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Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gedächtnis verloren. So etwas kommt häufiger vor, als man denkt.« Nora sagte: »Er hat so auf mich eingeredet… fast beschwörend. Er will irgend etwas. Ginge es ihm nur um ein Wiedersehen, hätte er ja gleich vorbeikommen können.«
    »Ab sofort«, sagte ich, »rührst du dich nicht aus der Wohnung. Du öffnest niemandem. Du wartest auf den Anruf, bestellst Jack für Mitternacht hierher und verständigst mich sofort. Dann sind wir hier und nehmen ihn in Empfang. Okay?«
    Nora zögerte. Sie saß zurückgelehnt in ihrem Sessel, die Füße nebeneinandergestellt, den Kopf gesenkt. Plötzlich wurden ihre Augen feucht.
    »Nora, denk daran! Er ist ein Bankräuber. Er hat einen Kassierer niedergeschlagen. Der Mann hatte einen Schädelbruch und stand wochenlang mit einem Fuß im Grab. Mitleid ist unangebracht. Auch wenn er mal dein Mann war.«
    Sie nickte. »Du hast recht, Jerry. Ich mache, was du für richtig hältst.« Sie schluckte. »Wenn ich nur wüßte, wie ich das Ted beibringe.«
    »Vor allem«, sagte ich, »schärf ihm ein, daß er nichts auf eigene Faust unternimmt!«
    ***
    Der Wagen stand schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite, genau vor der schmalen Einfahrt zwischen zwei Häusern. Kein Scheinwerfer brannte und keine Parkleuchte. Die Rücklichter waren dunkel. Trotzdem konnte ich erkennen, daß es ein diesjähriges Fordmodell war. Eine scharf umrissene Mondhälfte schwamm am wolkenlosen Nachthimmel. Das silbrige Licht floß zwischen den Häusern herab und erhellte die Straße.
    Wir traten aus dem Haus und blieben stehen. Ich suchte in der Manteltasche, fand das Zigarettenpäckchen und bot Phil an. Kein Windhauch störte die kleine Flamme meines Feuerzeuges.
    Wir benahmen uns wie Naehtbummler, die unbegrenzt Zeit haben.
    »Jemand sitzt drin«, sagte ich leise. »Er macht sich klein hinter dem Lenkrad. Aber ich sehe ihn.«
    »Er kann dort sitzen und warten, so lange er Lust hat.«
    »Natürlich. Und ich kann mich so lange neben seinen Wagen stellen, bis ihm die Lust dazu vergeht.«
    »Okay«, knurrte Phil. »Ich steige schon ein. Weck mich, wenn’s Gilvan ist.«
    »So blöd ist er bestimmt nicht. Trotzdem werde ich nachsehen.«
    Wir gingen zum Jaguar. Ich schloß auf, und Phil rutschte auf den Fahrersitz. Ich sah noch, daß er seinen 38er aus der Schulterhalfter zog und das Fenster aufkurbelte. Dann drehte ich mich um.
    Ich schlenderte die Straße hinab. Der Schein der Laternen war kläglich gegen die Fülle des Mondlichts. Die Neonröhren in den Leuchtbuchstaben einer Whiskyreklame flackerten, und das Flackern verstümmelte den Markennamen.
    Auf gleicher Höhe mit dem Ford blieb ich stehen. Im Wagen regte sich was. Ein dunkler Schemen wuchs. Der Mann richtete sich auf.
    Ich überquerte die Straße. Um mich war alles still. Nur meine Schritte hallten, obwohl ich locker auftrat. Ich rechnete damit, daß der Motor aufheulen und der Wagen abbrausen würde. Aber nichts geschah.
    Ich ging einmal um den Wagen herum. Er hatte eine New Yorker Nummer. Neben der linken Tür machte ich halt. Ich bückte mich. Die Scheibe war völlig herabgekurbelt. Der schwache Duft eines süßlichen Parfüms wehte mir entgegen.
    Hinter dem Lenkrad saß eine Frau. Sie lächelte mich an. Durch die Windschutzscheibe fiel das Mondlicht und spiegelte sich in ihren Augen. Ich studierte ein braunes Gesicht mit frechem Blick und vier kleinen Leberflecken auf dem Wangenknochen.
    »Hallo«, sagte ich, »kann ich Ihnen helfen?«
    »Wieso, haben Sie Hustensaft bei sich?«
    »Sind Sie erkältet?«
    »Und wie. Es kratzt im Hals. Hustensaft wäre das einzige, was mir noch helfen könnte.«
    »Ich dachte mehr an andere Hilfe, Madam… Vielleicht funktioniert der Starter nicht, oder Sie können sich nicht entsinnen, wie man den Zündschlüssel gebraucht oder die Handbremse löst.«
    »Herzlichen Dank, Mister. Aber ich weiß bestens Bescheid. Außerdem sind Sie kein Verkehrspolizist, zumindest keiner im Dienst. Und selbst, wenn… Ich stehe hier in keiner Halte- und in keiner Parkverbots-Zone. Also, Mister, scheren Sie sich zum Teufel.«
    »Undank ist der Welt Lohn«, brummte ich.
    Ich wußte jetzt, daß außer ihr niemand im Wagen saß. Demnach bestand kein Grund zur Aufregung. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Gilvan eine Frau losschickte, um Nora zu überwachen. Trotzdem — mein Instinkt signalisierte Gefahr. Ich blieb hartnäckig. »Sie warten auf jemanden, Madam?«
    »Ganz im Gegenteil. Ich sitze nachts immer hier herum. Ich bin ein

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