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Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Titel: Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zwischen diesen beiden blühte Gloria in ihrer koketten, herausfordernden Schönheit. Sie warf freche Blicke um sich. Und in ihren Augen lag etwas Unmißverständliches.
    Alle saßen. Langsam breitete sich Schweigen über die Menge. Leise klapperte Geschirr. Einige Schüler flüsterten. Im Hintergrund kicherte jemand.
    Allan Fletch trat vor. Er hob die Hand, und die Stille wurde vollkommen.
    »Liebe Kollegen, liebe Schüler«, sagte er, »bevor wir mit dem Dinner beginnen, möchte ich ein neues Mitglied unseres Lehrkörpers vorstellen. Mr. Donald Gribble«, er wies mit unaufdringlicher Geste in meine Richtung, »gehört ab heute zu uns. Er wird zunächst als Erzieher im vierten Stock des Westtraktes Dienst tun. Ich bitte euch alle, ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen.«
    Die Antwort war Schweigen. Mehr als fünfhundert Augenpaare starrten mich an. Ich stand ruhig, mit unbewegtem Gesicht. Ich verbeugte mich nicht. Ich deutete auch keine Verbeugung an. Es wäre mir lächerlich vorgekommen.
    Fletch wandte sich mir zu. »Ich zeige Ihnen Ihren Platz, Mr. Gribble.« Er stockte etwas, bevor er meinen Namen aussprach. Ich merkte, daß er sich um ein Haar verhaspelt hätte.
    Das Spießrutenlaufen begann durch einen schmalen Gang an den Tischen vorbei. Ich blieb zwei Schritt hinter Fletch. Immer noch waren alle Augen auf mich gerichtet. Fast hatte ich meinen Platz erreicht, als etwas hart und scharf links gegen meinen Hals schlug. Mit metallischem Laut klickerte es dann auf den Boden. Brennender Schmerz zog sich von meiner Halsschlagader bis zum Kehlkopf. Für den Bruchteil einer Sekunde war ich versucht, die Hand zu heben, die Stelle an meinem Hals zu berühren. Aber ich unterließ es. Ich ging weiter, als hätte ich nichts gespürt. Ich ignorierte das unterdrückte Gelächter in meiner Nähe, die schadenfrohen Gesichter rechts und links.
    Einer der Schüler hatte eine kleine Bleikugel oder etwas Ähnliches mit einem Blasrohr oder einer lautlosen Luftpistole auf mich abgefeuert. Aber deswegen zu zetern wäre sinnlos gewesen und hätte zu nichts geführt. Natürlich war dieses kleine Attentat eine rohe Gemeinheit. Denn das Geschoß hätte auch mein Auge treffen können.
    Ich trat an das Kopfende meines Tisches. Mit einem Nicken dankte ich Fletch, dann ließ ich meinen Blick über die Tischgenossen wandern und setzte mich. Zwanzig Schüler glotzten mich an. Herold saß unter ihnen. Die anderen waren in seinem Alter. Die meisten Blicke, die ich erntete, waren unverhohlen geringschätzig und frech. James Herold sah mich träge an.
    Als ich saß, war das Schweigen wie auf ein Kommando beendet. Jeder kümmerte sich um seinen Teller und schwatzte mit dem Nachbarn. Es wurde wieder laut. Der Saal war erfüllt vom Geschnatter der Stimmen und dem Klirren des Geschirrs.
    Ich aß schweigend. Die Jungen an meinem Tisch unterhielten sich über Sport, über Mädchen, über Autos. Niemand richtete das Wort an mich.
    Nach dem Essen ging ich auf mein Zimmer zurück. Im Spiegel entdeckte ich eine kleine blutverkrustete Stelle am Hals. Ich setzte mich ans Fenster und beobachtete den Hof. Langsam wurde es dämmerig. Violette Schatten krochen aus den Ecken hervor. Der Himmel nahm eine tintige Färbung an.
    Gloria Ellwanger wanderte mit einer Gruppe Jungen und Mädchen auf und ab. James Herold war neben ihr. Auch als es dunkel wurde, behielt ich Gloria gut im Auge. Sie trug ein leuchtend weißes Kleid, und ihre spröde, etwas blecherne Stimme klang bis zu mir herauf. Ich wartete am Fenster, bis über dem Schulhof die Lampen aufstrahlten. Die jüngeren Schüler waren längst im Hause und im Bett. Langsam bewegten sich auch die Gruppen der älteren in Richtung Tür.
    Gloria und Herold waren die letzten, sie sich trennten. Er brachte sie zum Osttrakt. Bevor das Mädchen im Haus verschwand, kniff ihr Herold in die Hüfte. Gloria lachte, drehte sich noch einmal um und warf ihm einen kessen Blick zu. Dann trat sie ins Haus.
    ***
    22 Uhr. Es wurde Zeit, daß ich mich um meinen Dienst kümmerte. Ich verließ das Zimmer. Der Gang war nur dürftig beleuchtet. Ich wandte mich nach links. Mein Zimmer lag dem Westtrakt sehr nahe. Es ging drei Stufen hinab. Eine Schwingtür pendelte in der Zugluft. Auf der anderen Seite mußte ich um eine Ecke, dann lag der lange Flur des vierten Stocks vor mir. Rechts und links gab es numerierte Türen. Der Flur führte zu einem mächtigen Waschsaal. Dort brannte Licht. Wasser rauschte. Ich hörte Stimmen und Gelächter.
    Als

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