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Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche

Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche

Titel: Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Drähte herabhingen.
    »Versuchen wir es mal mit der Technik, Mr. Cotton«, krächzte der Weißhaarige. »Stromstöße wirken oft Wunder!«
    Es war eine teuflische Idee, und ich wußte, was jetzt kommen würde. Kaum hatten die beiden Drähte die Wasseroberfläche berührt, als sich meine Muskeln wie im Krampf zusammenzogen. Ich spürte, wie sich meine Gesichtshaut spannte, und dann raste ein unbeschreiblicher Schmerz durch meinen Körper.
    Ich merkte nicht, was ich tat. Mein Gehirn signalisierte nichts mehr. Nur den Schmerz registrierte es wie eine Datenverarbeitungsmaschine. Ich weiß nicht, ob ich geschrien habe.
    Plötzlich erschlaffte ich. Sofort schluckte ich Wasser. Der Schmerz war weg, an seine Stelle waren Gleichgültigkeit und Erschlaffung getreten.
    »Schwimmen Sie!« hörte ich eine Stimme an mein Ohr dringen.
    Instinktiv machte ich ein paar matte Bewegungen.
    »Ich hätte mehr von Ihnen erwartet, Mr. Cotton«, kam die heisere Stimme auf mich zu. »Ich fürchte fast, daß Sie den zweiten oder dritten Stromstoß nicht überleben. Versuchen wir’s noch mal, es ist ein interessantes Spiel!«
    Ich fühlte noch, wie der Schlag auf mich zukam. Doch dann war alles weg. Das Denken, das Sehen und Hören. Selbst den Schmerz schien ich nicht mehr zu spüren.
    ***
    Ich öffnete die Augen, weil etwas Kaltes, Nasses über mein Gesicht fuhr. Und diesmal war es kein alter Whisky, kein Bourbon, sondern ziemlich faulig schmeckendes, brackiges Wasser.
    »Du hättest einen Sonnenstich bekommen, wenn ich dich nicht zufällig gefunden hätte, mein Alter«, sagte Phil spöttisch. Doch dann wurde er gleich wieder ernst. »Bist du okay, Jerry?« fragte er unsicher.
    Ich richtete mich auf. Ich sah nichts weiter als flaches Land und endlose Wiesen und Felder.
    »Nette Gegend«, sagte ich. »Wie kommst du denn hierher, Phil?«
    »Kommt dir die Landschaft nicht bekannt vor?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Na ja«, meinte Phil. »Als du zum erstenmal hier warst, konntest du wahrscheinlich überhaupt nichts sehen. Es war Nacht. Man hat dich an der gleichen Stelle abgelegt, an der man dich gekidnappt ‘hatte. Die Gangster scheinen Wert auf Tradition zu legen. Also erzähl mal, mein Alter!«
    Langsam wurde ich klarer im Kopf, und die letzten Ereignisse traten mit aller Deutlichkeit vor meine Augen. »Gib mir eine Zigarette«, bat ich Phil. Dann berichtete ich ihm von meinen merkwürdigen Erlebnissen.
    Phil schwieg.
    »Du glaubst mir wohl nicht?« fragte ich angriffslustig.
    »Doch, doch, ich glaube dir. Ich überlege nur gerade, wie ich dich mit Mr. Roarer in Zusammenhang bringen kann.«
    »Wer ist Mr. Roarer?«
    »Du wirst ihn heute noch kennenlernen. Zur Zeit befindet er sich in New York in der 69. Straße Ost und löffelt die Suppe aus einer Kunststoffschüssel.«
    »Und wie hast du mich gefunden?«
    »Zufall, der Bahndamm war sozusagen mein Jagdrevier. Zuerst ging mir dieser Tom Roarer an die Angel, und jetzt habe ich auch noch meinen Freund am Haken. Wenn das keine gute Ausbeute ist!«
    Phil mußte mich stützen, als ich endlich stand. Ich war noch ein bißchen wackelig auf den Beinen. Als er mich aber ein Stück weiterführte und ich meinen Jaguar unter einem Gebüsch stehen sah, wurde mir sofort bedeutend wohler.
    Phil klemmte sich hinter das Steuer, und ich setzte mich auf den Beifahrersitz. »Du hast also keine Ahnung, wo man dich gefangen hielt?« fragte Phil und fuhr langsam an.
    »Keinen Schimmer. Ich kann nur soviel sagen, daß sich die Räume wahrscheinlich unter der Erde befanden. Aber verlaß dich drauf, wir werden die Burg finden.«
    Phil blickte nachdenklich geradeaus. »Davon bin ich überzeugt. Ich hoffe nur, daß es dann nicht zu spät ist.«
    »Warum zu spät?«
    Er wandte mir sein Gesicht zu. Es war ernst. Um seinen Mund grub sich eine tiefe Falte. »Es hat sich allerhand ereignet, seit du verschwunden warst. Gewisse Kreise in unserem Land spielen verrückt.«
    »Welche Kreise?«
    »Die, von denen wir glaubten, daß sie erledigt wären. Wir können wieder von vorn anfangen. Aber diesmal wird es härter werden. Unsere Gegner haben die Bandagen gewechselt.«
    »Würdest du dich bitte etwas deutlicher ausdrücken?«
    »Mord, mein Alter! Mord und Terror.«
    »In New York?«
    »Nein, da ist es zur Zeit gespenstisch ruhig. Dafür spielt man in Philadelphia verrückt. Als ich vorhin mit dem Chef telefonierte, bekam ich eine alarmierende Nachricht: Fast sämtliche lizensierten Buchmacher von Philadelphia haben über Nacht

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