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Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Titel: Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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mir zeigen…
    Ich ging hinüber. Der Waschsaal war dunkel. Aber in sämtlichen Zimmern brannte Licht. Ich öffnete die erste Tür links. Sechs Betten. Sechs Schränke. Sechs Jungen, die ihre Nachttischlampen und die Deckenleuchte eingeschaltet hatten. Alle lasen.
    »Macht das Licht aus«, sagte ich, »es ist gleich halb elf.«
    Keiner kümmerte sich um mich.
    Ich schloß die Tür und versuchte es im nächsten Zimmer — mit dem gleichen Mißerfolg.
    Im dritten Raum wohnte Herold. Die fünf Burschen, die er um sich versammelt hatte, waren vom gleichen Kaliber. Das mußte der Kern der Bande sein.
    Auch hier lagen alle im Bett. Die meisten blätterten in Magazinen. Herold hatte einen kleinen tragbaren Fernsehapparat eingeschaltet. Er hockte auf dem Bett und sah sich eine Show an.
    Bei meinem Anblick legten einige der Burschen ihre Journale weg. Höhnische Gesichter grinsten mich an. Ich trat an Herolds Bett.
    Er hob langsam den Kopf und sah mit seinen Eisaugen durch mich hindurch.
    »Seid vernünftig, Jungs«, sagte ich. »Es ist halb elf. Zeit zum Schlafen. Löscht das Licht.«
    Herold zog die Unterlippe von den Zähnen. Sein flacher Blick heftete sich auf mein Gesicht. Leise sagte er: »Verschwinde, Gribble! Sonst passiert was.«
    Ich drehte mich um, ging zur Tür, hörte, wie die anderen lachten, trat auf den Flur und sah mich suchend um. Der Kasten, in dem die Sicherungen für den Stromkreis steckten, war nicht auf dieser Etage. Ich ging in Richtung Mitteltrakt, um Fletch zu fragen.
    Aber das war doch nicht nötig. Denn jenseits der Pendeltür entdeckte ich die Anlage. Ich öffnete die weißgestrichene Metallklappe, knipste mein Feuerzeug an und betrachtete die ausschraubbaren Porzellanstöpsel. Ich hatte keine Ahnung, mit welcher Sicherung ich die Stromversorgung des vierten Stocks unterbrechen konnte. Ich versuchte es auf gut Glück. Zwei Sicherungen drehte ich heraus und wieder hinein, ohne daß etwas passierte. Durch den Glaseinsatz in der Pendeltür sah ich, daß unter den Türritzen im vierten Stock immer noch Licht hervorsickerte. Die dritte Sicherung war richtig. Schlagartig wurde es dunkel.
    Ich schob den fingerlangen Stift in meine Tasche und schloß den Kasten. Dann ging ich in mein Zimmer und verschloß die Tür von innen. Fünf Minuten später lag ich im Bett.
    ***
    Um sechs Uhr stand ich auf. Als erstes schraubte ich die Sicherung wieder ein. Dann machte ich mich fertig. Als es um 6.30 Uhr überall im Gebäude zum Wecken schrillte, stand ich bereits auf dem Hof. Noch war es kühl. Auf dem betonierten Boden lag Tau. Die Gebäude warfen lange Schatten. Hinter den Fenstern begann man langsam, sich zu regen. Ich marschierte einmal rund um den ganzen Block. Dann war ich beruhigt. West- und Osttrakt hatten nur jeweils eine — ständig verschlossene — Hintertür. Eine Art Notausgang. Die anderen Hauseingänge mündeten alle auf den Hof. Das hieß, ich konnte Gloria Ellwanger von meinem Zimmer aus beobachten — sooft sie das Haus verließ.
    Zwar gab es eine Verbindungstür zwischen dem Ost- und Mitteltrakt. Durch sie hätte das Mädchen — ungesehen von mir — zum Portal gelangen können. Aber diese Tür war ständig verschlossen. Schlüssel besaßen nur die Erzieherinnen. Und sie waren dazu angehalten, auch dann die Tür abzuschließen, wenn sie den Mädchentrakt für nur wenige Minuten betraten. Die Schulleitung wollte es so — aus guten Gründen. Denn früher waren einige Dinge vorgekommen, die sich — um den Ruf der Schule zu wahren — keinesfalls wiederholen durften.
    Ich war einer der letzten, die den Speisesaal zum Frühstück betraten. Ich sah verschlafene Gesichter. Als ich zu meinem Tisch ging, dabei den Kollegen und Fletch freundlich zunickte, zischelte es überall. Offenbar hatte sich herumgesprochen, daß ich gestern abend halsstarrig gewesen war.
    An meinem Tisch empfing mich eisiges Schweigen.
    »Morgen, Jungs«, grüßte ich. Aber niemand antwortete.
    Daß sie es mir heimzahlen wollten, merkte ich schon nach einer Minute.
    Demonstrativ stand Herold auf. Er lächelte zu Gloria hinüber, die heute einen schillernden grünen Pullover und enge Jeans trug. Dann schnappte er sich die große, dampfende Kaffeekanne und kam zu mir.
    Die meisten Schüler schienen zu wissen, was ihnen jetzt geboten wurde. An den entfernten Tischen standen einige auf und machten lange Hälse. In meiner Nähe stöhnte jemand schmerzlich.
    Ich drehte den Kopf und sah, daß es Fletch war. Er schnitt verzweifelte

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