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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu Kostenlos Bücher Online Lesen
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aussuchen konnte. Und die Männer, die ihn im Notfall unterstützen konnten.
    Die Story vom fairen Kampf, den er jedem Gegner zubilligte, war nur ein Märchen. Seine Gegner hatten ihm gegenüber in keiner Phase der Auseinandersetzungen auch nur die geringste Chance gehabt.
    Ich begann zu schwitzen, und das nicht nur, weil die Sonne höher kletterte und weil es spürbar heißer wurde. Ich hatte nichts als ein Messer und meine beiden Fäuste, um mit dieser menschlichen Bestie fertig zu werden. Aber diese Dinge waren nutzlos, wenn ich es nicht fertigbrachte, sie mit dem Verstand zu lenken und im entscheidenden Moment richtig einzusetzen. Ich mußte einfach klüger sein als Sharon, oder cleverer — sonst hatte ich keine Aussicht auf Erfolg.
    Mir fielen die Ferienhäuser ein, von denen Sharon gesprochen hatte. Ich wußte nicht, wie weit es bis zur Südküste war, aber ich mußte die Häuser erreichen, noch ehe Sharon mich eingeholt hatte. Die Leute, die sich auf Nihoa ein Ferienhaus gebaut hatten, waren sicherlich Angler und Jäger, Menschen also, die sich hier ein gewisses Waffenarsenal hielten, um ihren Leidenschaften jederzeit frönen zu können.
    Ich marschierte los, stoppte aber, als mir klar wurde, daß ich wieder einmal das Falsche tat. Sharon konnte meine Frage nach den Inselbewohnern nicht mißverstanden haben. Es war leicht für ihn, daraus meine Reaktionen zu berechnen.
    Ich machte abermals kehrt und setzte den unterbrochenen Weg zum Hafen fort. Im Hafen gab es ein paar verlassene Lagerschuppen. Vielleicht bot sich dort eine Möglichkeit, Sharon eine Falle zu stellen.
    Als ich den Pier erreichte, war die Jacht, mit der ich die Insel angelaufen hatte, verschwunden. Das Wasser war klar genug, um die Umrisse des versenkten Bootes auf dem Grund erkennen zu können.
    Es war ein Jammer um die schöne Jacht. Ronald B. Sharon würde sie ersetzen müssen. Und das war nicht die einzige Rechnung, die er zu begleichen hatte. Ich machte kehrt und durchkämmte die verlassenen Lagerhäuser. Es hatte keinen Sinn, über Sharon nachzudenken. Jetzt kam es erst einmal darauf an, die Auseinandersetzung mit ihm zu bestehen.
    Die abgedeckten Schuppen mit den eingedrückten Türen und Fenstern boten in ihrem Innern einen trostlosen Anblick. Die Scherben und die zerbrochenen Dachziegel auf dem verrotteten Fußboden lagen so dicht neben- und übereinander, daß man keinen Schritt tun konnte, ohne dabei eine Menge Geräusche zu verursachen.
    Nachdem ich alle Schuppen durchkämmt hatte, entschloß ich mich, dem ehemaligen Marinestützpunkt einen zweiten Besuch abzustatten. Der Hafen bot jedenfalls kein wirklich brauchbares Versteck.
    Als ich den letzten Schuppen verließ, verspürte ich hinter mir einen Luftzug, der nichts mit dem natürlichen Wind zu tun hatte. Ich wollte mich umdrehen. Noch ehe ich dazu kam, traf mich etwas an der Schläfe.
    Es war ein mit brutaler Kraft geführter Schlag. Er riß mein Bewußtsein sofort in einen schwarzen brausenden Strudel, aus dem es kein Entrinnen gab. Ich kippte um und wurde ohnmächtig.
    ***
    Als ich wieder zu mir kam, war ich an Händen und Füßen gefesselt. Über mir war das wolkenlose Blau des Himmels. Und in mir war das trostlose Grau einer Mischung von Katzenjammer und hämmernden Kopfschmerzen.
    Ich drehte den Kopf zur Seite, um meine Umgebung zu mustern. Ich lag genau dort, wo ich zu Boden gegangen war, an der Schmalseite eines Lagerschuppens neben einem ausgehängten Tor. Da ich auf zerbrochene Dachziegeln gefallen war, lag ich keineswegs komfortabel. Auch aus anderen Gründen nicht. Schon nach den ersten Befreiungsversuchen stellte ich fest, daß die Stricke von einem Experten verknotet worden waren. Selbst die leiseste Bewegung verursachte reißende Schmerzen.
    Ich überlegte. War Sharon wortbrüchig geworden? Hatte er mich beschatten und vor Ablauf der »Vorgabe« kampfunfähig machen lassen? Obwohl ich Sharon für einen Mörder hielt, wagte ich das zu bezweifeln. Es stand fest, daß Sharon ein passionierter Jäger war, wenn auch einer, der seine Leidenschaft pervertiert hatte.
    Aber wer hatte mich niedergeschlagen und anschließend gefesselt? Ich fand keine Antwort. Ich wußte nur, daß ich von einem scharfkantigen Gegenstand getroffen worden war. Sicher war auch, daß ein Mann den Schlag ausgeführt hatte. Eine Frau wäre dazu kaum imstande gewesen.
    Die Sonne stieg höher. Die Stricke schnitten so tief in meine Haut ein, daß jede Veränderung meiner Lage mit erheblichen Schmerzen

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