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Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare

Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare

Titel: Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen Ton gesagt. Sie schwenkten einfach wieder ab, holperten über die Bordsteinkante hinab auf die Fahrbahn und preschten in nördliche Richtung davon. Ein paar Autofahrer hupten empört.
    »Die denken auch, weil sie Bullen sind, können sie alles machen«, knurrte Max Willerton und war doch froh, daß die Schlußlichter weit im Norden verschwanden. »Verdammte Mistkerle!«
    »Schwein gehabt«, sagte Sammy und spuckte aus. »Glaubst du jetzt, daß sie nervös sind?«
    »Das soll mich nicht jucken«, knurrte Max. »Ich habe Hunger, ich habe Durst, ich brauche Zigaretten, und ich will morgen früh was in der Hosentasche haben, wenn ich aufwache. Komm, wir gehen da hinein!«
    Ein Zugang zum Park befand sich in der Hecke an ihrer linken Seite. Schweigend traten Max Willerton und Sammy Bricks in die Finsternis zwischen den Büschen. Obgleich es Sommer war, herrschte eine ungewohnte Kühle.
    Irgendwo in der Ferne plätscherte Wasser. Wahrscheinlich waren die Enten auf dem nächsten Teich durch irgend etwas aufgestört worden. Max Willerton blieb stehen, und auch Sammy verhielt den Schritt. Stumm standen sie fast zwei Minuten lang auf' der Stelle, bis sich ihre Augen an das Dunkel im Park gewöhnt hatten.
    Dann ging Max weiter. Langsam, fast wie ein Spaziergänger. Sammy blieb dicht neben ihm. Eine Weile schritten sie über gewundene Wege, unter einer kleinen Brücke hindurch und an dichtem Gebüsch entlang. Dann sahen sie die Bank auf der linken Seite und das hell schimmernde lange Haar eines blonden Mädchens, das sich eng an einen Mann schmiegte.
    Max gab seinem Komplicen einen leichten Rippenstoß.
    »Okay«, hauchte Sammy fast unhörbar.
    Sie gingen weiter, ohne ihre Richtung zu ändern. Bis sie mit der Bank genau auf der gleichen Höhe waren. Im gleichen Augenblick wandten sie sich dem Pärchen zu und sprangen vor.
    ***
    Das blonde Haar kitzelte meine rechte Wange. Es war lang und glatt durchgekämmt, so daß es bis fast auf die Schultern herabfiel. Für New Yorker Sommerverhältnisse war es ungewöhnlich kühl, und wir trugen beide einen Trenchcoat. Aber wenn man stundenlang auf einer Parkbank herumsaß, half das wenig. Die Kälte kroch an den Beinen hoch, langsam, aber unaufhaltsam.
    Ich hob meinen rechten Arm über den Blondschopf neben mir hinweg und angelte nach meinen Zigaretten. Schweigend zündete ich zwei an und reichte eine dem Blondy neben mir. Ein stummes Nicken sollte wohl etwas wie »danke« bedeuten. Wir rauchten und lauschten auf die nächtlichen Gerausche. Rings um uns knackte ab und zu ein Zweig in den Büschen, wenn irgendein Tier auf seine nächtlichen Exkursionen ging. Von fern hörten wir den heiseren Ruf eines Käuzchens. Trotz der Finsternis schilpten plötzlich zahllose Spatzen, verstummten aber bald wieder.
    Aus der Finsternis im Parkinnern näherten sich Schritte. Ich richtete mich ein wenig auf. Verschwommen tauchte eine schwarze Gestalt aus der Dunkelheit auf. Sie erschien mir aus meiner sitzenden Stellung heraus sehr groß, und als sie offensichtlich genau auf uns zukam, war ich froh, daß der Dienstrevolver wie üblich in der Schulterhalfter in meiner linken Achselhöhle steckte. Nichts wirkt so beruhigend wie ein zuverlässiger Smith and Wesson 38 Special — vorausgesetzt, daß man mit ihm umgehen kann. In der FBI-Akademie sorgen die Instruktoren schon dafür, daß man es lernt.
    Die schwarze Gestalt tappte heran. »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Mein Mädchen und ich möchten gern rauchen, aber ich hab keine Streichhölzer mehr. Könnten Sie mir mal Feuer geben?«
    Es war eine helle, fast knabenhafte Stimme, die gar nicht zu der großen Gestalt passen wollte. Ich stand auf. Und erst, als ich mich von der niedrigen Bank erhob, merkte ich, daß ich mich verschätzt hatte. Der Junge war noch ein bißchen kleiner als ich. Ich tat einen Schritt auf ihn zu. »Sicher«, sagte ich, »sicher können Sie Feuer haben.«
    Ich war auf alles gefaßt. In diesen Wochen mußte man es sein, wenn man nachts in einem Park auf einer Bank saß. Und besonders hier im Central Park, in dem schon mehrere Liebespaare ermordet worden waren, könnte man nicht wachsam genug sein. Nicht umsonst nannten die Zeitungen den Central Park bereits den Park der toten Liebespaare. Deshalb nahm ich das Feuerzeug in die linke Hand und kniff die Augen zusammen, bevor ich es anschnipste. Ich wollte mich nicht selber blenden.
    Der Junge mochte vielleicht zwanzig sein. Er trug einen Pullover mit dem Emblem der Columbia

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