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Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Titel: Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich die Tür zum Waschsaal aufstieß, blendete mich die Helligkeit. Die Wände waren bis zur Decke gekachelt. Neonröhren verbreiteten kalkiges Licht. An der Stirnseite gab es lange Reihen von Duschkabinen, davor ein Rondell, das aus Waschbecken gebildet wurde. In diesem Stockwerk wohnten die 18-bis 21jährigen. Fast alle — ich schätzte, daß es 70 Jungen waren — hatten sich hier mit freiem Oberkörper versammelt.
    Als ich eintrat, verstummten schlagartig die Gespräche. Alle sahen mich an. Viele hatten Seife im Gesicht. Einige wischten sich schaumige Zahncreme aus den Mundwinkeln.
    »Guten Abend, Jungs«, sagte ich. »Wer ich bin, wißt ihr ja. Hoffe, daß wir immer gut miteinander auskommen.«
    Keiner antwortete. Sie glotzten mich an und warteten ab. Dabei lag ein Hauch von Feindseligkeit über ihnen.
    Ich kam mir läppisch vor und wußte für einen Moment nicht, was ich jetzt tun sollte. Die Anweisung im Dienstplan war wenig aufschlußreich. ›Sie haben dafür zu sorgen‹, stand dort, ›daß alle Schüler des vierten Stocks pünktlich um 22.30 Uhr im Bett liegen und daß Ruhe herrscht.‹
    Mir fiel nichts Besseres ein, und ich sagte — nach einem Blick auf die Uhr: »Zwanzig Minuten noch, Jungs. Dann ist jeder im Bett, und wir löschen das Licht.«
    Schweigen. Eisiges Schweigen. Wenigstens für einige Sekunden. Dann brummte eine Stimme im Hintergrund: »Hört euch mal diese Flasche an.«
    Die Gesichter verzogen sich zu einem Grinsen. In allen Zügen war Schadenfreude zu lesen. Dort, wo sich eine Traube aus halbnackten Körpern gebildet hatte, entstand Bewegung. Ein paar Jungen traten zur Seite, und James Herold schob sich nach vorn. Mit locker herabhängenden Armen kam er auf mich zu. Er sah aus wie ein Bodybuilder kurz vor der Meisterschaftsreife. Gewaltige Muskeln sprengten fast die braune Haut. Sicherlich war der Junge ungeheuer stark. Aber ich bezweifelte, daß es ihm als Boxer etwas nützte. Diese attraktiven Muskelpakete sind meist hinderlich; sie beeinträchtigen Schnellkraft, Fixigkeit und die Härte des Punch. Am Strand konnte er mit seinen Muskeln imponieren, im Ring bestimmt nicht.
    Herold rückte gegen mich vor, als wollte er mich im nächsten Moment in der Luft zerreißen.
    Noch einen Schritt. Jetzt berührten sich fast unsere Nasenspitzen. Der Bursche roch nach Schweiß. Als er den Mund öffnete, merkte ich, daß er zum Nachtisch Käse gegessen hatte. Ich senkte den Kopf. Zum einen, um ängstlich zu wirken, zum anderen, um seinem Atem zu entgehen.
    »Hören Sie mal genau zu, Mr. Donald Gribble«, sagte er in die Stille hinein, »ob wir uns gut verstehen werden, hängt von Ihnen ab. Es ist das beste für Sie, wenn Sie sich um nichts kümmern. Schnauze halten! Nichts sehen! Nichts hören! Verstanden?«
    Ich machte einen Schritt rückwärts. »Hören Sie mal«, brummte ich. »Frechheiten lasse ich mir von niemandem gefallen.«
    James Herold glotzte mich an. In seinen Eisaugen war ein böser Funke. »Schnauze halten, Mister! Das ist das erste, was Sie hier lernen müssen. Im übrigen: Ich bin’s, der hier den Ton angibt.«
    »Ich werde dafür sorgen, daß Ihnen eine Woche lang der Ausgang entzogen wird«, sagte ich kalt.
    »Wirklich?« Er hob die Hand. Er stand so nahe, daß er mich mühelos erreichen konnte. Langsam, wie im Zeitlupentempo, klatschte er mir seine harte Pfote ins Gesicht. Dabei grinste er. Ich sah ihm an, was er wollte. Er hoffte, daß ich mich wehren würde. Dann hatte er einen Grund, mich zu verprügeln. Den Gefallen tat ich ihm nicht. Ich blieb reglos, sah ihn durch meine Brillengläser an und schwieg.
    »Wenn Sie mich jemals anschwärzen, Gribble«, stieß er zwischen den Zähnen hervor, »geht es Ihnen sehr schlecht. Und jetzt verschwinden Sie!«
    Ich öffnete den Mund, als wollte ich protestieren. Blitzschnell hob er die Hand. Scheinbar verängstigt zuckte ich zurück. Dann machte ich auf dem Absatz kehrt. Hinter mir schwang die Tür des Waschsaals zurück. Ich hörte das brüllende Gelächter der Halbwüchsigen. Herolds triumphierende Stimme übertönte sie. Was er mir nachrief, hätte für ein Dutzend Beleidigungsklagen gereicht.
    Ich ging auf mein Zimmer und wartete, bis es drei Minuten vor halb elf war.
    Im Mädchentrakt war das Licht erloschen. Im Hauptgebäude schimmerte es nur noch hell auf den Zimmern der Erzieher, die heute Dienst hatten — jeweils ein Kollege für ein Stockwerk. Die vierte Etage im Westtrakt aber war gleißend erleuchtet. Die Burschen wollten es

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