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Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner

Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner

Titel: Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner Kostenlos Bücher Online Lesen
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Beretta. Alles in mir war auf das äußerste gespannt.
    Später konnte ich mich nicht mehr entsinnen, was mich veranlaßt hatte, plötzlich meinen Kopf zu wenden. War es Instinkt? Oder hatte ich die Bewegung tatsächlich bewußt in ir aufgenommen?
    Er hatte sich lautlos über die Theke geschoben. Sein Blick war suchend zur entgegengesetzten Seite gerichtet. Dann schwenkte sein Kopf herum. Im selben Moment, als mich das warnende Gefühl in meinem Rücken den Blick wenden ließ.
    Für eine entsetzliche Sekunde, die eine Ewigkeit zu währen schien, starrten wir einander an. Meine abwehrende Geste, das Reagieren auf die tödliche Gefahr, alles das glaubte ich wie ein unbeteiligter Zuschauer zu erleben.
    Ich fühlte den Rückstoß der Waffe. Auf dem Gesicht schräg über mir breitete sich maßloses Erstaunen aus. Geraghty hatte einen schnelleren Tod gefunden als sein »Zwilling« McLean.
    Ich war keuchend gegen die Wand gesunken. Unter Schmerzen wechselte ich die Beretta in die linke Hand. Mein Arm schien von einem glühenden Feuerhaken getroffen. Der plötzliche Schmerz zerrte an mir. Mit beißender Ironie fragte ich mich, wer im nächsten Akt des Dramas die Bühne betreten würde.
    Donevan kam etwa drei Sekunden nach Geraghtys Ableben. Er war seiner Sache so sicher, daß er gänzlich vergaß, auf seine Rolle zu achten. Er tauchte mit seinem höhnischen Lächeln an der Stirnseite der Theke auf. In den Händen eine Maschinenpistole. Bereit zum Töten, um dem Finale den Schlußakkord zu geben.
    Wenn ich nicht mit seinem Auftritt gerechnet hätte, wäre es für mich schon der letzte Akt gewesen.
    Ich wartete nicht auf das Stichwort der Souffleuse, sondern schoß im selben Moment, als er mir vor die Beretta kam. Er ließ mit einem Fluch seine Waffe fallen und preßte seine Hand gegen die getroffene Schulter, während er taumelnd aus meinem Blickfeld verschwand.
    Ich hatte zwar sofort die Beretta herumgerissen, um einem Angriff vom anderen Ende der Theke zu begegnen, dennoch wäre ich Capucine nie zuvorgekommen, wäre nicht mit meinem Schuß auf Donevan gleichzeitig vor der Theke ein zweiter gefallen.
    Der sanfte elegante Lazaro Capucine sah betroffen auf den unansehnlichen Fleck, der seine seidene Hemdbrust so plötzlich verunstaltete, machte einen taumelnden unkontrollierten Schritt, und während seine Betroffenheit dem blanken Entsetzen wich, wetteiferte der Fleck auf seiner Brust mit der Größe seiner Angst.
    Ich habe Capucine nie eine Waffe abfeuern sehen, auch die MP nicht, die er noch, für die wenigen Sekunden seines Lebens in der schlaffen Hand hielt.
    Nun blieben mir nur noch der Liliputaner und die beiden Mädchen. Ich richtete mich schwankend auf. In diesem Moment brach es wie eine Götterdämmerung über das Scandia herein. Ein Dröhnen und Bersten erfüllte den Raum. Sie kamen durch die Eingangstür, als hätten sie einen Panzer zu Hilfe genommen. Der Feuerstoß aus einer MP zerfetzte die Decke. Die schneidende markante Stimme Colonel Bradleys erschien mir wie ein Elfengeläut.
    »Ergeben Sie sich! Das Haus ist umstellt!«
    »’runter mit den Waffen! Aber ein bißchen plötzlich, wenn ich bitten darf!« peitschte die Stimme Sergeant Tosos.
    »Jerry, Jerry!« hörte ich die vertraute Stimme meines Freundes rufen. Ich fiel fast mit dem Oberkörper über die Theke. Vor mir stand Ginger Rosko. Sie sah mich entsetzt an.
    »Das gilt auch für dich, mein Täubchen!« knirschte ich.
    Wie ein Schemen tauchte plötzlich der Albino hinter einer Säule auf. Sein Gesicht verzerrte sich vor grenzenlosem Haß, als er mich noch lebend vor sich sah. Mit einer flüssigen Bewegung riß er seinen Revolver hoch und schoß nach mir.
    Ein markerschütternder Schrei fetzte von seinen Lippen, dann schien eine Riesenfaust seinen Körper zu packen. Eine MP-Garbe mähte ihn nieder.
    Ich sah ihn nicht fallen. Wie ein Blitzschlag traf mich die schreckliche Erkenntnis, als ich das totenbleiche Gesicht Ginger Roskos, vor mir sah. Sie bewegte lautlos die verkrampften Lippen. Ihre Hände lösten sich von der Theke, dann gaben ihre Beine unter ihr nach. Sie sank wie ein welkes Blatt zu Boden.
    Wie ein Schlafwandler stakte ich um die Theke und ließ mich auf die Knie nieder. Die Kugel des Albinos war ihr in den Rücken gedrungen und hatte ihre Lunge getroffen. Ihre Augen waren ruhig und ohne den geringsten Ausdruck von Schmerz auf mich gerichtet. »Die Pläne!« flüsterte sie mit tonloser Stimme. »Die… die Noten. Das sind die Pläne.«

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