Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare

Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare

Titel: Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
gesprochen und uns anschließend hinausgebracht hat.«
    Der junge Mann überlegte eine Weile. Dann zuckte er mit den Achseln und meinte: »Grübeln nützt nichts, Julia. Lassen wir die Dinge an uns herankommen.«
    »Das meine ich auch«, sagte Julia. »Wenn es hier nur eine Sitzgelegenheit gäbe, fände ich das Ganze schon wesentlich erträglicher. Ich denke, wir rauchen erst einmal eine Zigarette, Jimmy.«
    »Bitte!« Er hielt dem Mädchen sein aufgeklapptes Zigarettenetui hin. Es war aus Gold und ein Geschenk von Julias Vater. Gerade als Julia zugreifen wollte, ging die Tür auf. Julias ausgestreckte Hand blieb reglos in der Luft hängen.
    Ein Ungetüm von einem Mann stand im Türausschnitt. Er mochte an die zwei Meter groß sein und wog sicherlich mehr als zweihundertzwanzig Pfund. Sein Kopf war für den gewaltigen Rumpf und die ebenso gewaltigen Gliedmaßen überraschend klein und beinahe kugelrund. Die winzigen Ohren mußten, vor langer Zeit von einem heftigen Faustkampf so in Mitleidenschaft gezogen worden sein, daß sie nur verformte blumenkohlartige Gewächse darstellten. Die kleinen Augen standen dicht beieinander über der sehr kurzen, aber vorn sehr breiten und platten Nase. Über der niedrigen, nach hinten fliehenden Stirn setzte genau in der Mitte des Schädels eine rotglänzende dünne Haarsträhne an, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Skalplocke früherer Indianervölker hatte. Ansonsten war sein Schädel kahl und glänzend. Der Riese trüg eine schwarze Kordhose und um den Oberkörper, ebenfalls aus schwarzem Kord, ein Mittelding zwischen einem Hemd und einer Weste. Es war bis hoch an den Hals hinauf zugeknöpft, hatte aber keine Ärmel und ließ die muskulösen, überlangen Arme frei. Nachdem er ein paar Sekunden lang schweigend in der offenen Tür gestanden hatte, kam er hereingewalzt mit den schwerfälligen, wuchtigen Bewegungen eines Mannes, der ein gewaltiges Gewicht mit einer nicht minder gewaltigen Kraft bewegte.
    Julia spürte, wie ihr Mund plötzlich trocken war. Sie wich erschrocken zurück, sie wollte schreien, aber sie brachte keinen Laut über die blassen Lippen. Das menschliche Ungeheuer walzte auf den jungen Mann zu. Jimmys Augen weiteten sich entsetzt, als er sah, was der riesige Kerl in der Hand hielt. Er wollte sich umdrehen, aber es war schon zu spät. Laut, schrill, im höchsten Diskant hallte Julias Schrei durch das Gewölbe. Aber auch dieser Schrei konnte nichts mehr ändern.
    ***
    Die elektrische Uhr in der daktyloskopischen Abteilung zeigte auf vierzehn Minuten vor zwei. Walter Senning schob das Farbkissen heran und legte die Fingerabdruckkarten zurecht. Phil schloß seinem Häftling die Handschellen auf.
    »Sind sie schon fotografiert?« fragte Senning.
    »Ja, alle beide«, erwiderte Phil und schob seinen Mann auf Walter zu. »Aber sie wollen uns nicht sagen, wie sie heißen, die beiden Hübschen.«
    Senning ergriff die linke Hand des Mannes und bemächtigte sich des Daumens, den er langsam und sorgfältig über das Farbkissen rollte.
    »Ist auch nicht nötig«, sagte er trocken. »Wenn von diesen Galgenvögeln nicht schon bei einer Polizeibehörde die Fingerabdrücke in der Kartei der Vorbestraften zu finden sind, hänge ich meinen Job an den Nagel. So, Freundchen, nun hab dich mal nicht so. Der Daumen wird jetzt hier auf der Karte abgerollt, und wenn ich deine ganze Figur mitdrehen müßte.«
    Die Prozedur des Fingerabdrucknehmens ging weiter. Wir waren mit unseren beiden Häftlingen schon in der Lichtbildstelle gewesen und hatten die üblichen Dreierstreifen aufnehmen lassen: Profil, Halbprofil ynd frontal. Zusammen mit den Fingerabdrücken nannte man das Ganze »erkennungsdienstlich behandeln«, und es wird mit allen Leuten praktiziert, die man bei einer strafbaren Handlung erwischt hat. Natürlich hatten wir schon ein paar Worte mit den beiden unrasierten Gesellen gewechselt, aber bis zum Augenblick hatten sie uns noch nicht einmal ihre Namen verraten wollen. Und selbstverständlich war ihr Angriff auf uns im Central Park nichts weiter als ein dummes Mißverständnis gewesen.
    Ich nahm den Hörer vom Haustelefon, wartete, bis sich die Vermittlung meldete, und erbat eine Verbindung mit dem Einsatzleiter der Stadtpolizei. Noch während ich mit unserer Telefonistin vom Nachtdienst sprach, bemerkte ich, wie unser zweiter Häftling sehnsüchtig zur Tür schielte. Ich verkniff mir mein Grinsen, aber als er dann trotz seiner Handschellen einen Fluchtversuch mitten im

Weitere Kostenlose Bücher