trotzdem hätte ich niemals getauscht. Denn der Sting Ray ist nur für Geschwindigkeiten bis 140 km/Std. gut. Darüber hinaus wird es gefährlich. Der Wagen macht Sätze wie ein bockender Gaul, bricht in den Kurven aus und trampelt mit der Hinterachse. Dagegen ist der Jaguar auch bei Höchstgeschwindigkeit noch eine ziemlich sichere Angelegenheit.
    Auf dem Flur knarrte eine Diele.
    Er kam. Ich huschte zum Bett, kroch leise hinein' und atmete tief und regelmäßig, aber nicht auffallend laut. Bei einem Ost-Agenten dieses Kalibers mußte ich mit technischer Brillanz rechnen. Wahrscheinlich besaß er ein Abhörgerät, daß er jetzt gegen die Tür hielt, um meine Atemzüge zu kontrollieren.
    Ich stellte mich schlafend, wälzte mich einmal auf die andere Seite, so daß ich mit dem Gesicht zur Tür lag. Draußen rührte sich minutenlang nichts. Dann nahm ich eine schwache Bewegung an der Türritze wahr. Das Zimmer wurde jetzt vom Mondlicht genügend erhellt. Ich konnte etwas Schmales, Längliches erkennen. Es schob sich unter der Tür ins Zimmer. Jetzt sah ich, was es war — ein dünner Schlauch.
    Schon im nächsten Moment hörte ich das Zischen. Gas strömte herein. Ich blähte die Nasenflügel und schnupperte. Aber ich roch nur den Flieder, der in einer großen Vase auf dem Tisch stand.
    Der Schlauch säuselte.
    Ich hielt die Luft an.
    Das Fenster stand offen. Genügte das? Oder blieb genügend Gift im Zimmer, um mich zu narkotisieren? Es gibt Sorten, die man anfangs überhaupt nicht spürt. Aber sobald man die nötige Menge eingeatmet hat, wirken sie blitzartig. Das konnte mir auch jetzt passieren.
    Ich räkelte mich. Das tiefe Atmen hatte ich eingestellt. Die Federn raschelten.
    Ich grunzte wie jemand, der schlecht träumt. Dann stützte ich mich auf den Ellbogen. Augenblicklich verstummte das Zischen.
    Ich wartete zwei, drei Sekunden, dann stand ich auf. Mit dem 38er ging ich durchs Zimmer ins Bad. Ich lehnte die Tür an, drehte den Wasserhahn auf, ließ ihn rauschen, schlich auf Zehenspitzen zur Tür und preßte mich daneben an die Wand. Von dem Schlauch war nur noch ein halber Zentimeter zu sehen.
    Mit angehaltenem Atem lauschte ich. Draußen war alles ruhig. Der

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