Jerry Cotton - 0541 - Der Moerder kam im Thunderbird
der Straße. Die Kleidung der Menschen wurde bunter, das Getriebe dichter und gleichzeitig unkontrollierbarer.
Das Taxi, in dem Fleming saß, fuhr weiter stadteinwärts. Erst in der 124. Straße bog es links ab und hielt vor einem Lokal, über dessen Tür eine blaue Laterne hing.
»Fahren Sie rechts heran«, sagte ich zu dem Chauffeur. »Ich möchte aussteigen.«
»Zwei Dollar.«
Ich gab ihm etwas mehr. Obwohl er stumm war wie ein Fisch im Wasser, hatte er seine Sache ausgezeichnet gemacht.
Auch Pit stieg aus und blieb eine Weile unschlüssig stehen. Fleming verschwand in dem Lokal, eine Weile später auch Pit. Ich folgte ihnen in gemessenem Abstand.
Es war ein Bumslokal, wie man es in dieser Gegend häufig fand. Eine Musikbox spielte die neuesten Schlager, und ein paar junge Leute übten dazu Verrenkungen auf dem Parkett.
Von Samuel Fleming keine Spur. Wahrscheinlich war er in einem Nebenzimmer verschwunden.
Pit stand an der Theke und trank ein Bier. Ich stellte mich neben ihn und versuchte, ©in Gespräch anzuknöpfen.
»Allerhand los hier«, sagte ich wenig geistvoll. Irgendwie mußte ich mich in meiner Sprache der Umgebung anpassen.
Er musterte mich von oben bis unten. »Hm, mir gefällt’s nicht. Über Geschmack läßt sich streiten!«
In diesem Augenblick kam der Keeper und fragte mich nach meinen Wünschen.
»Ein Porter«, bestellte ich.
Er sah mich an, als ob ich Elefantenohren auf Toast bestellt hätte.
»Gibt’s nicht bei uns. Sie haben sich wohl verirrt, Mister?«
»Dann bringen Sie mir einen Whisky.«
»Pure oder mit Soda?«
»Mit Eis.«
Er hantierte zwischen den Flaschen herum und stellte mir endlich ein Glas auf die Theke. Es war nicht besonders sauber.
Obwohl draußen noch heller Tag war, brannte in dem Lokal die elektrische Beleuchtung. Als plötzlich das Licht ausging wurde es reichlich finster.
Irgendwo kreischte eine Frauenstimme.
»Verdammt«, hörte ich den Keeper sagen, »schon wieder die Sicherung durchgebrannt.«
Ich tastete nach meiner Taschenlampe und knipste sie an. Der Platz neben mir, wo noch vor kurzem der Indianer gestanden hatte, war leer.
Ich ließ den Schein über die vorderen Tische tanzen.
Plötzlich hörte ich einen furchtbaren Schrei. Er kam aus dem Zimmer hinter der Theke. Ohne mich um den Keeper zu kümmern, der mich aufzuhalten versuchte, flankte ich über die Theke und riß die Tür auf.
Das erste Gesicht, das ich sah, gehörte Phil. Er beugte sich über Samuel Fleming, der blutüberströmt auf dem Boden lag. Neben ihm stand ein Mann mit einem Kugelkopf und starrte fassungslos auf die Szene.
Der Keeper, hatte die defekte Sicherung gefunden und sie durch eine neue ersetzt. Das Licht flammte auf.
Phil staunte nicht schlecht, als er mich in der Tür stehen sah.
»Was ist hier passiert?« fragte ich scharf, wobed ich besonders Phil aufs Korn nahm.
Der fing auch programmgemäß zu stottern an.
»Der Mann ist gestürzt und… und hat sich…«
»… hat sich verletzt«, ergänzte der Kugelkopf.
»Man sollte die Polizei benachrichtigen. Der Mann muß in ärztliche Behandlung!«
Ich wartete Phils Entgegnung ab, ehe ich etwas unternahm. Er konnte die Situation besser beurteilen als ich.
»Das ist nicht nötig, Mister. Wir bringen das schon in Ordnung, nicht wahr, Chegg?« Phil blinzelte mir verstohlen zu.
Der Kugelkopf nickte eifrig.
Ich verließ das Zimmer.
»Neugierig, was?« sagte der Keeper scharf, als ich zurückkam. »Wir lieben es nicht, wenn sich Fremde in unsere Angelegenheiten mischen. Es ist besser, Sie gehen!«
Scheinbar eingeschüchtert befolgte ich seinen Rat. Phil würde schon wissen, was zu tun war.
Ich wollte herausbringen, wohin Pit so plötzlich verschwunden war.
Ich zahlte und ging auf die Straße.
Pit stand auf der anderen Seite. Als er mich entdeckte, hatte er es plötzlich sehr eilig. Ich ließ ihn mit einem Taxi davonfahren. Ich wußte, wo ich ihn finden konnte.
***
Chegg starrte Phil bewundernd an. »Das hast du großartig gemacht. Los, bringen wir ihn nach hinten.«
Für Phil war die Situation verdammt brenzlig. Chegg kannte den Mann, der eben von einem Unbekannten niedergestochen worden war. Offensichtlich war er hier mit ihm verabredet. Und auch Phil hatte inzwischen seinen Namen erfahren. Samuel Fleming! Der Mann mit der Telefonnummer Lexington 3-8653. Wenn Fleming wieder zu sich kam, war es mit Phils Versteckspielen vorbei. .
Und das konnte jeden Augenblick passieren. Fleming hatte einen Stich im Rücken. Die
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